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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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einfach gottentseelt worden. Vielleicht gibt es auf der Welt heilige Menschen. Gute. Ich kenne solche Menschen nicht. Ich bin NICHT gut. Das ist wie eine angeborene Krankheit. Ich bin schon als kleines Monstrum geboren worden. Ich empfinde niemals Scham. Ich habe keine Ahnung, was dieses Wort bedeutet. Hörst du? Du hast mich verlassen, und ich lebe, wie ich es verstehe. Wie es sich ergibt. Ich bin nicht schuld!
    Alle reden vom ›gut sein‹! Als ob das der Start wäre. Nein, es ist das Ziel. Das nur einer von hundert erreicht. Oder nicht? Wenn ich einen behinderten Sohn hätte – eine kleine Missgeburt – würde ich ihn nicht bestrafen, sondern heilen – würde an seinem Bett sitzen – ihm Bücher vorlesen, ihm das Malen beibringen – aber du? Was zum Teufel machst du im Nirwana, wenn ich hier bin?! Oder liebst du mich nicht? Aber es hieß doch, dass du alle liebst – ich will das ja auch – alle – immer – mit dem ganzen Herzen – bring mir das bei, ja?
    Alle reden von irgendeinem reinen Leben. Was für ein reines Leben?! Wo ist es?! Du weißt: Ich wollte ein reines Leben führen! Nicht so, sondern – mit meiner Frau – und überhaupt – was soll ich tun?! Du hast gesehen: Ich habe es versucht! Mag sein, dass es nicht viel war ... Aber du hast überhaupt nichts getan! Warum schweigst du, verdammt noch mal?!
    Jeden Morgen wache ich auf – beschließe, GUT zu leben – aber dann – patsch! – mit der ganzen Schnauze – in die Scheiße – wie soll ich leben, wenn ringsum nichts als Scheiße ist?! Wenn ich von Geburt an ein Monstrum bin?! Und du nicht mal die Augen aufmachen willst?! He?!
    Lieber, guter Buddha! Du siehst doch, was für ein Leben ich führe. Es ist wie die Besprechung bei einem schlechten Redakteur. Alle haben sich versammelt, um zu arbeiten und Berge zu versetzen. Aber dann haben sie sich ablenken lassen, sind ins Schwatzen gekommen, haben getrunken und einander bis zum Morgen alte, gar nicht komische Anekdoten erzählt.
    Man hat mir gesagt, dass du zu uns wie ein Vater wärst. Was für ein beschissener Vater bist du denn?! Nicht mal ich springe so mit meinem Kind um. Obwohl ich ein Wichser bin. Und du stark und klug. Nur zu faul, um die Augen aufzumachen. Wenn es auf der Welt eine Hölle gibt, dann weiß ich, wie sie aussieht. Aber du! Hast du auch nur irgendwas getan, um mich da rauszuholen?! Ich bin in der Hölle, und du im Nirwana. Wirklich, super gelaufen! Und wer ist danach von uns beiden der gute?!
    Verzeih – hörst du? – verzeih, dass ich so rede – nur ist es wirklich nicht leicht für mich – was ich auch tue, alles macht keinen Sinn – ich bin müde – hörst du? Das heißt – sag, dass es so sein muss – sag, dass es so richtig ist – ich protestiere ja nicht! Ich habe diese Hölle verdient – ich bin bereit zu sühnen – ABER ZUSAMMEN MIT DIR! – schweig nicht – bitte – hilf mir.
    Ich zappele in dieser Scheiße jeden Tag. Wir alle zappeln darin. Aber du – bist der Prinz Siddharta Gautama Shakyamuni. Du bist als Zar geboren worden. Aber ich doch nicht! Ich nicht! Wir sind Sklaven, Sklaven sind wir. Komm du mal im Schweinestall zur Welt. Versuch, dir das Brot mit den eigenen Händen zu verdienen. Verkehr mit verschwitzten und schmutzigen Leuten, mit Nutten, Verrätern und Abschaum. Und dann versuch mal, rein zu bleiben! Kannst du das?
    Keine Ahnung hab ich, wie das von oben aussieht – aus dem Nirwana – ich werde wohl kaum dorthin kommen – verdiene es nicht – aber trink mit uns Wein und bleib nüchtern – gut und rein – von oben runterzugucken ist leicht – aber wenn wir nichts zu fressen haben?! Hast du mir diesen Körper gegeben? Dann gib mir auch Essen! Gib mir Brot und Fleisch! Richte meine ausgerenkten Beine wieder gerade! Wenn ich erblinde, reibe meine Augen wieder klar! Kannst du das? KANNST DU DAS, ODER NICHT?!
    Wenn du mir das Leben gegeben hast, was kann es dann für einen Tod geben? Aber ich sterbe! Ich sterbe jeden Tag! Hast du nicht den Mumm, mit mir zusammen zu sterben? Dich zu krümmen und zu brüllen? Warum hast du mich verlassen, he? Wenn du so bist, wie man von dir sagt, dann würdest du nicht zögern und mit mir zusammen sterben. Besser – statt meiner. Noch besser – niemand würde jemals sterben. Du bist doch stark – oder doch nicht so stark?
    Bemüh dich, die Natur des Geistes zu verstehen! Das ist ja so scheißwichtig! Ein ungetrübter Geist – das ist das Licht Buddhas! Findest du das nicht selber komisch, he?

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