macht weiter
fantastisch, Schlösser zu öffnen, arbeitet am liebsten allein, ist in Krisensituationen unerhört umsichtig und hat eine hinreißende Garderobe.«
»Die Garderobe gibt natürlich den Ausschlag«, sagte Schönbeck trocken. »Im Ernst, Madame, ich bin nicht so töricht, mir ein solches Talent entwischen zu lassen. Ich habe bereits die Fühler ausgestreckt, und er scheint sehr interessiert zu sein.« Bedauernd setzte er hinzu: »Wenn ich bloß den kleinen Hafez bei der Interpol einsetzen könnte. Das ist ein heller Knirps.«
»Ich glaube, er möchte lieber Astronom werden. Wo ist er denn?«
»Bei seiner Großmutter. Sie telefonieren noch mit seinem Vater, aber er brennt schon darauf, Sie zu besuchen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist unwahrscheinlich, was ihm alles eingefallen ist. Ohne Hafez...«
»Bitte«, sagte Schönbeck bestimmt, »nur keine trübsinnigen Gedanken.«
»Was wird nun mit dem Scheich geschehen?« fragte sie.
Schönbeck seufzte. »Nicht viel, fürchte ich. Der Scheich hat nur die Verschwörung zu verantworten, und dafür hat König Jarroud ihn zu bestrafen. Er selbst hat schließlich keinen Mord begangen, er hatte Leute, die ihm diese Arbeit abgenommen haben. Diese Leute werden jetzt auch dafür zu büßen haben. Es ist ein Jammer, daß dieser Mann mit ein paar geringfügigen Unannehmlichkeiten davonkommt. Hoffentlich zweifelt er jetzt wenigstens daran, daß Allah selbst ihn auserkoren hat.«
»Und daß er die Welt mit einer Atombombe erpressen wollte, bleibt ungestraft?« fragte Mrs. Pollifax empört. »Nach seinen eigenen Worten hat er eine Armee in der Wüste stehen und besitzt Laboratorien. Außerdem muß er über einen Ring von Mitarbeitern verfügen, wenn es ihm gelungen ist, Plutonium zu stehlen.«
»Wir können nur hoffen, Madame«, sagte Schönbeck, »aber leider hatte der Scheich vor seinem Abflug aus der Schweiz noch die Möglichkeit, mit Zabya zu telefonieren. Ich fürchte, daß wir nur leere Laboratorien vorfinden, wenn wir sie überhaupt finden. Und was seine geheime Armee anbelangt, so wird der Scheich bestimmt befohlen haben, sie aufzulösen oder zu verlegen.«
»Verlegen!« rief Mrs. Pollifax bestürzt.
»Sicher wird er nicht schon morgen seinen Putschversuch wiederholen, Madame, aber immerhin glaubt er über mehrere Kilo Plutonium zu verfügen. Träume sind hartnäckig.«
»O Gott«, sagte Mrs. Pollifax.
Er nickte. »Ich glaube kaum, daß Kashan von seinem Ehrgeiz geheilt ist. Natürlich wird der Scheich von nun an unter Beobachtung stehen, aber bedenken Sie, Madame, daß die Wüste nicht nur unendlich groß ist, sondern zum Teil auch noch gar nicht kartographisch erfaßt.« Mit diesen Worten verbeugte er sich und ging zur Tür.
»Monsieur Schönbeck«, rief Mrs. Pollifax ihm nach. »Das Plutonium finden Sie im Keller, im hintersten Winkel des Magazins, hinter eine m Sack Kohle versteckt.«
»Vielen Dank, Madame!«
»Komischer Vogel«, meinte Bishop, nachdem Schönbeck gegangen war. »Trotzdem dürfte Carstairs etwas zu grob mit ihm umgesprungen sein.« Er stand auf. »Tja, Mrs. Pollifax«, sagte er, ging zu ihr und drückte ihr einen flüchtigen Kuß auf die Wange, »ich muß wieder zurückfliegen. Sie haben den Auftrag, die ganze Woche zu bleiben, bis Sie sich erholt haben. Wenn Sie es nicht tun, reißt Carstairs mir den Kopf ab.«
»Ich bleibe mit dem größten Vergnügen. Bin richtig froh darüber. Können Sie sich vorstellen, was Miß Hartshorne mir erzählen wird, wenn ich mit dem Arm in der Schlinge zu Hause auftauche?« Dabei schüttelte sie den Kopf. »Sie wird sehr anstrengend sein. Bis Weihnachten wird sie mir bestimmt vorhalten, daß ich nichts Besseres verdiene dafür, daß ich ein eintöniges Wochenende bei einer alten Freundin in Baltimore verbringe.« Sie zwinkerte spitzbübisch. »Miß Hartshorne findet nämlich, daß ich keinen Unternehmungsgeist habe.«
»Gibt's so was!« rief Bishop. »Und was werden Sie ihr sagen, wenn Sie den Arm noch in der Schlinge tragen?«
»Daß ich über Adelaides Katze gestolpert bin und mir den
Arm gebrochen habe.«
»Und wie groß muß diese Katze sein?«
»Ein Monstrum!«
»Dann brauche ich mich also nicht mehr um Sie zu sorgen.
Übrigens werden Sie diese Woche bestimmt angenehme Gesellschaft haben. Hafez und seine Großmutter bleiben noch einige Tage. Madame Parviz muß sich auch erst erholen. General Parviz fliegt am Freitag hierher, um die beiden abzuholen. Ich stelle mir vor, daß der General Sie sehr
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