macht weiter
näher.
»Zurück!« zischte Ibrahim Sabry und riß den Revolver hoch. Gleichzeitig brüllte jemand vor der Hütte einen Befehl. Robin blieb wie angewurzelt stehen. Niemand bewegte sich. Robin setzte zum Sprung an. Der Scheich hob den Arm. Fouad stand wie gelähmt an der Tür, und Sabry hielt die Waffe auf Mrs. Pollifax gerichtet. Wenn sich der Bann löst, dachte sie, wird Robin den linken Fuß auf den Boden setzen, der Scheich die Hand senken, Sabry auf den Abzugshahn drücken, und sie würde sterben. Der Augenblick wurde zu einer Ewigkeit. Schon wollte sie schreien: »Macht endlich Schluß!« Da begriff sie, weshalb alle so starrten. Die Leute des Scheichs befanden sich in diesem Raum, die Stimme aber war von draußen gekommen.
» Ici la Police... Sortez, les mains en l'air«, rief die Stimme.
Keiner rührte sich. Mrs. Pollifax stand ganz benommen da, ohne die Worte zu verstehen. Nur die Stimme kam ihr merkwürdig bekannt vor und erinnerte sie an einen sonnigen Morgen in einem Garten und an einen alten Herrn, der sich auf einen Stock stützte. Natürlich, es war die Stimme des Generals. Wie kommt denn der General hierher? dachte sie fassungslos.
Und dann rief eine zweite Stimme: »Hände hoch! Ergebt euch! Das Spiel ist aus.«
Es war Robins Stimme. Vom Tonband.
»Hafez«, flüsterte sie. Er lebte also.
»Hol's der Teufel!« schrie der Scheich, und sofort war der Bann gebrochen. Mrs. Pollifax warf sich auf Sabry und schlug ihm den Revolver aus der Hand. Die Waffe fiel zu Boden. Sie versetzte ihm mit der anderen Hand einen zweiten Hieb. Sabry taumelte und stürzte. Sie drehte sich um. Robin hatte sich auf Fouad gestürzt und versuchte, ihm seinen Revolver zu entreißen. Sie trat zurück, da kam Munir gelaufen, um Sabrys Waffe zu greifen. Sie entglitt ihm, er bückte sich nochmals, aber Mrs. Pollifax gab ihm einen Tritt. Er packte ihr Bein und riß sie zu sich auf den Teppich. Ein Schuß löste sich. Ein stechend heißer Schmerz durchfuhr ihren linken Arm. Als Munir mit beiden Händen ihr an die Kehle wollte, kam eine Gestalt im langen Nachtgewand auf ihn zu und schlug ihm den Schürhaken auf den Schädel.
Mrs. Pollifax versuchte sich aufzusetzen. In ihrem Kopf drehte sich alles, und ihr war unsagbar übel. Madame Parviz beugte sich über Fouad. Robin saß auf dem Fußboden und wischte sich den Staub von der Hose. Unsicher stand Mrs. Pollifax auf und ging zur Tür.
Der Scheich kletterte gerade in den Hubschrauber. Der Motor setzte sich in Bewegung. Mrs. Pollifax humpelte zum Eingang. Der Hubschrauber kam ins Rollen, wendete, stieg auf und zog über die Berge ab. Das Motorengeräusch wurde leiser, und man hörte nur noch die pausenlose Wiederholung vom Tonband! Das Spiel ist aus das Spiel ist aus das Spiel ist aus...
Zitternd setzte sie sich. »Hafez?« sagte sie.
Die Stimme schien aus einem Baum am Hang zu kommen. »Hafez?« rief sie lauter.
Da stand er leibhaftig! Er zögerte. Dann lief er auf sie zu. Freudestrahlend rief er: »Madame! Oh, Madame, es hat funktioniert!«
»Hafez, du hast uns soeben das Leben gerettet«, sagte sie ganz ernst. »Wie hast du uns nur gefunden?«
»Aber Madame, ich bin doch mitgekommen«, rief er glücklich. »Ich hatte mich im Kofferraum versteckt. Erinnern Sie sich, daß Sie sagten, wir müßten uns etwas einfallen lassen?«
»Einfallen lassen«, wiederho lte Mrs. Pollifax. Das Wort kam ihr bekannt vor, aber sie verstand seinen Sinn nicht. »Einfallen lassen?« sagte sie nochmals nachdenklich.
»Madame!« schrie Hafez. »Sie bluten ja!« Besorgt betrachtete er ihren Arm. Dann lief er aufgeregt in die Hütte: »Großmutter! Robin! Sie ist verwundet! Monsieur, Mrs. Pollifax wird ohnmächtig!«
Jemand neigte sich über sie, Worte wurden gewechselt, sie wurde hochgehoben und zum Wagen getragen. Und dabei wiederholte das Tonbandgerät ständig: Das Spiel ist aus das Spiel ist aus das Spiel ist...
21
Mrs. Pollifax schlug die Augen auf. Montbrison? Sie lag in ihrem Zimmer. Ein wenig benommen sah sie zur Decke. Langsam glitt ihr Blick über die Wand, die von der Abendsonne beschienen wurde. Da tauchte ein sehr vertrautes Gesicht auf. Sie glaubte zu träumen. »Was tun Sie denn hier?«
Bishop ließ seine Zeitung sinken und schmunzelte: »Begrüßt man so einen alten Bekannten? Dabei sah es heute früh bei meiner Ankunft ganz so aus, als käme ich eben noch rechtzeitig zu Ihrer Beerdigung. Carstairs schickt mich. Er hatte das Gefühl, daß etwas verkehrt gelaufen ist.«
»Für
Weitere Kostenlose Bücher