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Macht der Toten

Macht der Toten

Titel: Macht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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schloss die Augen, wappnete sich für die bevorstehende Explosion. Er schluckte schwer, spürte das gallige Blut, das sich in seiner Kehle sammelte. Da vernahm er knirschende Schritte im Schnee. Stimmen erhoben sich. Hitzige Wortgefechte, deren Inhalt er nicht verstand. Waren das die Sicherheitskräfte des Flughafens, die sie endlich entdeckt hatten? Viel zu spät.
     
     
    Berlin
     
    Der Schneesturm ließ nach, als Cato das Fahrzeug der Berliner Stadtwerke auf die Zufahrt zum Flughafen lenkte. Mit Verwunderung stellte er fest, dass Menschen sich in Massen vor dem Gebäude herumtrieben, sich gegen die Kälte die Arme um den Leib schlugen. Sicherheitskräfte riegelten unterdessen den Eingang ab.
    »Halten Sie an!«, rief Beatrice in den Lärm, der die Fahrerkabine erfüllte.
    Er stoppte das Fahrzeug. Noch bevor es stillstand, stieß sie die Tür auf. Er riss die Handbremse hoch, sprang raus. Der hohe Schnee dämpfte den Aufprall. Er beeilte sich, ihr zu folgen, doch die verschnupften Atemwege erschwerten ihm das Vorwärtskommen. Sie verschwand zwischen den schneebedeckten Ästen einer Hecke. Ohne langes Zaudern zwängte er sich ebenfalls hindurch, bekam noch mit, wie einige der Leute vor dem Terminal in seine Richtung schauten. Da stolperte er bereits einen Abhang hinunter. Er konnte sich gerade noch auf den Beinen halten. Er fühlte sich müde und erschöpft, seine Nase lief, die Rotze tropfte auf seine Soutane. Er wischte sie nicht weg. Er setzte sich wieder in Bewegung. Beatrice war ihm bereits einige Dutzend Meter voraus, lief zielstrebig einer kleinen Ansammlung von Menschen entgegen.
    Cato überschaute die Situation sofort. »Lacie, Sie Narr!«, keuchte er.
    Der Junge, dessen Fotos er vor wenigen Tagen erst aus den Händen des Bischofs entgegengenommen hatte, krümmte sich blutüberströmt am Boden. Nur wenige Meter daneben lag ein weiterer Mann regungslos im Schnee. Aus seinem Mantel sickerte eine rote Flüssigkeit. Der weiße Kragen, der aus den Aufschlägen herauslugte, gab ihn als einen Priester zu erkennen. Was ging hier vor?
    Es blieb wenig Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. Denn inmitten dieser blutigen Szenerie stand Lacie, drauf und dran, sich ein weiteres Mal über den Jungen herzumachen.
    »Lacie!«, rief Cato mit angeschlagener Lunge.
    Es war nur ein Krächzen, doch das Narbengesicht hielt inne. Sein Blick fand zuerst das Mädchen. Er runzelte die Stirn. Dann sah er Cato, und seine Krater formten eine Maske, die wohl ein herablassendes Lächeln bedeuten sollte. »Cato, was treibt Sie denn noch hierher?«
    Wieder waren da de Gussas Worte. Ich mache mir Sorgen seinetwegen. Sie müssen ihn im Auge behalten. Unbedingt. Wie recht der Bischof hatte. Cato sagte: »Sie vor Dummheiten bewahren.«
    Lacie baute sich vor dem Jungen auf, als schütze er eine Trophäe. Sein Messer hielt er fest in der Hand, die Klinge abwechselnd auf Cato und Beatrice gerichtet. »Als wenn Sie das noch beurteilen könnten.«
    »Und wonach sieht das hier aus?« Cato schüttelte entrüstet den Kopf. Ein Kribbeln wuchs in seiner Nase. »In aller Öffentlichkeit.«
    Lacie winkte achtlos ab. »Das war so nicht geplant. Außerdem…«, sein Grinsen wurde breiter und hässlicher, »… habe ich das, was Sie vergeblich suchen. Ich habe das Achat.« Er wies auf einen Koffer, der wie verloren im Schnee lag. Cato nieste. Er wischte sich die Nase mit der bloßen Hand ab und schenkte dem Koffer keinen Blick. Weiß der Teufel, was Lacie zu der Annahme verleitete, dass sich darin das Achat befand. Doch was Cato noch viel mehr verwirrte: Woher wusste Lacie überhaupt von dem Achat? De Gussa hatte es dem Narbengesicht gegenüber nicht erwähnt, da war Cato sicher; dass er dennoch um seine Existenz wusste, war ein weiterer Beweis dafür, dass Lacie längst seine eigenen Pläne verfolgte. Cato musste ihn aufhalten, das war sein Auftrag. Machen Sie es!
    Er schaute zu dem Jungen. Cato erkannte auf einen Blick, dass es nicht gut um ihn bestellt war. Nicht weit entfernt stand ein Mann, die Hände in die Jackentasche vergraben. Er machte keinerlei Anstalten zu helfen. Deshalb forderte Cato: »Gehen Sie beiseite.«
    Lacie straffte seinen Rücken. »Wenn hier einer verschwindet, dann Sie!«
    Seine Stimme klang so selbstsicher, dass Cato unwillkürlich einen Schritt nach hinten machte. »Hören Sie, Lacie, der Befehl vom Bischof ist eindeutig: Sie unterstehen meinen Anweisungen.«
    »Stecken Sie sich die Anweisungen dorthin, wo keine Sonne

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