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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Hohe Regale aus Metall. Über hundert Ordner mit Material. Bingo.
    Er sah auf die Uhr seines Handys: dreiundzwanzig Uhr. Sein Handy hatte hier unten keinen Empfang. Es wurde Zeit, mit der Suche zu beginnen.
     
    Kurz vor zwölf: Er hatte nicht das Geringste gefunden. Dennoch konnte er mit dem Material etwas anfangen. Erkannte die Namen der Firmen wieder, die Namen der Vorstände, die Banken und Kontonummern, die abgewickelten Geschäfte. Er durchsuchte lediglich die Ordner, die mit Dolphin Leasing, Intelligal AB und Roaming GI AB zu tun hatten.
    Er konnte nicht unbegrenzt bleiben. Früher oder später würde der Sicherheitsmann oder einer der anderen sich wundern, wo er abgeblieben war. Wenn er nun gekommen war, um zu arbeiten – warum arbeitete er dann nicht? Er sah erneut auf sein Handy. Drei Minuten vor zwölf. Sein Gefühl suggerierte ihm, dass er jeden Moment auf etwas stoßen würde. Er hielt einen kurzen Moment inne. Dachte: Hatte er das Richtige getan? Auf Åsas Gesellschaft verzichtet und sich in diese Sache gestürzt. Er weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu denken: Es konnte passieren, dass er heute Abend nicht lebend davonkommen würde.
    Der Geräuschpegel von oben schien abzuebben.
    Dann erfolgten die Explosionen. Die Männer gaben Hurrarufe von sich. Thomas stellte sich auf einen Stuhl und schaute durch das kleine Fenster raus. Der Himmel wurde vom funkensprühenden Feuerwerk erleuchtet. Der Mond wirkte neben dem farbenfrohen Szenario am Himmel wie eine blasse Scheibe. Ein schöner Anblick.
    Das Grölen und Gekreische der Leute wurden immer lauter. Thomas sah niemanden draußen stehen. Vielleicht waren sie dennoch rausgegangen und standen irgendwo, wo er sie nicht sehen konnte. Vielleicht befanden sie sich aber auch noch drinnen.
    Dann hörte er eine andere Art von Explosion. Sie kam definitiv aus nächster Nähe. War extrem laut. Es klang, als wäre etwas eingestürzt. Er war sicher: Dieses Geräusch kam nicht vom Feuerwerk.

64
    Es war der lauteste Knall, den Mahmud je gehört hatte. Niklas hatte die Balaklava übers Gesicht gezogen – erinnerte Mahmud an die Bilder von den Männern der Miliz in Papas irakischen Zeitungen. Hatte sich hockend vorwärts bewegt. Die Granate an der Hintertür platziert. War zehn Meter zurückgekrochen. Sie explodierte. Ein Wahnsinnsknall. Die Druckwelle wie ein Tritt gegen den Brustkorb. Es heulte in seinem Inneren. Pfiff in seinen Ohren. Niklas brüllte: »Jetzt legen wir los!« Die Nacht wurde vom Feuerwerk erhellt. Es kam ihm vor wie im Traum. Vielleicht war es auch nur der Effekt des Rohypnols.
    Niklas stürmte vorwärts. Wie in Slowmotion.
    Mahmud rang nach Luft. Lief hinter ihm her, in Richtung Haus. Die Glock in der rechten Hand. Shit, wie kalt es war. Er spürte seine Füße kaum noch: kalt, nass, steif.
    Dort, wo die Hintertür gesessen hatte, klaffte ein tiefes Loch. Rußflecken entlang der Außenmauer. Holz, Ziegel, Putz geborsten. Die Kücheneinrichtung war bis in den hinteren Garten raus zu sehen. Die Nacht farbenfroh, getaucht in Grün, Rot, Blau.
    Niklas jetzt vor dem Loch. Dann kam er selbst. Als Letzter Babak.
    Aufgeregte Stimmen. Geknatter im Hintergrund. Das mussten Robert und Javier sein, die mit den AK 4 des schwedischen Militärs auf das Haus feuerten. Ha, ha, ha – die Asys schlugen zurück. Der Plan des Latinos würde aufgehen, fetter Kick.
    Sie stiegen durch das Loch in der Mauer ein.
    Die Küche war gigantisch. Altmodischer Touch. Verzierte Küchenschränke, Marmorplatten, Klinker auf dem Boden. Spotlights an der Decke. Zwei Spülbecken, zwei Backöfen, zwei Tische, zwei Mikrowellen. Von allem Fuck zwei. Sogar zwei Typen, die ziemlich geschockt aussahen. Sich vom Boden aufrappelten. Groß. Breitschultrig. Entsetzte Jugos.
    Einer von ihnen war Ratko. Er hatte Mahmud gedemütigt. Außerdem: Jorge hatte ihn als einen von Radovans Männern bezeichnet. Er war ein Teil des Auftrags. Musste erledigt werden.
    Mahmud hielt inne. Sah zu Niklas rüber. Der Typ wusste, wo’s langging, war kurz davor, durch eine Tür zu verschwinden. Schrie: »Knock that motherfucker out!«
    Mahmud stutzte angesichts des Englischen eine Sekunde lang. Gespaltene Gefühle: verwirrt, zugleich aufgeheizt. Die Typen vor ihm begannen irgendwas auf Serbisch zu schreien. Dann reagierte er. Die Glock vor dem Körper haltend. Auf Ratko gerichtet. Der Jugo in Jeans, weißem Hemd, aufgekrempelten Ärmeln. Testosteronkiefer, das dünne, blondierte Haar mit Seitenscheitel,

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