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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Shurgardlager- und Vorortwissenschaften zu halten. Er wusste, warum sie Außenbezirke wie diese aus dem Boden stampften. Sie schufen eine Welt, in der keiner auf die Idee kam, sich hochzuarbeiten. Immer schön auf dem Teppich bleiben und nicht aufmucken. Die Gesellschaft hatte ihn geformt.
    Nicht mal die Ladenschilder versuchten sie hier sexy zu gestalten: staatliche Zahnarztpraxis, Bibliothek, Coop Konsum, Swedbank, Wirtschaftsprüfer Håkansson & Hult, Friseur, Pastahaus – extra viel extra billig, Svedins Schuhe, Pizzeria, Apotheke. Und schließlich: Bigges Wurstgrill. Er setzte sich rein. Bestellte eine Sprite Light. Versuchte, per Handy ein paar Leute zu erreichen. Zuerst Robert, dann Tom, dann Javier, dann sein Schwesterherz. Keiner ging ran. Die Zeit schlich langsamer voran als ein altes Weib mit einem Rollator. Er wartete.
    Nach zwanzig Minuten kam Dejan rein. Der Typ ein hinterhältiger Motherfucker. Kroch Ratko für eine lumpige Krone in den Arsch. Redete schlecht über Araber, sobald sich die Gelegenheit bot. Sie schüttelten sich die Hand.
    Mahmud setzte sich in seinen Benz. Fuhr hinter Dejans Wagen her. Zuerst Hochhäuser. Dann Einfamilienhäuser. Dann Industriegebäude. Eine Menge Natur. Die Straße schlängelte sich. Raus aus dem Ghetto. Nach zehn Minuten: ein Schild. Camp Aussicht – Häuser und Caravans.
    Aufgestellt im Novemberregen: um die zwanzig Wohnwagen. Fünf abgewrackte fahrbare Untersätze. Lehmiger Matsch. Vereinzelt Bäume ringsum. Stromleitungen, von den Masten zu den Wohnwagen gezogen.
    Dejan parkte seinen Wagen. Mahmud stellte sich hinter ihn. Reinster Trailerpark.
    Dejan stieg in einen der Wohnwagen hoch. Die weiße Farbe gräulich. Ein ausgeblichener Aufkleber auf dem einen Fenster:
Auf ins Gästrikland
.
    Sie gingen rein. Rauch schlug Mahmud entgegen. Leise Radiomusik war zu hören. Zuerst sah er die Mädels nicht. Es schien, als wären sie ein Teil der Einrichtung. Grau, beige, braun. Lebensmittelverpackungen, Pizzakartons, Coladosen auf der Spüle. Sie saßen an dem winzigen Tischchen. Dunkelbraunes Haar. Schmal wie chinesische Essstäbchen. Die eine extrem blass. Dünne Lippen. Traurige Augen. Die andere: rosigere Wangen, aber noch dunklere Augen. Imitate von Marlboropäckchen vor sich. Trister Anblick. Dejan sagte etwas auf Russisch oder einer ähnlichen Sprache. Die Mädels wirkten teilnahmslos. Sahen nicht mal auf.
    Dejan erklärte in seinem miserablen Schwedisch: »Hier wir haben Natascha und Juliana. Vielleicht sie nicht Schärfste, was wir haben, aber sind okay.« Er grinste. »Hier ’ne Menge richtig scharfe. Ich schwör.«
    Mahmud wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Jetzt, du weißt, wer sind sie. Das reicht«, sagte Dejan.
    Sie gingen wieder raus. Dejan lotste ihn noch zu weiteren sieben Wohnwagen. Zwei Huren in jedem. Die gleichen gelangweilten Mienen. Die gleichen verrauchten Buden. Die gleichen leeren Blicke.
    Auf dem Weg zurück zum Wagen fragte Mahmud: »Und was wollt ihr nun von mir?«
    Dejan hielt inne. Schlug mit den Armen aus.
    »Das hier unser Lager, kann man sagen. Du Ordnung hältst im Lager. Zusiehst, dass keine verschwindet, manchmal Sachen transportierst. Wenn Kunde hier – sie nicht Lager Schaden zufügen. Nur Tage. Wenn du nicht anderes Business.«
    Mahmud kapierte: Sie wollten ihn als pissigen Hurenwächter engagieren. Wenn sein Vater das wüsste.
     
    Am Abend ging er seinen üblichen Geschäften nach. Vertickerte mehr als sechzig Gramm an einen Kontakt, der eine irakische Familie vertrat, die diverse Restaurants besaß.
    Gegen zehn Uhr rief Jamila an. Brauchte Hilfe beim Installieren ihres neuen DVD -Players. Shit, was sie sich für einen Luxus von den Tausendern zulegte, die Mahmud ihr nach einem erfolgreichen Business zusteckte. Allein in den vergangenen Wochen hatte sie sich eine Guccitasche mit Bambusgriffen für achttausend gekauft, hochhackige Schuhe für drei Riesen und eine silberne Halskette mit fetten Buchstaben drauf – Dior. Krank, aber Mahmud konnte nicht anders, als den Glanz in ihren Augen zu genießen, wenn sie mit den Sachen nach Hause kam. Er wollte sie und seine kleine Schwester weiterhin versorgen. Mit echtem Luxus.
    Er bastelte am DVD -Player rum. Wollte danach raus in die Stadt. Hatte sich mit Robert verabredet. Wollte Stockholm piranhamäßig erobern. Vielleicht war diese Gabrielle ja auch wieder unterwegs. Ansonsten würde er sich eben eine andere suchen.
    Jamila schwärmte ihm von ihrer neuesten Louis-Vuitton-Tasche

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