Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtbereiche

Machtbereiche

Titel: Machtbereiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
Vom Netzwerk:
mit seinen Attributen gewesen war, musste er ja noch lange kein schlechter Mensch sein.
    Der Barkeeper tauchte wieder auf und Torben bestellte eine Coke Zero, allerdings ohne Eiswürfel und Zitrone. Er verriet dem Mann hinter der Theke vertrauensvoll: „Die vertrage ich nur ganz schlecht.“
    Energisch ermahnte Maggie sich, ihrem Gegenüber wenigstens eine Chance zu geben. Vielleicht war er ja ganz nett. Während Torben mit Argusaugen die Zubereitung seiner Cola beobachtete, hatte sie die Gelegenheit, ihn eingehender zu mustern. Er war mindestens zehn Jahre jünger, als er angegeben hatte und dafür auch gleich gute 15 Zentimeter kleiner. Sein Profilbild im dem Anfänger-SM-Forum war schwarz-weiß gewesen und offenbar sehr schmeichelhaft fotografiert, wie sich Maggie jetzt offenbarte.
    Zufrieden drehte t_Mann sich zu ihr und grinste sie an. Er reckte den Hals und sah sich um. „Ganz anders hier, als ich es mir vorgestellt habe.“
    „Genau, das ...“ Maggie kam nicht einmal dazu, ihren Satz zu beenden, denn Torben redete einfach weiter.
    „Ich hatte an viel mehr Schwarz und Ketten gedacht, so da und vielleicht noch Sexspielzeug an den Wänden.“ Er gestikulierte wild beim Reden und Maggie musste ihm tatsächlich ausweichen, damit er sie nicht zufällig mit seinen ausladenden Gesten traf.
    Eigentlich hätte ihr klar sein müssen, dass die Realität niemals mit der Idealvorstellung mithalten konnte. In seinen privaten Nachrichten und Emails an sie hatte Torben stets sehr rücksichtsvoll gewirkt, aber dennoch bestimmend – eine Mischung, die sie furchtbar angemacht hatte. Maggie nippte wieder an ihrem Kaffee, während er noch immer mit den Armen durch die Luft ruderte . Sind das etwa Schweißflecken in seinen Achseln ? Er schien sowieso sehr aufgeregt zu sein und wirkte hektisch. Flüchtig fragte Maggie sich, wo er denn momentan seine dominante Ausstrahlung versteckte. In den kleinen, erotischen Fantasien, die sie im Laufe der Wochen ausgetauscht hatten, war sie stets deutlich zu spüren gewesen. Doch gerade wirkte er eher wie ein Schuljunge, der sich aus seinem Zimmer geschlichen hatte, um zum ersten Mal alleine in den Süßwarenladen zu gehen.
    Maggie konnte sich partout nicht vorstellen, sich ihm hinzugeben – eher im Gegenteil: Mit Mühe hielt sie ihren Fluchtreflex unter Kontrolle. Torben entschuldigte sich mit den Worten, dass er einmal kurz für kleine Herren müsse und verschwand. Selbst wenn Maggie vorher erregt gewesen wäre, hätte es sich damit wohl endgültig erledigt. Oder war sie voreingenommen, weil er nicht so attraktiv war, wie er sich dargestellt hatte?
    Nein, so oberflächlich bin ich eigentlich nicht. Moment mal, hat der Barkeeper mir gerade einen mitleidigen Blick zugeworfen ? Finster betrachtete sie den breiten Rücken des Mannes hinter der Theke und bekam fast nicht mit, dass Torben wieder zurückgekehrt war.
    „Ganz schön zugig in dem Gang zur Toilette, ganz schlecht für meine Nasennebenhöhlen. So, wo waren wir?“ Er strahlte sie aufrichtig an und Maggie beschloss, dass er noch eine Chance verdiente.
     
    Keine zwanzig Minuten später schmerzten Maggies Wangenmuskeln vom dauernden höflichen Lächeln und ihr Blick glitt immer wieder zu dem Display ihres Handys, um die Uhrzeit zu kontrollieren. Wenn Torben den nächsten Gang auf die Toilette anstrebte – was nicht mehr lange dauern sollte, denn bisher war er schon dreimal gegangen – würde sie das Weite suchen.
    Es war in ihren Augen zwar feige, einfach so zu flüchten und ihn sitzen zu lassen, aber mittlerweile hatte er es sich verdient. Denn Torben war nicht nur klein und ein Lügner, sondern auch ausgesprochen unhöflich.
    Sie hatte sich mit Mühe und Not eine fiese Antwort verkniffen, als er sie von unten bis oben gemustert hatte, um dann zu verkünden, dass sie aber sicherlich ein paar Kilo zugenommen hatte, seit das Bild entstanden war, das sie ihm geschickt hatte. Ihre Erwiderung war ihr im Halse stecken geblieben, da Torben im nächsten Atemzug hinzufügt hatte, dass er wohlgerundete Frauen sowieso bevorzugte. Da dies schon fast nach einem Kompliment klang, beschloss Maggie, ihre bissige Entgegnung lieber zu schlucken.
    Dass dieses Blinddate trotzdem ein riesiger Flopp war, stand für sie außer Frage. Nachdem Torben es gewagt hatte, ihre Figur zu kritisieren, schwadronierte er tatsächlich darüber, dass er eine Vorliebe für winzige, zerbrechliche Rothaarige hatte – am besten mit warmen, braunen Augen. Dann hatte er

Weitere Kostenlose Bücher