Mach mich Glücklich!
werde mich sofort auf die Suche nach einer neuen Wohnung machen müssen. Ich hatte gehofft, mir damit Zeit lassen zu können, bis ich von meinem nächsten Job auf der Argosy zurückkomme, aber das Schicksal hat es wohl anders gewollt. Die Vorstellung, mich von diesem Typen vertreiben zu lassen, gefällt mir zwar nicht, aber ich habe nicht die geringste Lust, mit ihm zusammenzuwohnen.«
»Überleg es dir noch mal.« Mimi strich eine lange Strähne ihres kunstvoll gefärbten, honigblonden Haars zurück, die ihr über die Schulter gefallen war. »Schätzchen, ich rate dir, sag dem Mann die Wahrheit. Vielleicht kriegt er wegen seiner ekelhaften Unterstellungen ein so schlechtes Gewissen, dass er dich dort umsonst wohnen lässt.« Sie grinste breit. »Und dann rückt der Termin der feierlichen Eröffnung deines Restaurants gleich viel, viel näher.«
Lily lachte kurz auf. »Ich bezweifle, dass Zach Taylor in seinem Leben schon mal irgendetwas peinlich gewesen ist. Abgesehen davon ist unser Verhältnis an einem Punkt angelangt, von dem aus kein Weg zurück zu einem zivilisierten Umgang führt.« Der flüchtige Gedanke an seine Lippen mit der feinen weisen Narbe erinnerte sie daran, dass sie noch ein paar rote Blutkörperchen besaß, die ihr gehörig einheizen konnten, und sie rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. »Nein«, sagte sie mit großer Entschiedenheit, um das Bild zu vertreiben. »Mein Traum muss wohl noch einen oder zwei Monate warten.«
»Wenn du meinst«, sagte Mimi. »Aber ich glaube, du machst einen Fehler.«
Lily bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Das wäre nicht der erste.« Dann nahm sie die Speisekarte. »So. Weißt du schon, was du als Nachspeise nimmst? Ich habe bereits von verschiedenen Seiten gehört, dass das Tiramisu hier fantastisch ist. Das muss ich unbedingt probieren.«
Zach öffnete auf ein herrisches Klopfen hin die Tür und war im ersten Moment erstaunt, als er sah, wer davor stand. Von allen Leuten, die er auf seiner Schwelle vermutet hätte, wäre John Miglionni so ungefähr der Letzte gewesen.
Aber da stand er, sein ehemaliger Kamerad bei den Marines, gegen den weiß verputzten Türbogen gelehnt, die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben. Er verzog sein braun gebranntes Gesicht zu einem breiten Grinsen und entblößte dabei zwei Reihen blendend weißer Zähne. »Hallo, Midnight«, sagte er lässig. »Lange nicht gesehen.«
»Rocket!« Die Freude über das Wiedersehen riss Zach aus seiner Erstarrung. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, er trat einen Schritt vor, und die beiden Männern klopften sich zur Begrüßung auf die Schultern. Als Zach wieder zurücktrat, entdeckte er den glatten schwarzen Pferdeschwanz in Johns Nacken, und er zog leicht daran. »Was haben wir denn da? Ich mag ja nicht mehr der Jüngste sein, aber zumindest sehe ich wie ein guter Amerikaner aus. Wann hast du dir denn dieses süße Schwänzchen wachsen lassen?«
»Leck mich, Taylor.«
»Besser nicht. Ein paar von uns machen das noch immer lieber beim weiblichen Geschlecht.«
Sie grinsten einander an, zufrieden, mal wieder einige Derbheiten losgeworden zu sein, und das erste Mal, seit er nach Hause gekommen war, fühlte sich Zach wieder eins mit sich selbst. Er machte eine auffordernde Handbewegung. »Beweg deinen Hintern ins Haus«, befahl er. »Gott, wie lange ist es her? Zwei Jahre? Was führt dich in diese Gegend?«
»Mein letzter Fall.« John folgte Zach in die Küche, wo dieser zwei Bier aus dem Kühlschrank holte. »Nachdem ich ihn unter Dach und Fach gebracht hatte, dachte ich mir, dass es eine Schande wäre, wenn ich nicht bei dir vorbeischaue, da ich schon mal in L. A. bin.«
»Braver Junge.« Zach reichte ihm ein Bier, sie öffneten die Flaschen und schnippten die Kronkorken in die Spüle, dann traten sie an den Küchentisch. »Mann, tut das gut, dich zu sehen, John.« Zach forderte seinen Freund mit einer Geste auf, Platz zu nehmen, und zog sich selbst einen Stuhl heran. »Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen? Findest du es immer noch so aufregend, Sherlock Holmes zu spielen?«
»Ja, ich find's klasse.« Rocket lehnte sich zurück, streckte seine langen Beine aus und stützte die Flasche auf seinem flachen Bauch ab. »Meistens. Manchmal nervt's mich auch, wie damals, als ich es nicht zu Coops Hochzeit geschafft habe, weil ich gerade mitten in ein paar Fällen steckte, die die laufenden Kosten deckten und die ich deswegen nicht auf die lange Bank
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