Macht Musik schlau?
räumliche Funktionen messen, etwas bessere Leistungen. Dieser Effekt ist unabhängig davon, ob das, was einem gefällt, ein Musikstück ist oder eine Geschichte. Hauptsache es gefällt und versetzt einen nicht in Tiefschlaf.
Abbildung 10: Abbildung aus Nantais und Schellenberg, 1999. Die Pfeile weisen auf statistisch signifikante Unterschiede hin.
Heutzutage hat die Popmusik eine beherrschende Bedeutung in unserem Alltag. Man hört sie im Radio und im Fernsehen, wobei es einem mittlerweile schwer fällt, sich dieser Musikbeschallung bewusst zu entziehen. Moderne Musik hat insbesondere für Jugendliche identitätsstiftende Bedeutung, was ihren Stellenwert für Jugendliche und Heranwachsende enorm ansteigen lässt. Insofern ist zu vermuten, dass klassische Musik für Jugendliche eher eine geringere Bedeutung hat. Das soll nicht bedeuten, dass Jugendliche nicht für klassische Musik empfänglich sind. Die überwiegende Mehrzahl von Jugendlichen wird sich allerdings eher mit moderner Popmusik identifizieren und auseinandersetzen. Insofern ergibt sich die Frage, ob das Hören der für Jugendliche wichtigen und geschätzten Popmusik leistungssteigernde Auswirkungen auf das Lösen räumlicher Aufgaben hat.
Dieser Frage ging eine Arbeit nach, in der mehr als 8100 britische Kinder im Alter von 10 bis 11 Jahren und 207 Schulen in Zusammenarbeit mit der BBC untersucht wurden (Schellenberg und Hallam, 2005). In jeder teilnehmenden Schule wurden die Kinder per Zufall auf drei Versuchsgruppenaufgeteilt. Jede Versuchsgruppe wurde in einem separaten Raum untersucht. Genau um 11.00 Uhr (des 21. März 1996) wurde über drei unterschiedliche Sender der BBC jeweils ein unterschiedliches Radioprogramm ausgestrahlt, in dem während zehn Minuten jeweils ein unterschiedliches Musikstück gesendet wurde. Eine Gruppe (Popmusik) hörte auf BBC1 zeitgenössische bekannte Popmusik (Blur: «Country House,» Mark Morrison: «Return of the Mack» und PJ and Duncan: «Stepping Stone», eine neue Version des alten Stücks der Monkees aus dem Jahr 1967). Die zweite Gruppe (Mozart-Musik) hörte auf BBC3 die letzten zehn Minuten von Mozarts Streichquintett Nr. 5 in D-Dur (KV 593). Gruppe 3 bekam über BBC5 eine Diskussion über den Mozart-Effekt zu Gehör. Unmittelbar nach dem Hören dieser Musik- bzw. Textpassagen waren die Kinder angehalten, zwei Tests zu absolvieren. Test 1 war der bekannte Papierfaltetest, Test 2 war ein weiterer Test, der die räumlichen Fertigkeiten erfasst (Quadrate-Ergänzungstest). Unmittelbar nach Abschluss dieser Messung werteten die Lehrer diese Tests aus und sandten die Ergebnisse per Fax an die BBC, die sie dann zum Forscherteam weiterschickten. Für jedes Kind konnten so zwei Messergebnisse erhoben werden. Am Tag darauf wurden die Ergebnisse in zusammengefasster Form im BBC-Fernsehen veröffentlicht. Hier offenbarte sich, dass jene Kinder, welche die moderne Popmusik gehört hatten, im schwereren Papierfaltetest bessere Leistungen erbrachten als jene, welche die anderen Musikstücke gehört hatten. Offenbar rief die Musik, welche die Kinder gewohnt waren zu hören und die besonders populär war, eine Leistungssteigerung im schwereren Papierfaltetest hervor, während die Mozart-Musik und die Diskussion von den meisten Kindern offenbar als nicht ausreichend stimulierend empfunden wurde, um leistungssteigernde Auswirkungen zu haben. Aufgrund der Tatsache, dass die Leistungen in der Papierfalteaufgabe nach dem Hören der populären Musik (Blur: «Country House») besser waren, gab Glenn Schellenberg diesem Effekt â in Anlehnung an den Mozart-Effekt â den Namen Blur-Effekt (vgl. Abb. 11 ).
Abbildung 11: Der «Blur-Effekt». Dargestellt sind die Leistungskennwerte im Quadrate-Ergänzungstest und im Papierfaltetest, welche die teilnehmenden Kinder der Untersuchung von Schellenberg und Hallam (2005) nach dem Hören unterschiedlicher Reize erzielt hatten. Die Leistungskennwerte geben den Prozentsatz der korrekt produzierten Reize an. Die Abbildung ist der Abbildung aus der Originalpublikation nachempfunden.
2.6
Zusammenfassung und kritische Würdigung
Der Mozart-Effekt, wie ihn Rauscher und Kollegen publiziert haben, hat ein enormes Echo in der wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Literatur hervorgerufen. Bemerkenswert ist, dass dieser Befund insbesondere in den Medien recht
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