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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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das reichte nicht. Typen wie sie wussten nicht, was Struktur, Order und Teamwork waren. Sie waren Individualisten, die durch das Leben drifteten wie Querschläger. Begriffen nicht die Bedeutung von organisieren. Sie konnten hoffentlich mit Waffen umgehen – nach Mahmuds Aussage hatten sie es trainiert. Vielleicht würden sie auch mit dem Tiefschnee klarkommen – es schaffen, sich durch eine fünfzig Zentimeter dicke Schneedecke hindurchzupflügen. Möglicherweise würden sie auch die Attacke, die Erstürmung, das Kapern meistern. Aber würden sie auch mit der nachfolgenden Situation klarkommen? Niklas hatte nicht genügend Zeit gehabt. Er fühlte sich unsicher.
    Er rief Mahmud an und erteilte ihm die Order, allen zu sagen, dass sie ihre Handys killen sollten.
    Babak bog nach Smådalarö ab. Die Dunkelheit draußen vor den Scheiben war undurchdringlich. Es hatte aufgehört zu schneien. Er musste seine Unruhe abschütteln. In Stimmung kommen. An Battle rattle denken.
     
    Sieben Minuten später hielten die Wagen. Eigentlich wollten sie extra für den heutigen Abend Autos klauen oder mieten, aber das war jetzt, wo alles so schnell gehen musste, nicht möglich. Sie parkten vor einem großen weißen Gebäude. Niklas wusste, was es war: das Clubhaus, das zum Golfplatz gehörte.
    Niklas stieg aus. Öffnete den Kofferraum. Hob einen der schwarzen Plastiksäcke heraus. Gut, dass Mahmud sie aus Mamas Keller hatte holen können. Die Bullen bewachten mit Sicherheit das Haus, warteten nur darauf, ihn wieder zu fassen zu kriegen. Die Zeitungen hatten eine regelrechte Debatte um das Fluchtgeschehen angefacht.
    Er ging mit dem Sack rüber zu Mahmuds Wagen. Der Himmel war dunkel. Der Araber öffnete die Autotür. Niklas sagte: »Hier, zieht euch das im Wagen an. Besser als draußen rumzustehen. Wenn irgendwer vorbeikommen sollte, dürfen wir auf keinen Fall Aufmerksamkeit erregen.« Mahmud nahm den Sack entgegen. Niklas ging zurück zu Babaks Wagen. Holte den anderen Sack heraus. Nahm ihn mit zu sich in den Wagen.
    Sie begannen sich umzuziehen.
    Funktionswäsche, die Niklas gekauft hatte. Sie würden einige Zeit draußen in der Kälte verbringen. Darüber: die Schutzweste – die schützenden Stäbe fest im Stoff verankert, der Körperform angepasst. Sie war dafür ausgelegt, eng am Körper getragen zu werden. Das Tragesystem direkt mit den Stäben verbunden, so dass sich das Gewicht über den ganzen Oberkörper verteilte. Die Westen würden sich dadurch leichter anfühlen, als sie eigentlich waren. Herz, Lunge, Leber, Nieren, Milz und das Rückgrat schützen. Es war vielleicht nicht gerade das marktführende Produkt, aber es taugte.
    Dann die schwarzen winddichten Hosen. Ziemlich eng im Wagen, um sie anzuziehen. Er schnürte sich die Stiefel. Hochschaftige, mit vierzehn Ösenreihen, aus Leder, über vierhundert Gramm Thinsulatefutter. Wasserdichte, ventilierende Membran für die Winterkälte, geeignet für Wachaufträge und bewaffnete Angriffe. Er zog sich die Handschuhe an: gefüttert, aus schwarzem Leder. Danach die dünne Windjacke über die Weste. Die Wärme im Wagen fühlte sich richtig feucht an.
    Zuletzt: die Balaklava – aufgerollt, so dass er sie direkt übers Gesicht runterziehen konnte.
    Babak auf dem Fahrersitz: versuchte, in seine Hosen reinzukommen.
    Niklas sagte: »Tut mir leid, dass ich keine Schuhe für euch besorgt hab. Hab’s nicht mehr geschafft.«
    Babak kicherte los.
    »Dann müssen eben meine normalen Winterschuhe herhalten.«
    Niklas schaute runter. Babak trug ein Paar weiße Sneakers. Es würde ziemlich kalt und nass werden. Er hoffte, dass der Typ durchhalten würde.
    Sie stiegen aus. Die Straße war dunkel. Die Luft klar. Weiter oben, hinter dem Golfplatz, sah er die Bäume. Niklas holte einen Rucksack aus dem Kofferraum. Öffnete ihn. War froh, immerhin etwas vorbereitet zu haben. Nahm die Beretta heraus. Steckte sie in die eine vordere Außentasche seiner Jacke und die Munition in die andere.
    Er ging rüber zu Mahmuds Wagen. Der Araber kurbelte die Scheibe runter. Da drinnen schienen sie fertig angezogen zu sein.
    Niklas sagte: »Okay Jungs, gleich lassen wir’s krachen. Ab jetzt gelten militärische Regeln. Kapiert?«
    Mahmud nickte.
    Niklas fuhr fort: »Ich will ganz ehrlich zu euch sein. Wir konnten nicht so intensiv planen, wie es nötig gewesen wäre. Aber das Ding muss heute Abend durchgezogen werden. Also müssen wir gewisse Teile improvisieren. Und deswegen müsst ihr euch ’n paar

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