macht Urlaub
vermute ich. Das war jedenfalls, was er jovial andeutete. Dabei beobachtete er scharf meine Reaktion. Es war alles ziemlich ermüdend. Glücklicherweise kam in diesem Moment Mrs. Pollifax in den Speisesaal und setzte sich zu mir. Ich wurde wohl etwas unhöflich, um ihn loszuwerden, aber so etwas hatte ich nicht erwartet.«
»Und sind Sie nach Jordanien gekommen, um sich Schriften Ihres Freundes geben zu lassen?« fragte Jafer rasch.
Fast inbrünstig antwortete Farrell: »Wie gern hätte ich mir irgend etwas von Dib Assen geben lassen - ein Tagebuch, einen Brief, einen Ring, irgendein anderes Andenken, eine Nachricht aber ich kann Ihnen wirklich versichern, daß ich überhaupt nichts von ihm habe. Bedauerlicherweise. Es tut mir sehr leid.«
Eine gewandte Antwort, dachte Mrs. Pollifax, und durchaus der Wahrheit entsprechend, die jedoch geschickt Jafers eigentliche Frage umging, ob er mit einer solchen Erwartung nach Jordanien gekommen sei. Sie sah Inspektor Jafer lächeln und den Mund öffnen, aber gleich wieder schließen. Auch er hatte die Antwort interessant gefunden und sich nicht einen Augenblick täuschen lassen, folgerte sie. Der Inspektor erinnerte sich an die Vormittage in der Festung Karak, aber er beabsichtigte offenbar, zumindest für den Augenblick, Farrells geschickter Entgegnung nicht weiter nachzugehen. Farrell wechselte das Thema. »Ich wurde k. o. geschlagen und hierher verschleppt, aber wie in aller Welt haben Sie hierhergefunden?«
»Das war gar nicht so leicht«, gestand der Inspektor. »Wir suchen diesen Mr. Nayef, seitdem Sie uns diese Schnitzerei mit dem Schlüssel und der Karte übergaben. Seither haben wir erfahren, daß vor zwei Tagen mehrere Personen die syrische Grenze überquerten, und wir vermuteten, daß er darunter sein könnte. Bis dahin waren wir besonders an den Männern interessiert, die Ihnen in der roten Limousine folgten. Das Problem war nur, daß Sie das Hotel für einen längeren Ausflug verließen und nicht nach Amman zurückkehrten, ebensowenig die Männer in der roten Limousine.« Er zuckte die Schulter. »Von Juseffs Mutter erfuhren wir, daß Sie in die Wüste wollten, und sie erklärte uns, wo - ungefähr - wir das Lager des Scheichs finden könnten.«
»Wie eine Nadel im Heuhaufen, nicht wahr?« fragte Farrell. »Es ist eine verdammt große Wüste!«
»Ja, aber als meine Männer das Lager erreichten, herrschte dort gewaltige Aufregung. Man meldete mir in Amman per Funk, daß Sie, Mr. Farrell, verschleppt worden waren und daß Mrs. Pollifax mit zwei jungen Freunden aufgebrochen war, Sie zu suchen. Da bestellte ich ein Flugzeug.«
»Ein Flugzeug?« fragte Farrell erstaunt.
»Ja. Wir flogen sofort mit Nachtsichtgeräten und Suchscheinwerfern los, um nach verdächtigen Bewegungen in der Wüste Ausschau zu halten. Bedauerlicherweise fanden wir nichts dergleichen, und - ebenfalls bedauerlicherweise - landeten wir zwölf Kilometer entfernt, Richtung saudiarabische Grenze.« Mrs. Pollifax erinnerte sich an das Flugzeug. »Juseffs Bruder, Mifleh, hatte uns auf das Qasr at Tuba aufmerksam gemacht.« Jafer verzog das Gesicht. »Wir hielten es für zu gefährlich, in der Dunkelheit hierher zurückzufliegen - zu viele kreuz und quer durch die Wüste verlaufende Wadis, um eine Landung zu riskieren. So gingen wir los, es war ein Gewaltmarsch. Er kostete Zeit - zu viel Zeit!«
Er schaute sich um. »Einsam hier, nicht wahr? Ich wußte nicht einmal, daß es diese Ruine überhaupt gibt. Mein Dienstbereich ist Amman. Nur gut, daß wir den jungen Mifleh mitnahmen. Er ist ein Beduine, wissen Sie.«
» Bedu?« sagte Farrell lächelnd.
»Ja, Bedu. Ein sehr vielversprechender junger Mann.« Jafer starrte nachdenklich hinaus in die Nacht. »Die Sonne geht zwar erst in zwei Stunden auf, aber es müßte trotzdem schon bald hell genug sein, um hier einen Landeplatz für das Flugzeug zu finden. - Leutnant Shakir?« rief er.
Ein junger Mann trat aus der Dunkelheit. »Sir?«
»Ich glaube, Sie können sich jetzt auf den Rückmarsch zum Flugzeug machen. Leutnant Ghaith kann den Hubschrauber aus der Halle fliegen. Irgendwo da draußen...« - er gestikulierte beredt - »muß es eine Stelle geben, wo das Flugzeug einigermaßen sicher landen kann. Gehen Sie keine Risiken ein. Wir wollen unsere Gefangenen so rasch hinter Gitter bringen wie nur möglich.«
»Jawohl, Sir.«
»Nehmen Sie Ayad mit - und Stablampen!«
»Jawohl, Sir!«
Mrs. Pollifax fand es an der Zeit, sich aufzusetzen und auf sich aufmerksam zu
Weitere Kostenlose Bücher