Mach sie fertig
Finanzamtes hohe Schuldenberge. Mahmud machte einen Abstecher zu John Ballénius’ Wohnung in der Tegnérgata. Wartete draußen. Nach vier Stunden kam der Typ mit zwei Plastiktüten aus dem Systembolag angetorkelt. Sah ziemlich benebelt aus. Auch gut – so konnte er sich gleich ein Bild von ihm machen. Mahmud zog weiter zur Adresse des anderen. Wartete den gesamten Abend. Nichts passierte. Entweder hielt sich Rantzell vierundzwanzig Stunden am Tag zu Hause auf, war im Ausland oder er wohnte nicht unter der angegebenen Adresse. Fuck auch.
Das Wahrscheinlichste: Die Typen waren Strohmänner bei der Leasingfirma. Faule Fische konnten sich ja nicht gerade Luxusschlitten leisten, jedenfalls nicht, wenn sie vorhatten, sie registrieren und versichern zu lassen. In dieser Branche hieß die Lösung Luxusmietwagen.
Ein paar Typen hatten gehört, dass der Libanese in der Stadt war, hatten ihn vielleicht sogar gesehen, aber keiner wusste, wo Wisam Jibril sich derzeit aufhielt. Mahmuds und Toms Schlussfolgerung: Die einzige Spur, die Mahmud verfolgen konnte, war der Bentley.
Er musste einen der Kerle zum Reden bringen.
Aber wie? Die Zeit lief.
Er rief Babak und Robert an. Rief sogar Javier und Tom an. Benötigte dringender denn je Hilfe. Packte es nicht, noch mal zu versuchen, mit Daniel oder Gürhan zu verhandeln. Sich noch mehr erniedrigen zu lassen. In zwölf Stunden musste er die Kohle haben. Noch zwanzig Riesen. Das konnte doch nicht unmöglich sein.
Sie trafen sich zu Hause bei Robert.
Mahmud gab einen Blunt aus – Gras in ’ner Zigarrenhülle anstatt in Zigarettenpapier. Gab sich tausendmal softer, als ihm zumute war. Sie diskutierten über Ideen, um Cash aufzutreiben. Er musste seine Kumpels anspornen. Hoffte, dass sie die Panik in seinen Augen nicht sahen.
Robert spielte abwechselnd Rap und arabische Hits. Seine Wohnung war so mit Weed zugequalmt, dass man schon high wurde, wenn man reinkam.
Babak machte wie immer den Wortführer.
»Wir müssen es wie die richtigen Profis angehen, Fucked For Life und so. Nach Thailand fahren und anfangen zu planen.«
»
Nur
planen?« Robert sah Babak an. »Und die Flittchen?«
Babak lachte los.
»Okay, natürlich auch ’n paar Thaimädels anbaggern. Aber hauptsächlich planen.«
Mahmud liebte diese Art von Gesprächen.
Babak sagte: »Wer sind wir eigentlich? Was können wir tun? Der Staat hat uns ja sowieso abgeschrieben. Wir haben es doch schon lange gewusst, oder? Schule und Gymnasium war nicht unser Ding. Universität war sowieso nicht angesagt. Und auch nicht, bei McDonald’s oder irgendwo hundert Jahre als Putzsklave rumzukriechen. So’n Scheiß nicht. Und jetzt gibt’s keine guten Jobs mehr für uns. Ganz ehrlich, wir wollen ja auch keine Null-acht-fünfzehn-Jobs. Sieh dir deinen Alten an, Mahmud. Schweden ist nicht gemacht für Asys wie uns, nicht mal für diejenigen, die es ernsthaft wollen.«
Mahmud hörte zu.
»Stellt euch eine Waage vor; ihr wisst, was ich meine. Auf die eine Seite legst du das Svenssonleben, neun bis fünf, vielleicht ’nen einigermaßen tauglichen Wagen und, mit harter Arbeit, irgendwo ’n Haus. Auf die andere legst du die Kicks, die Freiheit, Bräute und Cash. Und das Lebensgefühl. Das Gefühl, cool zu sein. Was wiegt schwerer? Das ist doch, verdammt nochmal, keine Frage. Wer will denn nicht ’n richtig flottes Leben führen, vom Nobody zum absoluten King aufsteigen? Dem Staat den Stinkefinger zeigen. Er hat uns sowieso die ganze Zeit nur angepisst, warum also nicht zurückpissen. Selber erleben, wie es ist, Jugoboss, Gürhan Ilnaz oder einer der anderen Typen zu sein.«
Robert nahm einen tiefen Zug vom Blunt. »Du hast recht, Mann. Kein normaler Mensch würde sich auf neun bis fünf einlassen. Aber weißt du, wo der Haken ist?«
Babak schüttelte den Kopf.
»Der Haken ist, wie man da hinkommt. Oder? Man kann so viele Jahre dealen, wie man lustig ist, immer ist jemand anders da, der den Gewinn absahnt. Oder man zieht ’n paar krumme Dinger durch wie die Jungs, die versucht haben, Silja Line zu beschubsen, was ich neulich erzählt hab. Aber das ist zu kompliziert.«
»Stimmt. Deswegen müssen wir nach Thailand fahren. Wir müssen aufhören zu dealen und stattdessen kleine Coups landen. Es dreht sich alles um Sprengstoff, hab ich ja immer gesagt.«
Mahmud und Robert gleichzeitig: »Meinst du Sicherheitstransporte?«
»Äh, ja. Mein ich. Wenn wir rausfinden, wie man sie knackt, können wir alles Mögliche machen. Wisst
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