Mach sie fertig
Lindqvist?«
»Eine relativ neue Polizeiassistentin, hast du sie noch nicht getroffen? Sie hat vor vier Monaten hier angefangen.«
»Machst du etwa Witze? Ich soll mit einer frisch examinierten PA gemeinsam Streife fahren? Dann fahr ich lieber allein.«
»Reiß dich zusammen, Andrén. Das ist gegen das Reglement. Sie kann jeden Moment bei dir sein. Lad schon mal die Sachen in den Wagen anstatt rumzumeckern.«
Thomas seufzte. Katarina war ’ne toughe Frau. Er mochte sie.
»Und du, du musst deine Schichtpläne wohl mal überarbeiten. So was läuft bei mir nicht.«
»Glaubst du etwa, dass ich irgendeinen Einfluss darauf habe?«
»Nee, ich weiß. Dann muss ich eben mit deinem Vorgesetzten reden. Ich muss jetzt los. Wir hören voneinander.«
Er begann die Sachen zu packen. Hob die Tasche hoch, so riesig wie ’ne Eishockeytasche. Legte die größeren Gegenstände zuerst rein: die Schienbeinschützer, den Helm und die Gasmaske ganz nach unten. Dann das Absperrband, die Warnfackeln, ein zusätzliches Funkgerät, den Erste-Hilfe-Koffer, den alten Gummischlagstock und eine Sicherheitsweste mit Reflektoren. Ins Seitenfach: Blankoformulare, Gummihandschuhe und den Alkoholtester.
Er wuchtete die Tasche und die schwere Schutzweste hinaus in die Garage. Auf den vorgesehenen Platz im Kofferraum.
Und wann gedachte diese Cecilia einzutrudeln? Glaubte sie etwa, dass sie zu ’ner netten kleinen Übung unterwegs war? Das Pack schiss letztlich drauf, ob sie neu war. Das Pack wartete nicht auf Zuspätgekommene. Er konnte nicht länger warten.
Setzte sich in den Wagen. Rief Katarina noch einmal an.
»Ich fahr jetzt. Cecilia Lindqvist ist noch nicht aufgetaucht. Wenn sie gedenkt fertig zu sein, kann ich ja vorbeikommen und sie auflesen.«
»Okay, mach es, wie du willst. Aber du kennst meine Meinung. Ich werd es ihr ausrichten.«
Er startete den Motor. Es passte ihm eigentlich ziemlich gut, eine Zeitlang alleine unterwegs zu sein. Er musste nachdenken.
Als er gerade rückwärts aus der Parklücke fahren wollte, wurde die Tür zur Garage geöffnet. Ein Mädel kam auf ihn zugelaufen. Die große Tasche geschultert. Er hielt an. Ließ die Scheibe runter. Musterte sie.
Sie sagte: »Hej, ich glaub, wir sollen heute Nacht gemeinsam Streife fahren.«
Thomas betrachtete sie näher. Sie sah ganz okay aus. Mittelblondes kurzes Haar. Ausgeprägte Wangenknochen. Blaugrüne Augen. Zierlich. Sie wirkte gestresst. Auf der Stirn: Schweißperlen.
Thomas deutete auf ihre Tasche.
»Leg sie hinten rein. Hast du die schwere Schutzweste auch dabei?«
»Nein, wollte gerade gehen und sie holen. Wartest du?«
Thomas sah sie an. Er kapierte nicht, wie sie Leute einstellen konnten, die es nicht mal schafften, die Tasche und die schwere Weste auf einmal zu tragen.
Nach einer Stunde Langeweile. Cecilia versuchte, ein Gespräch anzufangen. Thomas hatte den Eindruck, dass sie nahezu hysterische Angst vor der Stille im Streifenwagen hatte. Quatschte über den Unterschied zwischen der heutigen Ausbildung in der Polizeihochschule und der Situation, wie sie zu seiner Zeit gewesen sein musste. Thomas fragte sich, warum sie meinte, den Durchblick zu haben. Sie fragte ihn über die Chefs der Söderortspolizei aus. Kommentierte den letzten Vorstoß des Justizministers im Hinblick darauf, dass sich mehr Polizisten auf der Straße zeigen sollten. Thomas hatte kein Interesse. Kapierte sie denn nicht – manchmal reichte es aus, einfach nur den Polizeifunk zu hören und nicht zu reden.
Nach zwanzig Minuten hatte sie verstanden. Entspannte sich ein wenig, fragte aber dennoch alles Mögliche: »Hast du schon von den neuesten Autodiebstählen gehört, die sie gerade bearbeiten?« Und so weiter.
Der Polizeifunk fragte an, ob jemand in der Nähe von Skärholmen war. Offensichtlich ein Streit in irgendeiner Wohnung.
Thomas brauchte nicht mal zu lügen. Sie fuhren gerade an der Shelltankstelle am Hägerstensväg vorbei, mehr als eine halbe Meile entfernt.
»Gut, dass wir nicht in Skäris sind.«
Cecilia schwieg.
Sie fuhren Thomas’ gewöhnliche Route entlang des Hägerstensväg in gemächlichem Tempo ab. Vorbei am Zentrum von Aspudden. An der U-Bahn-Station Örnsberg. Es war acht Uhr. Immer noch taghell draußen. Ein schöner Sommerabend.
Der Polizeifunk meldete Neuigkeiten. Ein betrunkener Autofahrer fuhr Slalom auf dem Södertäljeväg in Richtung Norden. Versuchter Einbruch in einer Wohnung im Skansbergsväg in Smista. Ein Streit zwischen Jugendlichen
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