Mach mich wild!
zusammenbrach und Kate unter sich begrub. Der Unbekannte feuerte alle Patronen ab, bevor er blitzschnell hinter dem Turm verschwand. Keine fünf Sekunden später raste ein Auto mit komplett verdunkelten Scheiben an ihnen vorbei und verschwand im Regenschauer.
Die Zeit schien stillzustehen. Kate hörte ihr eigenes Herz in ihren Ohren klopfen und stellte sich auf den Schmerz ein, der bald kommen würde. Sie musste getroffen worden sein, denn überall war Blut. Aber es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass es nicht ihr Blut war. Nathan lag reglos auf ihr und nahm ihr die Luft zum Atmen. Er hatte sich vor sie gestellt, um sie zu beschützen.
»Nathan?«, fragte sie kaum hörbar, während sie versuchte, sich unter ihm hervorzuwinden.
Er stöhnte, als sie es endlich geschafft hatte und vorsichtig seinen Kopf auf die nasse Wiese bettete. »Kate?«
»Pst, nicht sprechen.«
Blut lief aus seinem Mundwinkel, das er mit der Zunge aufleckte, bevor der Regen es wegspülte.
»Ich werde einen Krankenwagen rufen!« Kates Hände zitterten so stark, dass sie es kaum schaffte, ihr Handy aus der Tasche zu ziehen. Sie wusste, dass er keine Überlebenschance besaß. Sein Oberkörper war förmlich durchsiebt. Aus zahlreichen Öffnungen sickerte Blut und verfärbte sein Hemd.
»Es tut mir so leid, Nathan.« Tränen und Regen nahmen ihr die Sicht. Sie konnte die kleinen Tasten auf ihrem Handy nicht erkennen.
»Hey«, hörte sie Nathan flüstern. »Die können mich nicht retten.« Er nahm ihr das Handy mit schmerzverzehrtem Gesicht aus der Hand und warf es in die Wiese.
»Was tust du?«
»Bring mich ins Temptation«, presste er heraus und versuchte sich aufzurichten. Wie er das in seinem Zustand schaffte, war Kate ein Rätsel.
»Du musst ins Krankenhaus!«
Nathan drückte seine Hände auf den blutverschmierten Bauch. »Dafür ist es zu spät. Nur Duncan und Riana können mich noch retten.«
Kate verstand nichts von dem, was er nuschelte. »Was redest du für wirres Zeug!«
»Kate!« Er packte ihr Handgelenk und zog sie zu sich. »Ich darf nicht sterben, denn dann kann ich dich nicht mehr beschützen. Erst wenn ich diesem Vampir die Kehle aufgeschlitzt habe ...«
Kates Atem stockte. »Du weißt, was er war?«
Er gab ihr keine Antwort, sondern rappelte sich auf die Beine. Kate fragte sich abermals, wie er das schaffte. Er müsste längst tot sein! Dennoch half sie ihm so gut sie konnte zum Auto, wo er auf den Rücksitz kroch und sich zusammenrollte.
»Wie können dir Ria und Duncan helfen?« Kate startete den Wagen und blickte sich um, aber Nathan bewegte sich nicht mehr.
»Nathan!« Entgegen aller Vernunft trat sie aufs Gaspedal und fuhr schnurstracks zum »Temptation«.
***
Nach mehrmaligem Klingeln öffnete eine total verschlafene Riana die Hintertür des Gebäudes, in der sich Duncans Wohnung befand. »Kate, was ist denn los?«, murmelte sie und blinzelte, bevor sie einen Schritt zurück in den dunklen Flur machte. Dort zupfte sie an ihrem T-Shirt, das ihr gerade mal über den Po reichte. Aber als der blutüberströmte Nathan im Türrahmen zusammenbrach, schien sie mit einem Mal hellwach.
»Duncan!«, schrie Riana aus Leibeskräften, sodass es Kate in den Ohren klingelte.
Sofort kam der dunkelhaarige Hüne angelaufen. Er war nur mit einer Pyjamahose bekleidet.
»Verflucht, Nathaniel!« Duncan griff ihm augenblicklich unter die Arme, um ihn nach oben zu ziehen.
Nathaniel?, wunderte sich Kate, während sie hinter Riana und Duncan herlief, die Nathan in ihre Mitte genommen hatten. Kate fragte sich, wie Riana, dieses zierliche Persönchen, so stark sein konnte. Gemeinsam mit ihrem Freund trug sie Nathan die Treppen hinunter in die Souterrainwohnung, als würde er nichts wiegen. Auf dem gefliesten Küchenboden legten sie ihn ab. Duncan riss ihm förmlich das Hemd vom Körper, wobei es so aussah, als hätte er plötzlich Krallen anstatt Fingernägel.
Kate wurde beim Anblick von Nathans durchlöchertem Oberkörper speiübel. Riana drückte sie an den Schultern zurück in den Flur. »Du solltest das nicht mit ansehen.«
»Was ist los? Was macht Duncan mit ihm?« Tränen standen ihr in den Augen. Kate wusste, dass Nathan nicht mehr lange leben würde. Ja, es grenzte an ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte!
»Er wird ihn retten«, sagte Riana knapp.
»Ich muss zu ihm!«
»Nein, Kate!« Rianas Stimme klang plötzlich rau. Ihre Pupillen hatten sich zu Schlitzen verengt, ihre Nasenflügel blähten sich.
Kate stockte
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