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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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»Ich weiß es leider nicht genau. Aber ich hab nie irgendwelche registrierten Waffen gesehen. Ich glaub, dass manche von ihnen welche bei sich tragen, Ratko zum Beispiel. Aber wofür eigentlich? Bei den Huren reicht ’ne Ohrfeige, wenn sie aufmucken. Und die Freier maulen ja selten. Und außerdem ist es ja nicht gerade so, dass sie erwarten, dass die SWAT -Asys aus Alby Einzug halten, oder?«
    Die Jungs lachten. Babak lächelte, sagte: »Shit, Mann, die SWAT -Asys, das sind wir.« Die Stimmung wurde lockerer. Robert sagte: »Die Jugos sind sowieso am Ende, hab ich doch immer gesagt, oder?« Die Jungs entspannten sich. Sogar Niklas grinste.
     
    Gegen zehn Uhr standen sie auf. Luden eine Tasche in Mahmuds Wagen: die Waffen und den Bolzenschneider. Verteilten sich auf die Autos. Niklas dirigierte sie zum Gösta Ekmans väg in Axelsberg. Parkte vor dem Haus. Kein Mensch unterwegs. Alle, die am Silvesterabend gegen zehn Uhr irgendwo sein wollten, hatten bereits zugesehen, dass sie hinkamen.
    Niklas wandte sich an Mahmud: »Die Schutzwesten, die Kleidung und die anderen Sachen liegen da drinnen. Aber ich kann nicht reingehen. Kannst du die Sachen mit einem deiner Kumpels holen?«
    »Das hier ist doch das Haus deiner Mutter, warum kannst du da nicht reingehen? Was macht denn deine Mutter heut Abend? Ist sie zu Hause?«
    »Keine Ahnung. Und wir werden auch nicht hochgehen und fragen. Hast du denn keine Zeitung gelesen? Weißt du denn nichts über meine Situation?«
    Mahmud las keine Zeitungen. Er schaute Niklas an. Der Typ sah wirklich anders aus als beim letzten Mal, als er ihn gesehen hatte. Schmaler, verhärmtere Züge. Noch nervöserer Blick. Und dann war da noch die Sache mit dem rasierten Schädel und dem Bart. Er sagte: »Nein, was ist denn?«
    Niklas antwortete: »Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Wir scheißen drauf, ich erzähl’s dir ’n anderes Mal. Aber ich kann nicht reingehen. Das müsst ihr machen.«
    Mahmud ließ Niklas’ Worte einige Sekunden sacken. Er dachte: Der Typ ist wirklich ein bisschen bekloppt. Aber irgendwie auch okay. Er hat Mut, schlägt zurück. Genau das, was ich schon längst hätte tun sollen.
    Mahmud stieg aus. Die Schlüssel in der Hand. Babak stieg aus seinem Wagen. Hatte seine Mütze weit ins Gesicht gezogen. Sein Gang leicht nach hinten geneigt, er versuchte sich entspannt zu geben.
    Es war kalt.
    Sie gingen durch die Haustür rein. Runter in den Keller. Auf dem Müllschlucker ein Zettel: Liebe Mieter – helfen Sie unseren Müllmännern – verschließen Sie die Müllbeutel! Sie gingen eine Treppe runter. Eine Stahltür. Mahmud öffnete sie. Machte Licht. Da drinnen: Kellerabteile in einer Reihe. Er suchte nach der Nummer zwölf. Eine Minute. Entdeckte das Kellerabteil. Öffnete es. Zwei schwarze Müllsäcke, voll mit weichem Zeug. Er sah rein. Es waren die Schutzwesten, die Klamotten und die anderen Sachen.
    Zurück im Wagen. Mahmud startete den Motor. Javier auf dem Beifahrersitz. Robert hinten. Niklas hatte sich gemeinsam mit Babak in dessen Wagen gesetzt.
    Er fuhr los. Folgte Babaks Wagen.
    Robert beugte sich vom Rücksitz vor.
    »Sagt mal ehrlich, werden wir das hier schaffen?«
    Mahmud wusste nicht, was er sagen sollte. Er entgegnete: »Guck dir doch den Kommandotypen an. Er ist cool wie ’n Gletscher. Ich vertrau ihm.«
    Robert streckte die Hand vor. Eine Streichholzschachtel. Ein dünnes Redlinetütchen. Mahmud drehte sich zu Robert um.
    »Ist das etwa weißes Dynamit?«
    Robert lächelte schief.
    »Ich glaub, wir brauchen heut Abend ’nen kleinen Extrakick.«
    Mahmud nahm ein Schnupfröhrchen aus seiner Innentasche. Steckte es in das Tütchen. Sog daran.
    Draußen schneite es wie verrückt.
    Als wäre eine neue Eiszeit angebrochen.

62
    Niklas wiederholte im Stillen: Sic vis pacem, para bellum – Willst du Frieden, musst du für den Krieg rüsten. Sein Mantra, seine Lebensaufgabe. Er hatte sich gerüstet, seine Angriffe geplant, die Täter beschattet, in der richtigen Art und Weise zum richtigen Zeitpunkt gegen die richtigen Personen zugeschlagen. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse: die Verhaftung, die Flucht und jetzt – ein Haufen Clowns. BOG , Boots On the Ground: fünf Leute – aber eigentlich konnte man sie nur als drei rechnen. Mahmud war ja okay, würde hoffentlich den soldatischen Anforderungen gerecht werden, aber die anderen Typen rechnete er nur als eine Person. Unvorhersehbare Ereignisse, für die er sich nicht hatte rüsten

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