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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Gehässigkeit von Parasiten. Es war etwas anderes.
    Vor allem aber schien der Araber genauso scharf auf Geld zu sein wie Niklas. Was Mahmud mit dem Geld vorhatte, war Niklas egal. Geld war ein Mittel zum Zweck. Aber vielleicht, ganz vielleicht würde der Araber ihm in anderer Hinsicht zupasskommen. Benjamin war ein Verräter. Die Anarchofeministenaktivistinnen nicht willens, an der Operation teilzunehmen. Mama Catharina war raus aus dem Spiel. Der Araber könnte ein Puzzleteil in seinem Krieg werden.
    Nach dem Duschen aß er erneut etwas. Seine finanzielle Situation spitzte sich langsam, aber sicher zu. Er mochte im Moment gar nicht daran denken. Er wusste nicht, was er machen sollte.
    Setzte sich in den Ford. Vermisste in gewisser Weise den Audi. Er musste nachdenken.
    Fuhr langsam. Überlegte, welches Ziel er ansteuern sollte.
    Musste wieder an seine Finanzen denken.
    Er fuhr stadtauswärts. Dachte weiter über Mahmud nach. Wofür würde er den Araber gebrauchen können? Die Leute von Biskops-Arnö hatten lediglich dumm rumgelabert. Sie drehten sich nur um sich selbst – der Rest der Gesellschaft pfiff auf sie. Dann kam ihm Mama wieder in den Sinn. Warum konnten sie nicht mehr miteinander reden? Warum konnte sie es nicht akzeptieren? Alles, was er tat, tat er schließlich für sie.
    Niklas sah sich um. Es war irgendwie komisch. Er befand sich in Edsviken, Sollentuna. Dort, wo Nina Glavmo-Svensén wohnte. Die Frau, die ihm den Audi verkauft hatte. Er sah ihre grünen Augen vor sich. Das Kind auf dem Arm. Ihr schiefes Lächeln.
    Er erreichte ihre Straße. Der Hedvigsdalsväg führte wie eine Arterie durch das Villenviertel. Die Nebenstraßen hingegen erschienen wie kleine Äderchen, die sich in die inneren Sphären der Idylle hineinschlängelten.
    Da, dreißig Meter entfernt, lag die Villa, in der sie wohnte. Nummer einundzwanzig. Die gelbe Holzfassade leuchtete im Nieselregen nicht so wie damals im Sommer, als er dort gewesen war. Die Bäume ohne Laub. Er versuchte sich vorzustellen, wie es ihr ging. Ein Mann, der ihr das Recht auf ein eigenes Leben versagte. Sie brauchte Niklas. Das war klar. Völlig klar.
    Der Wagen rollte langsam voran. Er lehnte den Kopf zurück. Versuchte, durchs Fenster reinzugucken. Festzustellen, ob Licht brannte. Fünfzehn Meter vom Haus entfernt. Er sah, dass das Garagentor geschlossen war. Die Farbe des Herbsthimmels wie verchromter Stahl. Nina lebte irgendwo da drinnen im Warmen.
    Er spürte es: Sie war zu Hause. Fuhr am Haus vorbei. Langsam. Schielte zur Seite. Reckte sich, um einen Blick in die Räume zu erhaschen. Registrierte eine Bewegung im hinteren Teil von einem der Zimmer. Sie war da.
    Niklas bog rechts ab. Fuhr einen Hügel hoch. Schweiß an den Handinnenflächen. Das Lenkrad klebte. Wieder rechts. Runter. Zurück in ihrer Straße. Sein Herz pochte. Nummer elf. Bumm. Nummer fünfzehn. Bumm. Gleich kam Nummer einundzwanzig.
    Er wollte so gerne klingeln. Sie sehen. Sie berühren. Und sie wollte ihn bestimmt auch sehen.
    Er hielt vor dem Haus an. Schade, dass er den Audi nicht mehr hatte. Dann hätte Nina sich bestimmt gefreut.
    So gefreut.

45
    Jasmine tauchte spät im Club auf. Thomas bemerkte es sofort. Er hatte den Eindruck, dass heute Abend etwas anders an ihr war. Sie trug eine Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen, einen weiten Kapuzenpulli, einen knielangen Rock über engen Jeans. War solariumgebräunt wie eine Mulattin nach zwei Wochen an einem südländischen Badestrand. Was war anders an ihr? Er schaute noch mal hin. Sie wollte irgendwas verbergen. Die Wahl ihrer Kleidung sprach eine deutliche Sprache: der Kapuzenpulli, der Rock. Die Bräune, die Kappe.
    Dann sah er es: die Lippen. Sie wölbten sich vor, wie bei jemandem, der einen Schmollmund zieht. Dann sah er noch mehr: ihre Brüste. Wölbten sich ebenso heftig vor – entweder hatte sie sich zwei Handbälle unter den Pulli gesteckt oder, was wahrscheinlicher war, jede Titte mit mindestens einem Kilo Implantat aufgefüllt.
    Thomas grinste. »Tja, was soll ich sagen, du siehst aus wie das blühende Leben.«
    Jasmine gab sich anfänglich todernst. Tat, als verstünde sie nicht. Nach drei Sekunden: Sie grinste zurück. »Wie findest du’s?«
    Thomas streckte die Daumen hoch. »Ja, doch. Aber die Lippen? Die werden doch noch schmaler, oder?«
    Jasmine lachte. »Ich glaub schon. Ich werd die Branche wechseln, da brauch ich das hier.«
    »Lypsylmodell, oder?«
    »Ha ha, sehr witzig. Ich will Karriere machen.«
    »Aha.

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