Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
Womöglich konnte er dem Grauen noch einmal entkommen.
Da spürte er eine eiskalte Berührung an seiner Ferse. In einem Moment der völligen Klarheit wusste er, was geschehen war. Seine Hand hämmerte auf den Lichtschalter. Doch er hätte das Grauenhafte gar nicht sehen müssen. Er fühlte es.
Sein nackter rechter Fuß steckte vollkommen in der glitschigen Masse. Das glibbrige Etwas pulsierte und kroch bereits den Unterschenkel hoch! Frank Horner rang nach Atem, die Panik wollte ihn in ein dunkles Loch stürzen lassen. Alles drehte sich vor ihm. Obwohl er wusste, dass es sinnlos war, riss er eine Jacke von der Garderobe und versuchte das schleimige Etwas von seiner Haut zu reiben.
Es fühlte sich kalt an. Eiskalt.
Hatte so nicht schon Thomas am Telefon gesagt? Es ist eiskalt, aber es tut nicht weh.
Er schrie und rieb, bis ihm der Schweiß aus den Poren brach, aber die gelbe Masse ließ sich nicht abwischen. Sie war schon nach wenigen Sekunden untrennbar mit seinem Leib verbunden. Kurz darauf kroch genau dieselbe Kälte, die bereits seine Freunde gespürt hatten, auch durch Horners Körper.
Es war die Kälte des Todes …
1. Kapitel
»Rha-Ta-N’mys Vermächtnis.« Rani Mahay fühlte sich gar nicht wohl bei diesen Worten. Und doch sprach er sie immer wieder aus. »Wir müssen es finden! Wir müssen ganz einfach, Danielle!«
Seine Begleiterin war eine wahre Schönheit – groß, schlank, mit dunklem Haar. Die beiden lagen nebeneinander auf dem ebenso breiten wie alten Bett in ihrem Hotelzimmer. Bei jeder Bewegung knarrte es, als wolle es in sich zusammenbrechen. Rani hatte ernsthaft überlegt, auf dem Boden zu schlafen. Immerhin besaß er ein beträchtliches Körpergewicht. Allerdings befand sich kein Gramm Fett am Körper des Inders. Rani war kräftig und muskulös, ohne deswegen wie ein Muskelprotz zu wirken. Das liebte insbesondere Danielle de Barteauliee an ihm, die in ein leichtes Seidennachthemd geschlüpft und danach zu ihm unter die Bettdecke gehuscht war. Momentan jedoch hatte Rani keinen Blick für seine Freundin. Seine Gedanken waren bei der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my und ihrem Vermächtnis, das offenbar vor allem aus der geheimnisvollen ›Chronik der Totenpriester‹ bestand, deren Spur Rani und Danielle in Österreich auf dem Schloss des verrückten Malers Michael Bornier aufgenommen hatten.1
Danielle schaute ihn an. »Wenn du nicht bald still bist, Rani, versuche ich dich mit meinen Hexenkräften zum Schweigen zu bringen! Vielleicht gelingt es mir ja, einen hübschen kleinen Knoten in deine Zunge zu drehen!«
»Weißt du was mich erstaunt?«, erwiderte er mit ernster Miene.
»Hm?«, brummte sie.
»Dass deine Augen eben keine Blitze verschossen haben.«
»Darauf erwartest du doch wohl keine Antwort? Und jetzt lösch dein Licht. Wir müssen schlafen! Denn wenn wir das Erbe der Dämonengöttin unschädlich machen wollen, dürfen wir nicht als übermüdete Schwächlinge durch die Gegend torkeln.«
Ein heimlicher Zuhörer hätte glauben müssen, zwischen den beiden stehe es nicht gerade zum Besten. Doch Rani Mahay und Danielle de Barteauliee waren ein Herz und eine Seele. Seit sie sich kannten, wurde ihre Beziehung von Tag zu Tag enger. Im Laufe der Zeit, die sie auf der unsichtbaren Insel Marlos verbracht hatten oder auch im gemeinsamen Kampf gegen die Dämonen des Grauens, hatten sie sich lieben gelernt.
Der Inder knipste die Nachttischlampe aus, und im Zimmer wurde es dunkel. Er glaubte nicht, dass er genug Ruhe finden konnte, um einschlafen zu können. Zu sehr beschäftigte ihn das, was in den letzten Tagen geschehen war. Seit keine unmittelbare Gefahr mehr für ihr Leben bestand, fuhren seine Gedanken Karussell.
Sie hatten nach der Vernichtung der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my ein ruhiges Leben auf Marlos erhofft – doch diese Hoffnung hatte sich auf brutale Weise als Seifenblase entpuppt, die inzwischen geplatzt war.
Nun wussten sie, dass Rha-Ta-N’my zwar tot war … aber dass ihre Magie und ihr verhängnisvoller Zauber dennoch wieder auf geheimnisvolle Weise auf der Erde wirkten. Außerdem hatte die dunkle Göttin der Dämonen ein Erbe hinterlassen, das sich im Original der mysteriösen ›Chronik der Totenpriester‹ manifestierte. Immer wieder waren Rani, Danielle und Björn Hellmark alias Macabros, der Herr von Marlos, während der vergangenen Jahre auf Hinweise gestoßen, dass es mit diesem Buch eine besondere, unheilvolle Bewandtnis hatte. Meistens waren jedoch nur
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