Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
eigentlich eingelassen?
    Er brauchte den Klingelknopf nicht zu drücken. Die Tür glitt auf. Ein Typ, den er wiedererkannte, dessen Namen er aber nicht wusste, öffnete ihm. Riesenjugo. Fleischklops. War irgendwann mal mit Ratko unten im Club gewesen. Grinste. »Hallo Bulle, wusste gar nicht, dass du heut Dienst hast. Ratko und Bogdan müssen hier irgendwo sein. Wolltest du sie sprechen?«
    Thomas antwortete höflich, dass er Dienst hatte. Und weder Ratko noch Bogdan sprechen wollte. Er wusste, was Sache war.
    Er ging rein. Ein Korridor. Auf dem Boden echte Teppiche. Wandleuchter im Abstand von einem Meter, dazwischen Bilder und Gobelins. Dieser Korridor war allein schon größer als das gesamte Erdgeschoss in seinem und Åsas Haus in Tallkrogen. Am anderen Ende des Korridors: eine Gruppe von Männern – es mussten dieselben sein, die mit der Limousine gekommen waren. Alle trugen Smoking, redeten lautstark, waren in Feierlaune. Vor ihnen – eine Art Garderobe: Dort hingen Jacken und Mäntel aufgereiht. Eine Garderobiere war dabei, ihre Mäntel in Empfang zu nehmen. Thomas hätte sich ausmalen können, wie es sein würde, und dennoch erstaunte es ihn. Superkurzer Minirock, der Poansatz deutlich sichtbar. Stay-ups, die mit einer Spitzenbordüre am oberen Oberschenkel abschlossen, verführerische bloße Haut, enganliegende Korsage, schwarze hochhackige Schuhe. Das Oberteil wirkte zwar nicht nuttig, war aber genügend weit ausgeschnitten, so dass ihr Dekolleté die reinste Zielscheibe für die Blicke der Garderobenkunden bildete. Wie die Stripperinnen im Club, allerdings in gewisser Weise noch aufreizender.
    Er musste schnell handeln. Er nahm das Handy zur Hand und schickte ’ne SMS an Hägerström: »Bin drin.« Dann sah er sich weiter um. Drei Türen vor ihm. Die Männer, die ihre Mäntel abgegeben hatten, verschwanden durch eine von ihnen. Thomas hörte Geräusche von dort. Nicht die richtige Wahl für ihn. Er wandte sich noch mal an den Sicherheitsmann. »Ach, übrigens, wo, sagtest du, finde ich Ratko?«
    Der Fleischklops lachte laut auf, nickte in Richtung einer der Türen: »Da, wo er bei diesen Events immer ist, in der Küche natürlich.« Thomas war ein verdammtes Genie. Die Ausschlussmethode musste genauso alt sein wie der Job der Bräute hier. Er ging auf die hinterste der Türen zu. Öffnete sie. Pfiff drauf, ob der Jugoklops sich wunderte.
    Dort drinnen war es halbdunkel. Ein Esstisch, der bestimmt sieben Meter lang war. Helle Rokokostühle, Kronleuchter, Kerzenleuchter auf dem Tisch, Parkettfußboden. Ein Esszimmer. Zwei Türen. Beide halb geöffnet. Durch den einen Türspalt sah er Licht und hörte Männer, die sich unterhielten. Das musste die Küche sein. Er nahm die andere Tür.
    Eine andere Art Raum. Spärlich möbliert: ein schmales Sofa an der einen Wand. An den Wänden: Bilder, Bilder und noch mehr Bilder. Überall Spotlights, die kleine Lichtinseln erzeugten. Er wusste nichts über Kunst – aber das hier sah eher aus wie pastellfarbene Striche auf einem verwischten Untergrund. Andererseits: schwer zu verstehen war sicherlich gleichbedeutend mit teuer.
    Er betrat den nächsten Raum. Die Musik und das Gelächter wurden lauter. Wenn das, wonach er suchte, sich dort oder in der Küche befand, war die Sache gelaufen. Er sah sich um. Der Raum war klein. Auch hier Bilder an den Wänden. Tapeten in kräftigen Farbtönen. Und ein weiteres Detail: ein mit Leder bezogenes Geländer, eine Treppe. Nach unten. Es war zu schön, um wahr zu sein. Wo verwahrt man normalerweise Archivmaterial? Nicht in den Gesellschaftsräumen. Nicht im privaten Bereich. Im Keller. Er hoffte es.
    Ging hinunter.
    Die Treppe endete an einer Tür. Er drückte probehalber die Türklinke runter – verschlossen. Ganz so dumm war Bolinder wohl nicht. Aber so dumm war Thomas Andrén auch nicht. Er griff nach dem elektrischen Dietrich. Für einen echten Bullen wie ihn: das wichtigste Werkzeug gleich nach dem Schlagstock. Er setzte ihn am Schloss an. Musste an die Kellertür im Gösta Ekmans väg denken. Wie er Rantzell völlig entstellt aufgefunden hatte. Das Ende der Geschichte war nahe.
    Die Räume unten im Kellergeschoss: Spa-Bereich, Sauna, Swimmingpool. Waschküche, ein Raum voll mit Bildern, die offensichtlich an den Wänden dort oben keinen Platz mehr gefunden hatten, ein kleinerer Raum mit einem Spinningrad, einem Laufband und einem Bodybuildinggerät. Schmale Fenster direkt oben unter der Decke. Ganz hinten lag das Archiv.

Weitere Kostenlose Bücher