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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Bewusstsein. Ein unangenehmes, bedauernswertes Mysterium für all diejenigen, die denselben Hintergrund hatten wie Thomas – normale schwedische Mittelklassebürger, die noch wussten, wo ihre Wurzeln waren. Wem sie dafür zu danken hatten, dass sie sich dort befanden, wo sie heute standen.
    Olof Palme war vor über zwanzig Jahren eines Nachts auf offener Straße erschossen worden. Thomas besaß kein so starkes Interesse an Politikern wie sein Vater, der meinte: Palme – Schwedens international betrachtet angesehenster Politiker aller Zeiten. Ein Ehrenmann, ein Freund aller Normalo-Schweden. Hingerichtet mit einem blitzsauberen Schuss in den Rücken. Es war ein perfekter Schuss, das musste er zugeben.
    Drei Jahre später verurteilte das Landgericht Christer Pettersson für diesen Mord zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Der Typ war von Lisbet Palme während einer Gegenüberstellung erkannt worden. Außerdem behauptete man, dass Zeugen ihn am Tatort gesehen hätten und dass er genauso gehumpelt hätte, wie es der Täter getan hatte. Er: ein aggressiver, heruntergekommener Säufer. Wahrscheinlich ein idealer Sündenbock. Aber das hier war ein Mord an einem hohen Politiker. Man konnte jemanden nicht einfach aufgrund von Indizien und ungesicherten Verdächtigungen verurteilen – das Oberlandesgericht sprach Pettersson frei. Die Tat war ihm nicht zweifelsfrei nachzuweisen.
    Claes Rantzell, ehemals Claes Cederholm, tauchte einige Jahre später als einer der Hauptzeugen im Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens beim Obersten Gerichtshof durch den Generalstaatsanwalt des Landes auf. Die Staatsgewalt wollte Pettersson definitiv verurteilt wissen.
    Claes Rantzell: Drogenhändler, Strohmann, schließlich selber gezeichnet vom Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Er hatte ausgesagt, dass er Pettersson im Herbst 1985 , ein paar Monate vor dem Mord, einen Magnumrevolver der Marke Smith&Wesson vom Kaliber . 357 geliehen hätte. Außerdem war Pettersson am selben Abend, an dem der Mord geschah, zu Hause bei Rantzell gewesen, der in der Nähe des Tatortes wohnte. Rantzell war der am häufigsten vernommene Zeuge während der gesamten Voruntersuchungen, allerdings mit wechselndem Erinnerungsvermögen – Verleiher des Magnumrevolvers, Munitionsspender, Denunziant. Ein klarer Verleumder von Pettersson.
    Aber der Oberste Gerichtshof nahm das Verfahren nicht wieder auf. Der Antrag auf Wiederaufnahme wurde abgelehnt. So kam es nicht zu einem neuerlichen Prozess gegen Pettersson. Auch dieses Mal keine Verurteilung der Legende aus Sollentuna. Aber in den Augen der meisten war er dennoch der Schuldige. Lisbet Palmes falsch gedeuteter Fingerzeig plus die Behauptung über den Magnumrevolver taten ihr Übriges. Die Logik des schwedischen Volkes war simpel: Lisbet erkannte Pettersson aus irgendwelchen Zusammenhängen wieder, er hatte sich in der Nähe befunden, und er hatte Zugang zu einem Revolver von derselben Marke wie die Mordwaffe. Dazu kam: Er war ein aggressiver, heruntergekommener Säufer, was das Ganze in gewisser Weise erleichterte.
    Und jetzt war Rantzell ermordet worden. Es war nicht weiter verwunderlich – Männer wie Claes Rantzell starben entweder an Leberzirrhose und anderen Krankheiten, die Menschen mit nachlässiger Lebensführung befielen, oder eines gewaltsamen Todes.
    Aber hier: Jemand versuchte die Spuren auf eine allzu raffinierte Art und Weise zu verwischen.
    Das Ganze war zehnmal komplizierter, als er gedacht hatte, bevor er wusste, wer Rantzell eigentlich gewesen war.
    So viel komplexer, dass ihm schwindelig wurde.
     
    Die beiden Spuren nahmen langsam Form an. Adamssons Vergangenheit. Rantzell in der Gegenwart.
    Nach der nur teilweise geglückten Vernehmung mit dem an Alzheimer erkrankten Leif Carlsson musste er mit jemand anderem reden. Er hatte wieder daran gedacht, Hägerström anzurufen. Aber: nein, noch nicht.
    Von welchem der anderen Mitglieder der Truppe, des Einsatzkommandos, dem Adamsson angehört hatte, konnte er etwas erfahren? Malmström war tot. Adamsson sein Feind. Carlsson hatte er bereits vernommen. Blieben noch: Torbjörn Jägerström, Roger Wallén, Jan Nilsson, alle drei immer noch aktive Polizisten, sowie Carl Johansson und Alf Winge, von denen einer pensioniert war und der andere ein privates Sicherheitsunternehmen betrieb. Darüber hinaus musste er noch mehr über diesen Sven Bolinder herausfinden.
    Thomas entschied sich, mit Alf Winge zu beginnen: Der Kerl schien ein ruhiges Leben

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