Macht Musik schlau?
weiteres wichtiges Ergebnis dieser Analyse ist, dass kein Unterschied zwischen den Befunden aus publizierten und nicht publizierten Studien gefunden werden konnte. Dienicht publizierten wissenschaftlichen Arbeiten (z.B. Dissertationen und Masterarbeiten) kommen also im Prinzip zum gleichen Ergebnis wie die publizierten Arbeiten. Insofern kann ein Publikationsbias (nur Arbeiten werden publiziert, die Befunde in eine Richtung bestätigen) ausgeschlossen werden.
Abbildung 5: Zusammenfassung der umfangreichen Metaanalyse von Hetland aus dem Jahr 2000a. Dargestellt ist die mittlere Leistungssteigerung nach dem Hören von Mozart-Musik in den verschiedenen visuell-räumlichen Tests. Die Leistungssteigerung ist als EffektgröÃe d dargestellt. Dies ist die normierte Mittelwertsdifferenz zwischen den mittleren Leistungen ohne und mit Musikbeschallung.
Auch nach den groÃen Metaanalysen und Multicenter-Studien kamen die Arbeiten zum Mozart-Effekt nicht zum Erliegen. Offenbar ist die Faszination für diesen Befund immer noch ungebrochen. So konnten McKelvie und Low (2002) im Rahmen einer umfangreichen Untersuchung ebenfalls keinen leistungssteigernden Einfluss des Hörens der Mozart-Sonate auf Papierfalt- und Schnitttests feststellen. Interessant war insbesondere, dass kein Unterschied in den Leistungskennwerten in Abhängigkeit der gehörten Musik festgestellt werden konnte (Aqua Cartoon Music Heroes oder Entspannungsmusik von Debussy oder Gershwin). Im Gegensatz dazu kamen andere Wissenschaftler zu einem anderenErgebnis. So konnten z.B. die Kollegen Ivanov und Geake (2003) einen fördernden Einfluss des Hörens von Mozart-Musik auf die Leistungen in visuell-räumlichen Tests feststellen. Allerdings sind die Kontrollbedingungen vor allem im Lichte der noch darzustellenden Befunde nicht geeignet, um stichhaltige Schlüsse aus diesem Experiment zu ziehen.
Abbildung 6: Dargestellt sind weitere Befunde aus der Metaanalyse von Hetland (2000a).
2.4
Weiterführende Experimente
Die ursprünglichen Experimente zum Mozart-Effekt sind primär entwickelt und durchgeführt worden, um die neurophysiologische Theorie (das so genannte Trionen-Modell) von Shaw (einem der Koautoren der Originalarbeit über den Mozart-Effekt) zu belegen. Shaw geht davon aus, dass komplexe Denktätigkeiten mit einem spezifischen Aktivierungsmuster des Gehirns einhergehen. Liegt dieses spezifische Aktivierungsmuster nicht vor, dann können eine Reihe von Denktätigkeiten nicht effizient und fehlerhaft ablaufen. Im Rahmen der ersten Originalpublikation von Rauscher und Kollegen wird argumentiert, dass beim Hören von Musik(hier insbesondere beim Hören von Mozart-Musik) quasi automatisch das optimale (oder ein fast optimales) Hirnaktivierungsmuster ausgelöst werde. Wenn dieses Aktivierungsmuster für eine bestimmte Zeit bestehen bliebe, dann könnte es auch für folgende Denktätigkeiten genutzt werden, was zur Folge hätte, dass diese Denktätigkeiten auch effizienter und mit gröÃerem Erfolg durchgeführt würden. Diese theoretischen Ãberlegungen waren eigentlich immer eher spekulativer Natur, denn es lagen lange Zeit überhaupt keine neurowissenschaftlichen Befunde vor, welche diese Spekulationen unterstützten. Erst 1997 haben die Autoren gemeinsam mit Johannes Sarnthein (Sarnthein et al., 1997) versucht, ihre Ãberlegungen einer wissenschaftlichen Ãberprüfung zu unterziehen. Als Methode kam die Elektroenzephalographie (EEG) zur Anwendung, mit der man an der Schädeloberfläche kleinste Veränderungen der elektrischen Aktivität des unter dem Schädel liegenden neuronalen Gewebes messen kann. Diese Methode nutzend haben die Forscher sieben Testpersonen untersucht, während diese die Mozart-Sonate KV 448 hörten und während sie die oben bereits erwähnten Tests zur Messung der räumlichen Funktionen absolvierten. Als weitere Kontrollbedingung präsentierten sie auch noch gesprochene Texte über Kopfhörer. Während der Präsentation der Mozart-Sonate zeigte sich, dass bei drei der sieben Testpersonen eine Aktivitätskohärenz (siehe unten) zwischen verschiedenen relativ weit auseinander liegenden Hirnbereichen auftrat, die auch noch mehrere Minuten nach dem Ende der Präsentation der Mozart-Sonate Bestand hatte und auch beim Beginn des Lösens der Tests für räumliche Funktionen aktiv war. Während des Hörens des
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