Mach doch - Roman
Wirklichkeit, während er sie so rasch herumwirbelte, dass ihre Füße kaum den staubigen Boden berührten.
Seine Frage war ihr unangenehm. Zu persönlich. Zu aufdringlich.
Doch er starrte sie unverwandt an, mit diesen neugierigen Augen, und wartete auf eine Antwort.
»Ich bin bloß zu Besuch hier. Und du?«
»Ich lebe hier.« Er wirbelte sie ohne Vorwarnung herum, mit dieser Mischung aus Anmut und Kraft, der er sein Talent zum Spitzensportler verdankte.
Dann zog er sie wieder an sich, und als sie seine muskulösen Oberschenkel streifte, erwachte in ihr eine Begierde, wie nur er sie in ihr hervorzurufen vermochte.
»Schicke Maske«, sagte er, ohne den Blick abzuwenden.
»Danke. Ich bin froh, dass du keine trägst, so kann
ich dein Gesicht sehen.« Sie hätte nur zu gern die Hand ausgestreckt, um sein markantes Kinn zu berühren, seine von Bartstoppeln übersäten Wangen.
»Und mir gefällt, was ich von deinem Gesicht sehen kann«, murmelte er heiser. »Warum hast du dich gerade für diese Maske entschieden?« Er fuhr mit dem Finger den asymmetrischen Rand nach.
»Weil sie förmlich ›Nimm mich‹ zu rufen schien.«
Seine Augen blitzten auf. »Du fährst nicht ganz zufällig einen roten Porsche?«
Sie grinste. »Doch, ganz zufällig. Woher weißt du das?«
»Erstens passt das zu dir, und zweitens befinden wir uns in einer kleinen Stadt, in der man kaum je unbekannte Gesichter – oder Autos – sieht. Dein Wagen sticht einem einfach ins Auge.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Du ebenfalls.«
Dann beugte er den Kopf, und sie tanzten schweigend weiter, Stirn an Stirn. Es war eine wahrhaft magische Nacht, und Lauren musste zugeben, dass sie mehr wollte als nur einen Tanz.
Sie wollte ihn; und seine pralle Männlichkeit, die sich an ihren Bauch schmiegte, ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sie ebenso begehrte.
Mit dem Song war auch ihr sinnlicher, intimer Tanz vorüber. Das nächste Lied war eine schwungvolle, schnelle Nummer. Sie blieben stehen und blickten einander in die Augen.
»Mir ist heiß«, murmelte Lauren.
Jason hatte einen dunklen Glanz in seinen Augen,
den sie nur zu gut kannte. »Was hältst du davon, wenn wir die Fliege machen?« Er wartete ihre Antwort ab, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.
Lauren hatte das deutliche Gefühl, dass dies einer jener einschneidenden Momente war, die einem das Leben so selten bietet. Sie brauchte diese Nacht.
»Die Entscheidung liegt bei dir.«
Sie schluckte, obwohl ihr Entschluss bereits feststand. »Dann mal los.«
Er lächelte, sichtlich überrascht und erleichtert zugleich. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er den Kopf gebeugt und ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt; eine flüchtige Berührung, nach der ihre Lippen kribbelten und ihre Sinne verrücktspielten. Ihr schwindelte.
Jetzt musste sie nur noch dafür sorgen, dass sie die Maske aufbehielt, und dass Jason zu beschäftigt war, um es zu bemerken oder sich daran zu stören.
Jason genoss ihre kleine Scharade in vollen Zügen und fragte sich, wie weit Lauren wohl gehen würde. Er ergriff ihre Hand und führte sie zu einer leerstehenden Scheune in einer Ecke. Als Teenager hatten sie sich oft an solchen Orten getroffen, auch hier. Ob sie sich wohl daran erinnerte?
»Früher haben mein Cousin und ich hier öfter mal ein paar Dosen Bier getrunken«, sagte er und deutete auf die Scheune. Hoffentlich war sie auch wirklich leer!
»Ah, du warst also ein schlimmer Junge, wie?«
»Eine Weile, ja.« Er verstärkte den Griff um ihre Finger. »Bis ich mein Lebensziel gefunden hatte.«
Er rief sich in Erinnerung, wie er ihr von seiner Rabaukenvergangenheit erzählt hatte. Dass er in der Highschool ein Tunichtgut gewesen – und stolz darauf war. Bis er mit sechzehn das Snowboarden für sich entdeckt hatte, das er viel cooler als Skifahren gefunden hatte; ein Wintersport für Draufgänger, der Jasons Leben nachhaltig verändern sollte. Damit war seine Begeisterung geweckt gewesen. Plötzlich hatte er ein Ziel gehabt, und dieses Ziel hieß olympisches Gold.
»Und heute Abend bist du wieder ein schlimmer Junge. Heißt das etwa, dass du dein Ziel aus den Augen verloren hast?«, fragte sie sanft. Ihre leise Stimme klang einfühlsam. Zu einfühlsam.
Offenbar hatte sie von dem Skandal gehört und hoffte, er würde sich ihr anvertrauen. Er schluckte die Erklärung, auf die sie hoffte, hinunter. Ja, er wollte seinen Kummer mit ihr teilen, und er wusste, sie würde ihn verstehen. Doch er
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