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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird es bald Krieg geben – aber du – mit Papauskas! – hörst du mir zu? – Miststück, warum hörst du mir nicht zu?«
    Draußen wurde es hell. Papauskas lag auf dem Bett und schlief. Er hatte riesengroße Zehen. Jeder einzelne erinnerte an eine knospende Steckrübe.
    Brigitta stieß auf.
    »Hörst du mir zu? Nimm den Kopf weg.«
    »Speak English.«
    Als ich begriff, was sie meinte, versank ich in Gedanken. Im Zimmer wurde es immer heller. Brigittas Kopf drückte mir immer noch auf die Schulter.
    6
    E twa am fünften Tag ging es Papauskas ganz schlecht. Er hatte Schüttelfrost, zog sich die Decke bis zum Kinn und war grün im Gesicht. »Das ist Malaria! Mein Magen!«
    »Gehen wir, ja?«
    »Welche Symptome hat man bei Malaria? Kann man von Malaria sterben?«
    »Das Wichtigste ist, rasch das erste Glas kippen. Dann geht‘s dir besser ...«
    »Genau! Das ist Malaria! Mein armer Magen!«
    »Und überhaupt. Bald kommst du wieder zu Kräften. Glaub mir, ich kenne mich aus.«
    »Wann ist das – ›bald‹?«
    »Bestimmt schon ab morgen.«
    Davor war er jeden Morgen in mein Zimmer gestürmt, hatte albern gekichert und sich die immer noch betrunkenen Augen gerieben.
    »Wo bist du gestern abgeblieben? Warum zum Henker hast du aus der Bar diese drei verfluchten Banditen angeschleppt? Weißt du das gar nicht mehr? Der Lama macht uns zur Sau. Gehen wir?«
    Und wir gingen.
    Ich war noch auf keiner einzigen Sitzung gewesen. Ins Kongress-Center kehrten wir nur zum Schlafen zurück. Manchmal flitzten wir in die Kantine und versuchten, ein bisschen Essen zu klauen. Der malaiische Geschäftsführer musterte mich einmal von oben bis unten und wollte wissen: In welchem Land trägt man eine so merkwürdige Nationaltracht?
    Dem Lama begegnete ich nur ein einziges Mal. Er lächelte und fragte, wann ich denn endlich zu ihm käme? Wo ich überhaupt immer steckte?
    »Verzeihen Sie, Lama. Lesen Sie die Lokalpresse?«
    »Leider beherrsche ich kein Malaiisch.«
    »Eine Sensation! Nach neuesten Informationen war Buddha der Erleuchtete, auch als Prinz Gautama bekannt, ein Homosexueller!«
    »So?«
    »Noch dazu ein passiver ...«
    »So?«
    »Und deshalb war es mir nicht möglich, zu Ihnen zu kommen.«
    »Sorry, warum ›deshalb‹?«
    »Ich war verpflichtet, auf das Seelenheil des Schwulibus, Schwulionisten und Schwulastheniker Buddha zu trinken. Das war meine Bürgerpflicht.«
    »In Bezug auf Buddha kann man nicht von ›Seelenheil‹ sprechen. Nach der buddhistischen Lehre hat der Mensch keine Seele.«
    »Im Ernst? Sie verwirren mich, Lama! Hätte ich gewusst, dass ich keine Seele habe, hätte ich sie schon längst verkauft. Übrigens, sind Sie nicht interessiert? Meine Seele ist noch voll funktionsfähig.«
    Manchmal regnete es, meistens allerdings nicht. Kann sein, dass ich einfach nicht darauf geachtet habe. Ich wachte in einem durch und durch nassen Bett auf. Der Schweiß lief mir den Hals hinunter und durchtränkte das Kopfkissen. Auf dem Fußboden lagen irgendwelche angebrannten Bröckchen herum, zerknautschte Bierdosen, Bündel von Unterwäsche, Essensreste, Papierfetzen und noch vieles mehr. In einer halben Kokosnuss lagen Zigarettenstummel, Obstschalen, gebrauchte Präservative. Auf dem Fensterbrett und dem Schreibtisch türmten sich klebrige Tassen, mit Asche übersäte Teller. Jemand hatte die Glasscheibe des Bücherschranks zerbrochen. Die Splitter glitzerten verstreut auf dem Teppich. Das Laken war vom Bett auf den Fußboden gezogen, zerrissen und mit Schuhspuren beschmutzt. Es stank nach Urin und Alkohol. An den Wänden waren fettige, gelbe Flecken. In dem verstopften Klosettbecken stand graues Wasser. Das Territorium des Italieners wurde immer kleiner – immer kleiner ... Dann stellte ich fest, dass er aufgehört hatte, im Zimmer zu übernachten.
    Die Ereignisse in ihrer richtigen Reihenfolge wiederzugeben, ist mir nicht möglich. In einer Bank, die gerade zumachen wollte, versuchte ich dem mit einem Gewehr bewaffneten Wachmann zu beweisen, dass Papauskas Batman war und ich Robin. Außerdem erinnere ich mich noch an eine seltsame Party in einem unbekannten Bezirk von Kuala Lumpur. Die Behausungen der Einheimischen bestanden aus Pappschachteln, abgebrochenen Autotüren und zerbröckelnden Betonteilen. Unter Palmen schliefen, mit Zeitungen zugedeckt, schmutzige malaiische Penner. Der Sonne war es peinlich, dieses Drecksloch zu bescheinen. Ich habe keine Ahnung, wie es mich dorthin verschlagen hat.
    Papauskas war nicht zu

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