Macht Musik schlau?
stimuliert das Hören der Mozart-Sonate intensive Aufmerksamkeitsprozesse. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass nach dem Hören der Mozart-Sonate bessere Leistungen in verschiedenen Intelligenztestaufgaben erzielt werden. Wenn das Gehirn nämlich in einen Aktivierungszustand versetzt wurde, der mit erhöhter Aufmerksamkeit verbunden ist, dann werden die gerade behandelten Aufgaben besser bearbeitet.
Abbildung 7: Veränderung der «Aktivität» im unteren Alphaband (8â10 Hz) gemessen mit dem EEG beim Hören verschiedener klassischer Musikstücke. Die «Aktivitätsveränderungen» sind separat für drei Hirnbereiche dargestellt. Eine Zunahme der «Aktivität» im Alphaband (Synchronisation) entspricht dabei einer Abnahme der kortikalen Erregung. Umgekehrt entspricht eine «Abnahme» der «Aktivität» im Alphaband einer Zunahme der kortikalen Erregung. Die Zunahme der «Aktivität» im Alphaband ist nach «oben» abgetragen. Man erkennt, dass beim Hören der Mozart-Musik die «Aktivität» im unteren Alphaband deutlich abnimmt (nach Jausovec und Habe, 2003). Das entspricht gemäà der oben dargestellten Interpretation einer Zunahme der kortikalen Aktivität.
Ein weiterer Befund dieser Studie soll noch näher erläutert werden. Wenn man die «Ãhnlichkeit» der Hirnaktivierungen (man nennt das in der Fachsprache auch Kohärenz) in verschiedenen Hirnbereichen für die unterschiedlichen Frequenzbänder berechnet, dann stellt man fest, dass der Frequenzbereich, der mit Aufmerksamkeitsleistungen gekoppelt ist (nämlich das so genannte untere Alpha-Band) beim Hören der Mozart-Musik in verschiedenen Hirnbereichen auftritt. Das bedeutet, dass weite Teile des Gehirns in diesen Verarbeitungsmodus verfallen. Ein anderer Frequenzbereich dagegen, der eigentlich vermehrt beim Lernen oder Abruf von gespeicherten Informationen zu messen ist (das so genannte Gamma-Band), tritt beim Hören der Mozart-Musik nicht häufiger auf, als beim Hören anderer Musik. Es ist sogar ein leichter Trend festzustellen, dass dieses Aktivitätsmuster beim Hören der Mozart-Musik etwas weniger intensiv vorliegt. Daraus könnte man ableiten, dass die lern- und gedächtnisrelevanten Hirnaktivierungen beim Hören der Mozart-Musik sogar in geringerem Ausmaà und in geringerer Stärke als bei den anderen Musikstücken auftreten. Zusammengefasst legt diese Studie nahe, dass beim Hören der Mozart-Sonate eher das allgemeine Aufmerksamkeits- bzw. Aktivierungsniveau des Gehirns gesteigert wird. Es liegt also kein zwingender neurophysiologischer Befund vor, der bestätigen würde, dass beim Hören der Mozart-Sonate jene Hirngebiete besonders aktiviert wären, die auch spezifisch beim Lösen von zeitlich-räumlichen Aufgaben eingebunden sind.
2.5
Der Einfluss der Stimmung und der Musikpräferenz
Die oben dargestellten Arbeiten belegen, dass der Mozart-Effekt zumindest in der Form, wie er ursprünglich publiziert wurde, nicht zweifelsfrei repliziert werden konnte. Die Frage ist allerdings, warum in einigen Studien offenbar der Mozart-Effekt festgestellt werden konnte und in anderen Studien nicht. Ein Grund mag sein, dass es sich um einen Zufallsbefund handelt, der in einigen Studien per Zufall auftrat und anderen eben nicht. Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass andere Einflussfaktoren sowie bislang unberücksichtigte Faktoren eine Bedeutung haben könnten. Einen plausiblen Einflussfaktor konnten kanadische Wissenschaftler elegant herausarbeiten (Thompson, Schellenberg und Husain, 2001; vgl. Abb. 8 und 9 ). Sie haben 24 fortgeschrittene Studenten unterschiedlichen Alters (20â60 Jahre) in ihre Untersuchung einbezogen. Diese Studenten verfügten nur über geringe Erfahrung im Hinblickauf formale Musikausbildung (2â3 Jahre). Diesen Versuchspersonen wurden ähnlich wie in den vorangegangenen Studien während zehn Minuten Musikstücke präsentiert, oder sie mussten eine zehn Minuten dauernde Ruhepause absolvieren. In der Ruhepause saÃen die Testpersonen in völliger Stille und taten nichts. Während der Musikbedingung hörten sie für 10 Minuten ein Musikstück. Um sicherzustellen, dass die Testpersonen auch der Musik zuhörten, wurden sie instruiert, dass sie nach dem Hören der Musikstücke zu diesen Musikstücken befragt würden. Zwei unterschiedliche
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