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Macht: Geschichten von Erfolg und Scheitern (German Edition)

Macht: Geschichten von Erfolg und Scheitern (German Edition)

Titel: Macht: Geschichten von Erfolg und Scheitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Kraus
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Größerem verleihen.
    Tanja Gönner sitzt jetzt ganz entspannt auf der Terrasse, auf der sie mit dem versammelten CDU-Spitzenpersonal schon so manchen Coup gefeiert und sich gemeinsam mit ihren Kollegen aus politischen Bredouillen herausgewunden hat. Sie kann zufrieden sein mit den Entwicklungen dieser Tage. Bei ihrer Verabschiedung aus dem Landtag hat sie eine enorme Wertschätzung erfahren. Der Landtagspräsident lobte ihre Kompetenz und Rhetorik in salbungsvollen Worten. Medien bedauerten den Verlust der christdemokratischen Hoffnungsträgerin und huldigten dem Aufstieg zur Wirtschaftsmanagerin. »Hero, Zero, Hero« lautete eine der Schlagzeilen.
    Sie würde mogeln, wenn sie so täte, als freue sie diese Resonanz nicht. Nach allem, was sie erlebt hat, um die Großschattenereignisse Stuttgart 21 und Fukushima oder ihren Erfahrungen mit kleingeistigen politischen Revanchefouls. Es ist schön mit diesem Rückenwind in eine neue Aufgabe zu starten. Auch weil er die Schmach verweht, die ihr nun immer seltener begegnet.
    Viel gelernt hat sie aus dieser Zeit über die Zyklen von Macht und Bedeutung. Über Adoration und Abkehr. Manches mag sie sich aus dieser Lehrzeit bewahren, vor allem Bewusstheit, auch in der Hektik des Alltages. Achtsamer sein, auch weniger ungestüm, aber weiterhin überzeugt in der Sache. Sich nicht verbiegen lassen, der verlässliche Grundsatz all derer, die anecken, ist das eine. Aber vielleicht hilft ab und an auch mal eine elegantere Formulierung.
    Dass diese Aufgabe nun weniger öffentlich ist als die vorherige, das stört sie nicht. Vermutlich kann sie dafür inhaltlich sogar viel mehr gestalten. Die Einladungen werden sich jedenfalls wieder stapeln und viele Anliegen erreichen sie schon jetzt. Sie ist wieder drin. Jenen, die sie nur geparkt sehen, für eine noch größere, politische Aufgabe, erteilt sie erstmal eine klare Absage: »Diese Aufgabe ist so vielfältig, dass ich darin lange eine Herausforderung finden werde.« Und noch: »Ich verspüre derzeit keine Sehnsucht nach der Rückkehr in die Politik.«
    Die Sehnsucht nach ausgiebigen Fernsehnachmittagen, die kann sie sich schon vorstellen. Vor allem während der Olympischen Spiele. Aber wenn sie ganz ehrlich ist, dann ist sie doch lieber im Rennen als auf der Tribüne.

    Neulich hat Thomas Hitzlsperger einen Computerkurs gemacht in einem Apple-Store in München. Über eine Stunde hat er da gesessen, inmitten all der Technikdesign-Freaks. Wie in einem Taubenschlag sei es zugegangen, aber erkannt oder gar angesprochen hat ihn niemand. Er erzählt es mit einem ungewissen Zögern, einer Mischung aus Freude und Schrecken: »Manchmal frage ich mich, warum kennt mich denn keiner mehr? Da denkt man dann schon, kuck mal, das ging schnell.« Vor fünf Jahren noch wäre das gänzlich unmöglich gewesen, damals nach der WM 2006, als er einer der deutschen Sommerhelden war. Vielleicht wäre es auch heute noch undenkbar, wenn er nicht ständig verletzt hätte zuschauen müssen bei seiner letzten Station in Wolfsburg, sondern das Spiel aus dem zentralen Mittelfeld gelenkt und mit seinen unwiderstehlichen Weitschüssen für Raunen im Publikum gesorgt hätte. Oder wenn West Ham United den 2:0-Vorsprung im entscheidenden Spiel nicht verspielt hätte und in der Premiere League geblieben wäre. Der Trainer bei Lazio Rom, dessen Wunschspieler er war, nicht entlassen worden wäre. Oder der VfB Stuttgart das ein oder andere Spiel mehr gewonnen hätte, mit ihm als Kapitän. Viele unglückliche Umstände habe es gegeben, sagt er in wohligem Einverständnis mit seiner ereignisreichen Geschichte.
    Thomas Hitzlsperger sitzt jetzt in einem Café in Hamburg. In der nächsten Woche wird er nach Kalifornien fliegen. Ohne konkrete Pläne. Auch nicht für den Zeitpunkt der Rückkehr. Der zweiwöchige Urlaub in den USA hat seine Sehnsucht genährt, nach Freiheit und Unentdecktheit. Dort ist es selbstverständlich, dass ihn keiner kennt. Dort nagen keine Restzweifel, ob er allzu schnell in der Unsichtbarkeit verschwindet. Und ob er sich daran freuen darf. Er ist am Morgen aus München eingeflogen, um ein paar Freunde zu besuchen. Niemanden aus dem Fußballgeschäft.
    Er wird sich fithalten in den USA, falls sich doch noch mal ein Verein melden wird. Den absoluten Schnitt traut er sich noch nicht zu. Zumindest die Möglichkeit eines Comebacks soll bestehen bleiben. Da ist einer, der sich an sein neues Leben herantastet, der seinem eigenen Mut noch nicht ganz und gar

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