Mach doch - Roman
Tat ertappt zu werden, in einer Stadt, in der Tratsch und Klatsch an der Tagesordnung standen. Tratsch und Klatsch über die Perkins-Sippe. Und im Augenblick war sie die einzige Perkins weit und breit.
»Los, runter von mir!« In ihrer Panik stieß sie ihn
von sich, sprang auf und griff hastig nach ihren Kleidern.
In Windeseile war sie angezogen. Jason war trotzdem schneller, wie es sich für einen Mann gehörte.
»Hallo? Das Licht ist an. Kommt runter und zeigt euch«, rief die Stimme von unten.
Das klang nach Sharon.
Lauren runzelte die Stirn. Sie hatte jetzt weder Lust, sich ihrer Freundin zu stellen, noch ein offenes Gespräch mit Jason zu führen. Eigentlich wollte sie beiden nur noch möglichst schnell den Rücken kehren und sich etwas sammeln. Sie musste sich erst über ihre Gefühle klarwerden, ehe sie sich weiter mit den Geschehnissen des heutigen Abends auseinandersetzte. Mit heftig klopfendem Herzen knöpfte sie ihre schwarze Jeans zu, streifte ihr Oberteil glatt und zupfte sich Staubfusseln und Strohhalme von den Kleidern. Es musste ja nicht jeder gleich wissen, dass sie auf dem Heuboden einer Scheune Sex gehabt hatte.
Auf eine derartige Blamage legte sie nun wirklich keinen Wert. Sie hatte schließlich ihren Stolz, und außerdem war sie ein anständiges Mädchen.
Während sie zur Leiter hastete, kämmte sie sich mit den Fingern noch schnell die Stirnfransen. Hoffentlich war ihre Maske nicht verrutscht.
»Warte!« Jason erwischte sie gerade noch am Arm.
»Nicht jetzt.«
Er warf ihr einen belustigten Blick zu. »Dann also ein andermal, ja?«
Sie legte erneut die Stirn in Falten, dann machte sie
sich auf den Weg. Unten riskierte sie einen Blick über die Schulter.
Sharon stand an der Tür, durch die sie die riesige Scheune betreten hatte.
Zum Glück gab es auch einen Hinterausgang. Lauren düste los, ohne ihre Freundin eines weiteren Blickes zu würdigen, und blieb auch nicht stehen, als diese ihren Namen rief.
Sie wollte nur noch weg, hinaus in die frische Luft, in die Freiheit.
Kapitel 3
»Lauren! Komm zurück!«
Auch Jason kam die Stimme, die sein Schäferstündchen mit Lauren unterbrochen hatte, bekannt vor.
Er kletterte über die Leiter nach unten und ging auf die Bürgermeistergattin zu, die noch ganz verdattert auf die Tür starrte, durch die Lauren soeben getürmt war. »Hallo, Sharon, was suchst du denn hier?«
Es hätte schlimmer kommen können – er hätte zum Beispiel von einem seiner neugierigen Anverwandten erwischt werden können. Wenn jemand ein Geheimnis zu wahren wusste, dann Sharon Stern.
Sie fuhr herum. »Jason! Ich … Richard hat mich gebeten, mal nachzusehen, ob er heute Nachmittag seine Jacke hier vergessen hat.« Sie starrte ihn einen Augenblick wortlos an.
Natürlich war ihr klar, was er hier getrieben hatte. Erwartete sie eine Rechtfertigung? Sie war eine der wenigen, die von seiner Beziehung zu Lauren gewusst hatten, und eine der wenigen, die sie deswegen nicht verurteilt hatten. Jetzt jedoch sah es ganz danach aus, als wollte sie es tun. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und betrachtete ihn missbilligend.
Schließlich schnaubte sie. »Was soll das, Jason? Lauren ist nur für ein paar Wochen in der Stadt, bis sie das Haus ihrer Großmutter verkauft hat. Wenn du ihr noch einmal das Herz brichst, dann reiße ich dir eigenhändig den Kopf ab, das schwöre ich dir.«
Typisch, diese verdammte Loyalität unter Frauen, dachte er. Dann stutzte er. »Was soll das heißen, ›wenn du ihr noch einmal das Herz brichst‹? Damals wurde sie von ihrer Großmutter zu ihren Eltern zurückgeschickt, und das war das Ende vom Lied.«
Und er hatte den harten Kerl gemimt und sich nicht anmerken lassen, wie sehr er unter dem Ende der Beziehung litt. Er hatte sich mit ganzer Kraft in die Verwirklichung seines Traumes gestürzt, um sich nicht mit seinen Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen zu müssen.
Sharon machte eine abwehrende Handbewegung. »Vergiss es. Ich halte mich da raus.«
Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. »Also gut.«
»Was soll das heißen – also gut?«
»Das heißt, ich werde selbst Licht in die Angelegenheit bringen.« Denn das Wiedersehen mit Lauren hatte ihn in eine Hochstimmung versetzt, wie er sie seit langem nicht mehr verspürt hatte.
Lauren. Seine gesamte Familie hatte es nicht geschafft, ihn nach dem abrupten Ende seiner Karriere aufzumuntern und aus seiner Lethargie zu reißen. Wenn es im Zusammenhang mit ihrer unfreiwilligen
Weitere Kostenlose Bücher