Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
Die Summe aus erregenden und dämpfenden
Inputs bestimmt die Aktivität der jeweiligen Zelle. Ausgewählte Zellareale reagieren an ihren Synapsen immer nur auf einen
oder wenige dieser Botenstoffe (Neurotransmitter), für die sie eine spezielle Empfangsstation (Rezeptor) besitzen müssen.
Ein und derselbe Stoff kann in verschiedenen Regionen des Gehirns daher ganz unterschiedliche Effekte auslösen. Dopamin ist
zum Beispiel im Motivationssystem für Vorfreude und Antrieb zuständig, in einem Speicher für Handlungsmuster sorgt es hingegen
für den geordneten Bewegungsablauf. Botenstoffartige Substanzen (Neuromodulatoren) werden auch auf dem Blutweg direkt ins
Gehirn geschleust, wie beispielsweise das Stresshormon Cortisol aus der Nebennierenrinde oder die Geschlechtshormone Östrogen
oder Testosteron. Durch Andockstellen in ganz unterschiedlichen Gehirnbereichen haben sie nicht nur Wirkungen auf die Sexualität,
sondern auch auf den Antrieb und die Stimmung. Gehirnaktive Substanzen wie Koffein oder Alkohol, bestimmte Medikamente oder
Drogen haben deshalb auch immer unterschiedlich unangenehme Nebenwirkungen. Wie die elektro-chemische Kommuni-kation zwischen
den Zellen abläuft, zeigt Abbildung 2 (Seite 23).
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Abbildung 2 Kommunikation der Nervenzellen
|24| Die Grundfunktionen des Gehirns
Alles was wir können und tun, jede unserer Lebensäußerungen, so auch die sechs Tugenden, entsteht durch die Kombination der
folgenden Hauptfunktionskreise des Gehirns.
Wahrnehmen
Die Sinnesorgane und -zellen (Auge, Ohr, Gleichgewichtsorgan, Zunge, Nase, Tastsinn, Temperatur, Schmerz, Tiefensensibilität)
leiten Informationen an verschiedene Empfängerstationen weiter, die verstreut in unterschiedlichen Teilen des Gehirns liegen.
Sie sind untereinander verbunden und ergeben erst gemeinsam den Sinneseindruck. Dieser kann bewusst oder unbewusst bleiben.
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Speichern
Informationen werden in unterschiedlichen Regionen in Form von verschalteten Netzwerkabschnitten abgelegt.
Verarbeiten
Die meisten Informationen werden unbewusst verarbeitet, das heißt mit gespeicherten Inhalten verglichen und bewertet. Das
Ergebnis ist eine Erkenntnis oder ein Plan für eine Handlung oder Reaktion. Bewusstes Verarbeiten von Informationen heißt
denken (zum Beispiel sich etwas vorstellen, erkennen, entscheiden, planen, Lösungen finden).
Fühlen
Das Gehirn erzeugt verschiedene Emotionen wie Angst, Freude, Zufriedenheit, Vorfreude, Wut und Ekel. Emotionen beinhalten
immer eine Wertung: gut oder schlecht. Sie dienen dazu, Wahrnehmungsinhalte zu sortieren, und werden anschließend mit gedanklichen
Bewertungen verbunden. Das erleichtert das Berechnen eines passenden Handlungs- und Reaktionsmusters. Alle Emotionen können
bewusst werden oder unbewusst bleiben.
Steuern
Alle Funktionen des Körpers (zum Beispiel Drüsentätigkeit, Herzschlag, Temperatur, Bewegung) werden vom Gehirn überwacht und
automatisch stabil gehalten. Das Gehirn steuert aber genauso alle bewussten und alle unbewussten Handlungen und Reaktionen
(Verhalten), die als Antwort auf neue Wahrnehmungsinhalte nötig sind.
Bewusstsein
Der »Selbstsinn« unseres Gehirns ist in der Lage, Teile seiner Funktion und deren Auswirkung auf den Körper zu beobachten.
Er kann immer nur einen kleinen Ausschnitt der Gehirntätigkeit beleuchten. Über das Zustandekommen herrscht derzeit noch große
Unklarheit.
Wie sehr diese Funktionen des Gehirns in das materielle Geschehen im Körper eingebettet sind, hat jeder wahrscheinlich schon
einmal deutlich erlebt, der in fröhlicher Runde ein Glas zu viel getrunken |26| hat. Das Gehirn reagiert auf das Nervengift Alkohol mit vielfältigen Störungen, die sich mit zunehmender Dosierung verstärken.
Die Wahrnehmung ist stark eingeschränkt, das Gedächtnis bis zum völligen Ausfall beeinträchtigt, Steuerung und Denken zeigen
Fehler, und die Emotionen können alle Höhen und Tiefen erreichen, bis das Gehirn irgendwann das Bewusstsein ausknipst.
Die Hierarchie der Gehirnfunktionen
Die Selbstbeobachtung sagt uns, dass unser Bewusstsein alle Fäden unseres Lebens in der Hand hält und wir jederzeit frei entscheiden
können, was wir tun und lassen. Doch das ist nicht ganz richtig. Als Chef des Unternehmens braucht unser Bewusstsein nicht
alle Details zu kennen, sondern fällt ausschließlich die großen strategischen Entscheidungen. Der Rest wird von den
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