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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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zusammen – und außerdem gab es in den Herbstwochen jede Menge Kleingetier, das durch Ritzen und Spalten im bröselnden Mauerwerk und im löchrigen Dachstuhl ins Innere des Hauses eindrang, um sich ein Winterquartier zu suchen.
    Er knipste die Lampe auf dem Nachttisch an. Das Display seines Weckers zeigte 1.38 Uhr. Der Blick streifte an dem antiken Kleiderschrank entlang, der noch aus Großmutters Zeiten stammte. Daneben warf die ebenso alte Metallklinke der Schlafzimmertür einen bizarren Schatten. Hatte sie sich bewegt? Versuchte jemand, sie vorsichtig nach unten zu drücken? Arnolds Pulsschlag beschleunigte sich noch mehr. Er saß wie erstarrt im Bett und konnte die Augen nicht mehr von der Klinke wenden.
    Nein. Es war nur Einbildung. Ihn hatte der Schatten irritiert, den die Klinke im schräg einfallenden Lampenlicht warf.
    Arnold spürte trotzdem, wie ihn der Schreck jetzt nahezu lähmte – an Körper und Geist. Aufspringen, Tür aufreißen? Tausend Gedanken jagten durch seinen Kopf. Um Hilfe rufen? Nein, natürlich nicht. Außerdem hatte er weder das Mobilteil des Festnetztelefons noch sein Handy mit ins Schlafzimmer genommen.
    Wenn jemand ins Haus eingedrungen war, womöglich durch die angebaute Scheune, gelangte er ziemlich problemlos in die Erdgeschosswohnung. Arnold drehte den Kopf langsam zum Fenster, vor dem er zwar die Vorhänge zugezogen, nicht aber die Fensterläden geschlossen hatte. Das Licht seiner Lampe zeichnete sich somit draußen, an der Rückseite des Gebäudes, weithin sichtbar ab.
    Er könnte notfalls aus dem Fenster springen und flüchten.
    Wieder wanderte sein Blick zur Tür. Er wagte kaum zu atmen, obwohl sein rasendes Herz nach Sauerstoff verlangte. Doch jedes Schnaufen, so hämmerte es in seinem Kopf, könnte ihn verraten.
    Was natürlich Unsinn war. Denn falls jemand im Flur lauerte, musste dieser Eindringling ohnehin davon ausgehen, dass das Haus bewohnt war.
    Oder hatte es der Einbrecher gar nicht auf Beute, sondern auf ihn persönlich abgesehen?
    Als liefe in rasantem Tempo ein Film vor seinem geistigen Auge ab, so musste er jetzt an all die vielen Ungereimtheiten denken, die es in seinem Leben gab. An seine Exfrau Sandra und den kleinen Manuel. Früher oder später würde ohnehin alles auffliegen. Das Lügengebilde würde wie ein Bumerang auf ihn zurückkommen und ihn mit Urgewalt treffen. Vielleicht war es jetzt schon so weit. Jetzt, in dieser Nacht.
    Arnold beschloss, im Zimmer zu bleiben. Er knipste die Nachttischlampe vorsichtig aus und verkroch sich zitternd und frierend unter seiner Bettdecke. Er lauschte angestrengt in die stockfinstre Nacht. Falls die Tür aufging, würde er sich schlafend stellen. Was aber, wenn es dieser Einbrecher tatsächlich auf ihn abgesehen hatte? Wenn da jemand war, der sich rächen wollte? Jemand, der die Konfrontation suchte? Jemand, der ihn vor dem Haus beobachtet hatte, als er vom ›Löwen‹ zurückgekehrt war?
    Sein Herzschlag pulste in den Ohren und schien jegliches Geräusch zu übertönen. Wieder verstrich eine quälende, schier endlose Zeitspanne. Hatte er sich alles nur eingebildet? War sein Nervenkostüm in den vergangenen Tagen so dünn geworden? Doch dann ein Knacken. Nur kurz und kaum vernehmbar. Kam es aus dem Gebälk oder hatten die Holzdielen draußen auf dem Flur unter schleichenden Schritten geknarzt? Seine Augen starrten in die Schwärze. Wenn jetzt die Tür aufging, musste er reagieren. War es tatsächlich angeraten, sich schlafend zu stellen?
    Nein, überkam es Arnold in diesem Zustand von Panik und Todesangst, er würde sich nicht wehrlos abschlachten lassen. Er würde aus halb geschlossenen Augen den Unbekannten fixieren und, wenn dieser nah genug war, blitzartig aus dem Bett springen und ihn in einem Überraschungsangriff niederschlagen.
    Das würde natürlich nur gelingen, wenn dieser Fremde ihm kräftemäßig unterlegen war.
    Arnolds ganzer Körper hatte sich bereits auf diese Abwehr eingestellt. Sämtliche Muskeln waren bis zum Äußersten gespannt.

6
    An diesem Donnerstagvormittag sah es ganz danach aus, als würde das bevorstehende Wochenende ins Wasser fallen. Häberle hatte seine Frau Susanne schon mal vorsichtig darauf vorbereitet. Doch sie hatte sich in den über 35 Ehejahren damit abgefunden, dass ihm sein Beruf unerwartete Einsätze bescherte. Und er war ihr unendlich dankbar für dieses Verständnis. Zwar hatte sein direkter Vorgesetzter keine Sonderkommission für notwendig erachtet. Aber solange nicht

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