Macht: Thriller (German Edition)
Jedimeister aus Star Wars! Ewald wurde ganz euphorisch. Darth Vader, der kraft seiner Gedanken, mittels der »Macht«, seine Untergebenen disziplinierte. Wenn seine Offiziere auf einer Mission versagt hatten, standen sie auch stramm vor ihm und der versammelten Truppe. Und dann fielen sie röchelnd um. Ewald grinste. War der Mann auf dem Wandbild das reale Vorbild für Darth Vader gewesen? War dieses Wandgemälde der Beweis, dass die Kräfte von Gary Mitchell und Darth Vader kein Mumpitz waren? Könnte es möglich sein, genauso mächtig und unbesiegbar zu werden?
Da hallte ein Poltern durch die Bunkergänge. Irgendwo ganz in der Nähe war etwas umgefallen. Die jungen Männer verstummten. Sogar Sascha zuckte bei dem Geräusch zusammen, seine Augen wanderten ängstlich hin und her, und er lauschte in die Finsternis. Nichts mehr. Kein Laut war zu hören. Wieder nur die dumpfe drückende Stille überall.
Ein metallischer Schlag auf eine der Rohrleitungen. Die Installationen vibrierten und trugen den Ton weiter, tiefer und tiefer in die Berliner Unterwelt.
Ewald unterdrückte einen Schreckensschrei und packte Jens am Oberarm. »Wir sind nicht alleine hier unten! Lass uns sofort von hier verschwinden. Bitte!«, drang er auf seinen Cousin ein.
»Licht aus und Maul halten!«, zischte Sascha. »Rührt euch bloß nicht von der Stelle. Ich wette, das sind die Bullen.«
Ewald traute seinen Sinnen nicht. Grüne Augen glühten in der Dunkelheit. Aus den Ecken und Winkeln des Büros starrten sie auf sie.
Die Angst schnürte Ewald die Kehle zu. Er ließ sich fallen und riss Jens mit sich zu Boden. Auf allen vieren versuchte er in die Nähe des Ausgangs zu gelangen. An seinem Gürtel spürte er den Griff seines Cousins.
Die Augen kamen näher.
Sascha fuhr herum und schaltete seine Taschenlampe ein. Ein kräftiger Schlag traf seine Hand, und die Lampe wurde weggeschleudert. Im nächsten Moment packten ihn zwei kräftige Hände, und ein Dolch durchschnitt seine Kehle.
Von dort, wo eben noch Sascha gestanden hatte, hörten Ewald und Jens ein heiseres Gurgeln, dann den dumpfen Aufschlag eines zuckenden, sterbenden Körpers. Ewald presste sich die Hand auf den Mund, dann kroch er weiter, so schnell er konnte. Jens hielt immer noch Ewalds Gürtel fest.
Saschas Taschenlampe fiel laut scheppernd hinter einen Haufen Gerümpel. Ihr Strahl schwebte kurz vom Boden auf, dann erstarb ihr Licht.
Ein spitzer Schmerzensschrei gellte durch den Bunker. Holz splitterte, Möbelstücke fielen zu Boden. Weiter hinten im Büro tobte ein Kampf auf Leben und Tod. Füße in Sportschuhen stampften auf den Boden, immer hysterischer und schneller. Schließlich glitten die Gummisohlen quietschend über den feuchten Estrich, und es war wieder still.
Ewald ertastete den Türrahmen. Gerettet, schoss es ihm durch den Kopf. Er wollte gerade nach draußen auf den Gang gleiten, als Jens aufkreischte.
Jemand oder etwas hatte Jens von hinten gepackt und zog ihn zurück in das Büro der Fahrbereitschaft. Der Bursche trat planlos nach allen Richtungen und klammerte sich mit aller Kraft an Ewalds Gürtel.
Ewald fiel durch den plötzlichen Ruck aufs Gesicht. Das Ziehen und Zerren an seinem Becken wurde immer heftiger. Mit aller Kraft hielt er sich an der Türzarge fest, dass das rostige Metall sich langsam durch die Haut seiner Finger fraß. Der Sechzehnjährige brüllte auf vor Schmerz, und die Kraft verließ seine Arme. Im nächsten Moment wurde er über den Boden geschleift und umgedreht. Geistesgegenwärtig packte er seine Taschenlampe und drückte den Schalter.
Ein Stöhnen ertönte, und eine Gestalt mit Stahlhelm und in Uniform hielt sich die Hände vors Gesicht. Der Mann taumelte nach hinten und flüchtete aus dem Licht. Deutlich konnte Ewald auf seinem rechten, schwarzen Kragenspiegel einen silbernen Totenkopf mit gekreuzten Knochen erkennen.
Endlich hatte der Junge begriffen und sprang auf die Füße. Das waren keine Geister, sondern Menschen mit Nachtsichtgeräten!
In Ewalds Kopf rasten die Gedanken. Dem Helm nach handelte es sich zweifelsfrei um das NSG-66 der Nationalen Volksarmee. Über diese Ausrüstung hatte er oft genug in der Zeitschrift »Armeerundschau« gelesen und viele Fotos davon gesehen. Das von der Firma Carl Zeiss Jena entwickelte aktive Nachtsichtgerät verfügte über zwei Bildwandler, garantierte so die natürliche Plastik des Sehfeldes und konnte über eine spezielle Kopfhalterung in den Stahlhelm der NVA eingeknöpft werden. Es
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