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macht weiter

macht weiter

Titel: macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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tiefstes Dunkel, da sämtliche
Fensterläden geschlossen waren. Fouad zündete eine
Petroleumlampe an. Im Schein der Flamme sah er sie einmal
kurz an. Aus seinen Augen sprach kalter Haß. Dann hob er die
Lampe hoch und trug sie mit unbeweglicher Miene zum Tisch in
der Mitte des Raumes.
»Ungemütliche Bude«, bemerkte Robin. »Beabsichtigen Sie,
sich hier häuslich niederzulassen?«
Der Scheich machte den Eingang frei, da Munir Madame
Parviz in die Hütte trug und sie ziemlich unsanft auf die
Ofenbank legte. Mrs. Pollifax sah auf die Uhr. Es war bereits acht. Sabry und der Scheich unterhielten sich angeregt in arabischer Sprache, der Scheich zog seine Brieftasche, drückte Sabry ein Bündel Banknoten in die Hand und wünschte ihm
alles Gute. Sabry ging und zog die Tür hinter sich zu. »Jetzt sollte man wissen, wohin er geht«, sagte Mrs. Pollifax
leise zu Robin. »Wäre Hafez da - er könnte für uns übersetzen.« Der Scheich hatte zugehört. Er lächelte. »Aber ich habe doch
keine Geheimnisse vor Ihnen«, sagte er. »Ibrahim organisiert
den Hubschrauber. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, daß wir hier
ausgezeichnete Landemöglichkeiten haben. Ich habe nicht die
Absicht, noch länger in der Schweiz zu bleiben, und da ich nicht
wissen kann, was Sie im Sanatorium ausgeplaudert haben,
benehme ich mich, als ob das Sanatorium, ja sogar die gesamte
Schweiz nach mir suchen würde.« Der Gedanke schien ihm zu
gefallen. »Es ist ein königliches Vergnügen, schlauer als alle
anderen zu sein.«
»Fair wie ein Sportsmann«, bemerkte Robin trocken. »Selbstverständlich. Schließlich bin ich Beduine«, versetzte
der Scheich stolz. »Setzen Sie sich, wir wollen nicht so formell
sein. Die Stühle sind zwar staubig, aber immer noch besser, als
stehen zu müssen. Munir - das Essen.«
Mrs. Pollifax setzte sich auf einen Stuhl, der beim Herd stand.
Die gefesselten Handgelenke schmerzten. Sie tauschte mit
Robin einen Blick und sprach aus, was in seinen Augen stand:
»Was haben Sie mit uns vor - mit Robin, Madame Parviz und
mir?«
Der Scheich kam zum Herd. »Danach hätten Sie nicht fragen
sollen«, sagte er bedauernd. »Ich hatte gehofft, wir könnten die
Wartezeit mit einem gemütlichen kleinen Picknick überbrücken.
Es kann sein, daß wir mehrere Stunden hier warten müssen und
leider...« Er seufzte. »Leider beherrschen weder Fouad noch
Munir die Kunst der Konversation. Beide sind ziemlich
ungebildet. Wir wollen plaudern, um das Warten in dieser langweiligen Umgebung besser zu ertragen. Aber weshalb
sollen wir das unangenehme Thema Ihrer Zukunft behandeln?« »Weil es eben unsere Zukunft ist«, sagte Mrs. Pollifax. »Sie war es«, berichtigte er lächelnd. »Jetzt natürlich gehört
sie mir. Um jedoch Ihre Frage so taktvoll wie möglich zu
beantworten: Im Hubschrauber wird kein Platz für Sie und
Mister Burke-Jones sein, sondern nur für Fouad, Munir,
Ibrahim, für mich und Madame Parviz, die, wie Sie sich denken
können, immer noch einen gewissen Wert als Geisel besitzt.
Und jetzt bitte kein Wort mehr darüber. Die Sache ist mir
unangenehm. Solange die Welt besteht, muß immer der eine
oder andere für die gute Sache geopfert werden. Gut, gut«, sagte
er, als Munir mit Brennholz kam.
Flink und geschickt schichtete Munir das Holz im Herd und
machte Feuer. Als es ruhig brannte, entrollte er einen wertvollen
Teppich am Boden und trug mehrere Sitzkissen herbei. Dann
zündete er Räucherstäbche n an, und sofort verbreitete sich
Sandelholzduft im Raum.
Mrs. Pollifax stand auf, trat ans Fenster und versuchte, sich
die gefesselten Hände daran zu wärmen. Die unmittelbare Nähe
des Scheichs störte sie jedoch, und sie setzte sich ans Fußende
der Bank, auf der Madame Parviz lag. Die arme Frau war
offenbar noch immer bewußtlos. Als Mrs. Pollifax sie Sekunden
später wieder beobachtete, war sie sich dessen nicht mehr so
sicher. Wenn sie sich nicht täuschte, so hatte die alte Dame
soeben die Augen aufgeschlagen.
»Für welche gute Sache?« sagte sie zum Scheich. »Wenn wir
schon leichten Herzens geopfert werden, können Sie uns
vielleicht verraten, welchen überwältigenden Gewinn die Welt
davon haben wird?«
»Der Gewinn steht bei Allah, ich bin nur ein Werkzeug«,
sagte er selbstgerecht.
Munir brachte ein Tablett mit winzigen Tassen und einer großen kupfernen Kanne. Es gab türkischen Mokka. Die satten Farben des Teppichs leuchteten im Feuerschein, und die Kupferkanne reflektierte das Licht. Aus einer Berghütte war ein
arabisches

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