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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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sind die Persönlichkeit und der Bildungsgrad der untersuchten Personen, unterschiedliche Lernmaterialien oder Lernaufgaben (z. B. verbales vs. motorisches Lernen), oder ob man den Einfluss des Musikhörens auf den Lernvorgang (Enkodierung) oder den Abruf des Gelernten bezieht. Diese Aufzählung soll nicht verwirren, sondern nur deutlich machen, dass die Musikwirkung von vielen Faktoren abhängen kann.
    5.1
    Suggestopädie
    Eine Sonderstellung nimmt in diesem Zusammenhang die so genannte Suggestopädie ein, da ein zentraler Bestandteil ihrer Lernstrategien auf Musikinterventionen beruht. Die in der Einleitung zu diesem Kapitel zitierte Internetseite scheint eine gewisse Nähe zur Suggestopädie zu haben. Die Suggestopädie ist eine kommerziell verbreitete Lehrmethode, die seit 1960 in Europa und den USA vertrieben wird. Begründer dieser «Bewegung» ist der bulgarische Arzt und Psychotherapeut Georgi Losanow (*1926). Kern der von ihm vorgestellten Methode ist ein mehrdimensionales Lernerlebnis, das dem Schüler eine recht hohe Selbstverantwortung abverlangt. Die Methode unterscheidet sich erheblich vom üblichen Frontalunterricht, der in den meisten Schulen gepflegt wird. Gelegentlich werden die Begriffe «Suggestopädie» und «Superlearning» synonym verwendet, was nicht korrekt ist, denn bei der Suggestopädie wird mit Lehrer gelernt, während beim «Superlearning» der Lernende mit Hilfsmitteln alleine lernt. Gemeinsam ist aber beiden Methoden, dass sie durch die kombinierte und simultane Verwendung von visuellen, auditiven und kinästhetischen Reizen versuchen, den Lernvorgang zu optimieren. Im Folgenden erlaube ich mir, die Suggestopädie etwas ausführlicher vorzustellen, nicht weil ich für diese Methode explizit werben will, sondern vielmehr aus drei anderen Gründen: 1. Im Rahmen dieser Lernmethode wird sehr viel Musik eingesetzt, so dass eine Auseinandersetzung mit der Suggestopädie im Kontext dieses Buches zwingend ist.2. Die Suggestopädie greift quasi seit Anbeginn auf neurophysiologische und neuropsychologische Erklärungsmuster zurück, die eines Kommentars bedürfen. 3. Diese Methode ist weltweit verbreitet und hat eine große Anhängerschar bei Laien und Lehrern. Eine maßgebende Organisation, die sich nach eigenen Angaben aus der Suggestopädie entwickelt hat, scheint die International Society for Accelerated Learning and Teaching zu sein, die auch eine eigene Zeitschrift herausgibt, die verschiedene Artikel zum Lernen publiziert. Im Rahmen dieser Zeitschrift sind auch einige Arbeiten publiziert worden, die über günstige Einflüsse von passivem Musikhören auf das Lernen berichten. Da es sich nicht um eine von Fachleuten begutachtete (
peer-reviewed
) Zeitschrift handelt, sind diese Befunde mit etwas Zurückhaltung zu betrachten, was nicht bedeutet, dass die Arbeiten grundsätzlich schlecht und damit wertlos sind. Aber bevor ich auf die dort publizierten Arbeiten eingehe, lassen Sie mich die Suggestopädie-Methode darstellen. Wer mehr Interesse daran hat, kann ja die entsprechende Literatur lesen.
    Das von Losanow entwickelte System ist ein mehr oder weniger fest vorgegebenes System von Lehr- und Lerninhalten, wobei die Abfolge der einzelnen Elemente gemäß Losanow streng eingehalten werden muss. Einen besonderen Wert legt Losanow auf die Lehrpersonen und deren Integrität. Sie sind es, die durch ihre umfassende Bildung und Verantwortung für das Wohlergehen der Lernenden den Lernprozess fördern sollen. Von großer Bedeutung sind für Losanow künstlerische Elemente, die an bestimmten Stellen des Lernprozesses (insbesondere bei der Festigung und dem Transfer des Gelernten) eingebunden sind. Zum Abschluss des Lernprozesses sollen die neu erworbenen Informationen in Form eines «Lernkonzertes» verfügbar gemacht werden. Oft geschieht dies in Form kleiner Theaterstücke, angefertigter Bilder oder Poster oder einer «Opernaufführung». Dadurch soll ein «ganzheitliches Bild» des erworbenen Wissens entstehen. Anfänglich hat Losanow sich vorwiegend für das Vokabellernen interessiert und in diesem Zusammenhang auch von bemerkenswerten, ja eigentlich ungewöhnlichen Lernleistungen berichtet. Er glaubte, dies durch «Suggestion» und «Desuggestion» zu erreichen. In der «Suggestion» wird der Lerner durch den Lehrer in einen Entspannungszustand versetzt, um

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