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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Verrätst du mir auch, in welchem Metier, oder soll ich raten?«
    »Erotik.«
    Thomas schwieg etwas zu lange. Jasmine spürte seine Reaktion.
    »Was denn? Hast du Probleme damit, oder was?«
    Er wollte es nicht mit ihr ausdiskutieren. Sich vor den Leuten ausziehen und hin und wieder an der Kasse eines gut überwachten Striplokals zu sitzen, war vielleicht nicht gerade der weltbeste Job, aber dennoch – man verdiente gutes Geld. Und er hatte ja ein Auge auf den Abschaum. Pornos hingegen – erschienen ihm aus irgendeinem Grund anrüchiger. Obwohl er nicht erklären konnte, warum. Er mochte Pornos. Aber er mochte auch Jasmine – sie lachten viel. Nicht nur
über
dieselben Witze, sondern auch
gemeinsam
über dieselben Witze. So, als verstünden sie einander. Er wollte nicht, dass ihr irgendetwas Unangenehmes zustieß.
    »Der Produzent hat die Implantate und alles bezahlt. Ist absolut gratis. Kannst du das fassen? Weißt du, was solche Sachen hier kosten?«
    »Ich hab keine Ahnung. Aber ist es auch das Richtige für dich?«
    »Ja klar.« Jasmine zählte weitere Vorteile der Erotikbranche auf. Erzählte ihm von ihren Plänen, Karrieremöglichkeiten, der Aussicht, prominent zu werden.
    »Erotik ist eigentlich viel besser als Strippen. In Schweden kann man mit Strippen nichts verdienen. Und du weißt ja, Stripperinnen sind eigentlich Hexen mit miesem Charakter. Aber alle sagen, dass es in der Filmbranche genau andersherum ist. So wie one happy family.«
    Thomas hörte nicht länger hin. Es schmerzte ihn, ihr zuzuhören. Er hatte selbst zu viele Pornos gesehen, um sich Jasmine in den Szenen vorzustellen, zu denen er sich normalerweise einen runterholte.
     
    Später am Abend tauchte Ratko auf. Lachte laut auf, als er Jasmine sah. »Ich glaub, es wird gut für dich laufen, meine Liebe«, sagte er, als wäre er ihr Vater. Was für ein dummes Geschwätz.
    Ratko setzte sich neben Thomas. Legte ihm den Arm um die Schulter. Jasmine war drinnen und präsentierte ihre Show. Eine ihrer letzten.
    »Was hältst du von Jasmines Plänen?«
    Thomas schaute stur geradeaus. Fragte sich, was Ratko mit seiner Frage bezweckte. War das eine Provokation? Er schiss drauf – sagte immer, was er dachte.
    »Ich find es ziemlich beschissen. Ist ’ne üble Branche.«
    »Du findest also, dass das hier viel besser ist?«
    »Hier sorgen wir wenigstens für Ordnung und haben ein Auge auf die Leute.«
    Ratko antwortete nicht gleich. Thomas wandte sich ihm zu. »Wolltest du etwas?«
    Ein schiefes Lächeln auf Ratkos Lippen. »Du machst ’nen guten Job, Thomas. Wir sind zufrieden mit dir. Nur, dass du’s weißt.«
    Ratko stand auf. Ging rein in den Showroom.
    Thomas dachte nicht weiter darüber nach, was der Jugo gerade gesagt hatte.
    Sobald sich die Situation ergab, würde er nach Sven Bolinder fragen, dem sogenannten Financier, von dem Leif Carlsson gequatscht hatte.
     
    Er wachte gegen elf Uhr auf. Åsa war wie immer zur Arbeit gegangen, ohne ihn zu wecken.
    Im Badezimmer. Er ließ den Rasierschaum extrem lange einwirken. Rasierte sich sorgfältig: kurze Züge mit einer neuen Rasierklinge. Betrachtete sich im Spiegel. Versuchte nicht nur, sein Spiegelbild zu sehen, sondern auch sich selbst. Wer war er? Was wollte er?
    Er wusste, was er wollte: den Mörder von Rantzell ausfindig machen und sein Adoptivkind bekommen. Es kam ihm wie eine gewisse Balance vor. Ein Projekt, das er draußen zu lösen hatte. Und eins zu Hause. Aber wer war er eigentlich? Tagsüber ein ehrenwerter Bürger. Nachts gehörte er der Unterwelt an. Wie der Feind. Vielleicht war er der Feind?
    Er dachte an Leif Carlssons wirre Antworten. Dann dachte er an Christer Pettersson, der um ein Haar für den Palme-Mord verurteilt worden wäre. Es war nicht die Frage,
ob
es irgendwelche Verbindungen gab. Die Frage war eher,
wie
stark
sie waren. Schade, dass er Pettersson nicht mehr selbst fragen konnte. Der Typ hatte nämlich vor ein paar Jahren in Folge einer, wahrscheinlich natürlichen, Hirnblutung das Zeitliche gesegnet.
    Thomas hatte das, was jeder Schwede, der über dreißig war, über den Mord wusste, um sein ausführlicheres Wissen aus dem Corps erweitert. Außerdem hatte er sich in der letzten Zeit ja einiges angelesen.
    Langsam zeichnete sich ein Bild des in Schweden meist gesuchten Mannes – Christer P – ab. Die umfangreichste Mordermittlung jemals, ein nationales Trauma: ein ungelöster Mordfall an einem Ministerpräsidenten. Eine nicht verheilte Wunde im schwedischen

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