Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
gefährlich zu werden, aber ihn vorübergehend aufzuhalten schien durchaus im Bereich des Möglichen zu liegen.
Allen auf der Brücke war dieser Umstand bewusst, denn die Archonia verlangsamte ihren Flug nicht, sondern vollführte das genaue Gegenteil, indem sie voll beschleunigte. Man hatte ganz offensichtlich nicht die Absicht, die Jäger wieder aufzunehmen.
»Raumjäger fächern auf. Entfernung liegt jetzt bei zweitausendvierhundert Kilometern«, brachte Voillot ihren Kommandanten auf den aktuellen Stand.
»AFM-Batterien klar?«, fragte dieser den Waffenoffizier.
»Bereit, Sir.«
»Feuerfreigabe erteilt«, befahl Hewitt vollkommen gelassen. Er nahm den ganzen Vorgang nicht sonderlich ernst.
»Raketen werden gestartet«, kommentierte Betancourt, und die gesamte Brückencrew verfolgte die Flugbahnen der Lenkwaffen.
Die Piloten der Jäger hatten aber genug Zeit, sich auf die herannahenden Raketen einzustellen. Mit geschickten Flugmanövern sowie dem massiven Einsatz von Täuschkörpern wichen sie ihnen aus und schossen einige von ihnen sogar ab. Dennoch wurde ein Raumjäger zerstört.
»Multiple Torpedostarts!«, bellte Betancourt.
»Von den Jägern?«, erkundigte sich Voillot verwundert.
»Nein, Commander. Der Beschuss kommt von der Archonia .«
»Wie nett«, erwiderte sie säuerlich. »Damit lenken die unsere Aufmerksamkeit von den Jägern weg und geben diesen so Gelegenheit, bis zu uns vorzustoßen.«
Mit dieser Einschätzung lag sie richtig, denn die Archonia beließ es nicht nur bei einer Salve, sondern feuerte in schneller Folge ihren gesamten Bestand an Starwolf-Antischiffstorpedos ab.
Die vierunddreißig Fusionstorpedos hielten auf den Zerstörer zu, während ihnen unzählige Abfangraketen entgegenrasten. Es gelang ihnen, zwölf Torpedos abzuschießen, und eine zweite Welle zerstörte sieben weitere, doch die verbliebenen fünfzehn Flugkörper erreichten den Zerstörer.
Die EloKa lenkte fünf ab, und die Railguns fügten der Abschussliste weitere acht hinzu, sodass schließlich nur zwei Torpedos den Heckbereich der Damocles trafen.
Der Angriff wies somit zwar keinen zählbaren Erfolg auf, hatte aber immerhin den Jägern genug Zeit verschafft, um sich weitestgehend unbehelligt bis auf neunhundert Meter an den Zerstörer heranzupirschen.
Voillot beobachtete die elf Kontakte auf dem Holoschirm, bis sich etwas tat. »Die Jäger feuern jetzt, Sir.«
»Mit diesen schwachen Waffen werden unsere Schilde spielend fertig«, entgegnete Hewitt überheblich.
»Vorausgesetzt, sie konzentrieren sich nicht auf einen einzigen Punkt«, fügte sie vorausschauend an.
»Wie meinen Sie das, Commander?«
»Sie scheinen es auf unsere Triebwerke abgesehen zu haben, Sir. Ein guter Plan, wenn man unseren Flug nur verlangsamen und nicht stoppen will.«
Christopher Hewitts Gesichtsausdruck verriet Ungläubigkeit, was ihn allerdings nicht davon abhielt, die Flugbahnen der Raketen an seinem Terminal noch einmal selbst zu überprüfen, was ihm einen innerlichen Fluch entlockte.
»Schaffen Sie diese verdammten Raketen aus meinem Sichtfeld, Mr. Betancourt!«
Jeder der elf Raumjäger hatte zwei Javelin-Raketen abgefeuert. Dabei handelte es sich um eine reine Kurzstreckenwaffe, die auf einer intakten Rumpfpanzerung nur minimalen Schaden verursachen konnte, bei einem massiven Einsatz aber dennoch durchaus in der Lage war, einigen Schaden anzurichten, insbesondere an den Triebwerken, die denjenigen Teil eines Raumschiffes repräsentierten, dem man weniger gut schützen konnte.
Der Großteil der zweiundzwanzig Flugkörper wurde durch die Jagdraketen, Railguns und die EloKa ausgeschaltet, fünf aber trafen den Heckbereich der Damocles .
Während vier der Raumjäger abgeschossen werden konnten, schlossen die restlichen sieben zu dem Zerstörer auf und begannen damit, dessen Triebwerke mit ihren Bordwaffen zu befeuern, wodurch diese weitere empfindliche Treffer verkraften mussten.
»Triebwerksleistung sinkt auf zweiundneunzig Prozent, Captain«, berichtete Voillot ernst. »Noch ein paar direkte Treffer mehr, und wir müssen Triebwerk Nummer vier zeitweilig abschalten.«
»Dann sorgen Sie dafür, dass das nicht passiert, Commander!«
»Aye«, erwiderte sie und musste den Groll, den sie gegenüber ihrem Captain empfand, mühsam zurückkämpfen.
Sie und Hewitt verstanden sich überhaupt nicht. Er war in ihren Augen ein Emporkömmling. Jemand, der keinerlei Skrupel hatte, die guten Beziehungen seiner Familie zur
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