Mach sie fertig
vor, informierte ihn über den letzten Klatsch über Britney, ihre Zukunftspläne: ein eigenes Solarium aufzuziehen. Mahmud dachte: Hoffentlich versauten es die Jugos ihr nicht. Sie erzählte ihm von den üblen SMS , die sie von ihrem Ex bekommen hatte.
Mahmud sagte: »Er wird es nicht wagen, was zu unternehmen. Der Blödmann.«
Jamila seufzte. »Ich weiß nicht, Mahmud. Er ist verrückt. Und dieser Niklas ist ja inzwischen ausgezogen. Er war so süß.«
»Ja, der schien cool zu sein. Wo ist er denn hingezogen?«
»Nicht weit weg.« Er hatte ihr die Adresse genannt.
»Okay, steht er auf dich? Du weißt ja, was Papa über ihn sagen wird.«
»Er scheint nicht so einer zu sein. Ich glaub, er will mir nur helfen. Ehrlich.«
»Kann schon sein.«
Mahmud kam eine Idee. Niklas schien schließlich ein vernünftiger Schwede zu sein. Außerdem: der reinste Kommandosoldat. Vielleicht sollte er ihn besser kennenlernen. Und noch eins: Der Kommandotyp würde hin und wieder nach Jamila sehen können. Jamila gefiel die Idee. Sie, die normalerweise schrie und sich stur stellte, wenn Papa davon redete, dass man öfter ein Auge auf sie haben müsste. Mahmud grinste über sie. »Komm schon, Schwesterherz, du bist heiß auf diesen Schweden. Gib’s zu.«
Sie beschlossen, zu ihm zu gehen. Niklas wohnte nicht weit entfernt.
Sie klingelten an seiner Tür.
Niklas öffnete. In seinem Gesicht war sowohl Verwunderung als auch Freude zu lesen. Begann sich in seinem einigermaßen verständlichen Arabisch mit Jamila zu unterhalten. Mahmud betrachtete den Typen zum ersten Mal eingehender. Trug ein T-Shirt mit der Aufschrift DynCorp: spannte über der Brust und den Oberarmmuskeln. Der Typ sah ziemlich durchtrainiert aus. Nicht wie Mahmud – die Statur eines Geldschranks – eher zäher, sehniger, ausdauernde Muskeln. Er fragte sich, was DynCorp zu bedeuten hatte. Er sah verschwitzt aus. Vielleicht trainierte er gerade zu Hause. Mahmud versuchte, einen Blick in die Wohnung zu erhaschen. Erblickte einen Computer, ein Bett, jede Menge Papiere, Werkzeug, Müll. Sah noch etwas, auf dem Tisch: ein langes blankes Messer. Shit, Niklas schien ein bisschen psycho zu sein.
Nach einer Weile gingen sie wieder. War ziemlich nett. Jamila aufgekratzt. Mahmud musste erneut loslachen.
»Vergiss ihn. Du weißt doch, was Papa denkt.«
Jamila wandte sich ihm zu. Ernster Blick.
»Sag mir nicht, was Abu zu mir sagen wird. Wenn er auch nur ein Zehntel von dem wüsste, was du machst, würde er sterben.«
Mahmud blieb stehen. »Was sagst du da?«
»Du weißt genau, was ich meine. Er würde sich zu Tode schämen.«
Der Hieb saß. Bohrte sich tiefer. Noch tiefer.
Schämen.
Zu Tode.
Er wusste, wie recht sie hatte.
Sein gesamter Körper schrie es heraus. Halt dich fern von ihnen. Steig aus, bevor es zu spät ist. Mach Schluss mit den Jugos.
44
Niklas stand aus dem Bett auf. Müder als sonst. Nur vier Stunden Schlaf. Seine Kameras liefen während der Nächte heiß. Die Filme, die er im Schnelldurchlauf abgespult hatte, zeigten nichts Interessantes. Aber bald würde es so weit sein. Er brauchte Beweise. Gerechtigkeit war sein Ding. Über Strömberg, Ngono, Jonsson wusste er bereits genug. Niklas ein Mann der Ehre: Wenn sich herausstellen sollte, dass einer von ihnen unschuldig war, würde er nicht angreifen. Denn das hätte nichts mehr mit Moral zu tun: Das wäre sinnloses Agieren.
Nach dem Frühstück spannte er sich den Brustgurt seiner Pulsuhr um. Zog Unterwäsche und Trainingssachen an.
Die Luft war inzwischen kälter geworden. Der Asphalt nass. Er joggte in gemächlichem Tempo. Die Luft angenehm kühl zum Atmen. Herrlich.
Wieder zu Hause: Er trainierte Kata mit den Messern. Fühlte sich besser in Form als seit langem. Die Schwünge durch die Luft. Die bogenförmigen Bewegungen bildeten einen Zirkel im Raum. Peitschende Hiebe. Rasche Stöße. Das Messer musste den Impulsen der Handmuskeln folgen wie die Finger selbst.
Er duschte länger als gewöhnlich. Gestern war er Jamilas Bruder Mahmud zufällig wieder begegnet. Kein Typ, den er vor zehn Jahren hätte kennenlernen wollen. Noch weniger jemand, den er gerne da unten näher kennengelernt hätte. Die aktuelle Frage: War Mahmud jemand, den er jetzt kennenlernen sollte? Er würde ihn möglicherweise im Kampf unterstützen können. Niklas hatte kapiert, dass der Typ nicht gerade seine Ideale teilte, aber er hatte einen gewissen Drive. Das gewisse Etwas im Blick. Nicht diese funkensprühende
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