Mach sie fertig
Sachen einprägen.«
Der Wind frischte auf. Niklas musste lauter reden, um sich Gehör zu verschaffen. »Wir sprechen Englisch miteinander. Kapiert?«
Babak und die Jungs im Wagen nickten.
»Wir erwähnen niemals unsere Namen. Wir nennen nur ’ne Ziffer. Ich bin die Eins, Mahmud ist die Zwei, Babak ist die Drei, Robert ist die Vier und Javier ist die Fünf. Könnt ihr das wiederholen? Wer bist du, Mahmud?«
Sie wiederholten die ihnen zugeteilten Ziffern ein paar Mal, bis Niklas zufrieden war.
»Fasst nichts ohne Handschuhe an. Und schließlich – nehmt auf keinen Fall die Balaklavas ab. Auch nicht, wenn ihr im Gesicht verletzt werdet. Niemals. Ist das klar?«
Die Jungs nickten.
Niklas sagte: »Dann möchte ich, dass du, Javier, noch mal wiederholst, was ich gerade gesagt hab.«
Javier öffnete die Wagentür. Wiederholte kurz die Instruktionen zu den Namen, der Sprache und den Kopfbedeckungen.
Niklas entgegnete: »Du hast das mit den Handschuhen vergessen. Zieht niemals, unter keinen Umständen, eure Handschuhe aus. Ist das klar?«
Die Jungs nickten wieder. Niklas bat Robert, das Ganze zu wiederholen. Dann Babak.
Nach jedem Mal nickten sie. Niklas hoffte, dass es etwas zu bedeuten hatte.
Sie waren durch den Wald gegangen, bis hin zum Stacheldrahtzaun. Hatten sich einen Weg durch den Schnee gebahnt. Bis jetzt murrte noch keiner der Jungs. Niklas blieb stehen. Nahm den Rucksack ab. Griff hinein. Holte vier Funkgeräte raus.
»Ich hab hier vier Walkie-Talkies. Sie sind viel besser als Handys. Keiner kann rausfinden, dass wir sie hier benutzt haben. Zwei von ihnen werden Mahmud und ich nehmen, da wir ins Haus reingehen. Das dritte Gerät bekommt Robert und das vierte du, Javier. Denn ihr bleibt ja außerhalb des Hauses.«
Er wies nach unten, in Richtung Straße. »Jetzt gehen wir runter und nehmen das Eingangstor unter die Lupe.«
Fünfzig Meter weiter unten erblickten sie einen Lichtkegel auf der Straße. Ein Auto kam langsam angefahren. Sie kamen näher. Sahen die Silhouette des Zauns im Scheinwerferlicht. Der Wagen hielt: Range Rover, Modell XXL . Niklas konnte das Tor erkennen. Zwei Männer gingen auf das Gefährt zu. Die Scheiben wurden heruntergelassen. Einer der Männer steckte seinen Kopf hinein. Sagte etwas. Dann winkte er den Wagen durch.
Die Torflügel glitten auf. Der Wagen fuhr rein.
Es war zwanzig vor zwölf.
Der Mond war groß und verbreitete ein kaltes Licht. Niklas lotste die Jungs wieder am Zaun entlang nach oben. Der Schnee reflektierte das dürftige Mondlicht und jenes, was vom Haus her durch die Bäume fiel. Es war ausreichend, er brauchte seine Infrarotbrille nicht rauszuholen.
Inzwischen kannte er sich in diesem Gebiet aus. Kannte die Fassade des Hauses mit ihren Abmessungen, dem Abstand zum Zaun. Er wusste, wie der Zaun verlief, wo größere Steine lagen und wo die Bäume weniger dicht wuchsen.
Sie gingen weitere dreißig Meter. Schweigend. Ruhig. Konzentriert.
Niklas hielt an. »Hier stehst du, Robert. Du weißt, was du zu tun hast. Setz dich auf den Stein hier und warte. Ich sag dir über Funk Bescheid, wann es Zeit ist loszulegen. Es wird so gegen zwölf sein.«
Robert schien den Ernst der Lage erfasst zu haben. Nickte entschieden. Umfasste die AK 4 mit beiden Händen. Mahmud ergriff seine Hand.
»Wir sehen uns später, Habibi. Das hier wird ’ne große Sache.«
Sie stapften weiter.
Hundert Meter. Die Rückseite des Hauses zeichnete sich durch die Bäume ab. Aus den Fenstern drang ein warmes Licht.
Niklas absolvierte dieselbe Prozedur mit Javier. Auch er nahm seinen Wachposten mit der AK 4 im Anschlag ein. Startklar. Bereit für seinen Auftrag.
Es ließ sich eigentlich gut an. Bis jetzt jedenfalls.
Noch fünfzehn Meter. Nur Niklas, Mahmud und Babak. Schwarz gekleidet, dunkel wie die Wüstennacht. Niklas tastete in seiner Jackentasche nach der Beretta. Nahm sie ein letztes Mal in die Hand. Nahm das Magazin heraus. Inspizierte es im Schein des Mondes. Er kannte diese Knarre hier in- und auswendig. Dachte an Mats Strömberg und Roger Jonsson. Ärsche, die ihren Mörder bereits getroffen hatten. Bald würde noch mehr Gerechtigkeit geschaffen werden. Das neue Jahr würde richtig gut anfangen.
Sie blieben an dem verabredeten Punkt am Zaun stehen. Von dort war der Abstand zum Hintereingang des Hauses am kürzesten. Niklas nahm den Rucksack ab. Zog den Bolzenschneider hervor. Ging vor dem Zaun in die Hocke. Begann von unten. Durchschnitt den dünnen Stahl,
Weitere Kostenlose Bücher