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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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eindeutige Klarheit darüber bestand, wer bei Hartmann im Hochsitz gewesen war, bedurfte es weiterer Ermittlungen. Und zwar möglichst schnell.
    »Es gibt inzwischen unzählige Gerüchte«, konstatierte sein Vorgesetzter Jürgen Klauber. » Deshalb müssen wir unter allen Umständen vermeiden, dass uns hinterher nachgesagt wird, wir hätten den Fall auf die leichte Schulter genommen.«
    Klauber war zu den Kollegen nach Geislingen gekommen, um die Angelegenheit in kleinem Kreise zu besprechen. Dazu hatte er auch Martin Wissmut vom Dezernat Sexualstraftaten gebeten, der diesem Wunsch allerdings nur widerwillig gefolgt war, weil er um elf Uhr einen Termin mit der Schulleiterin in Rimmelbach anberaumt hatte.
    Klauber bemerkte Wissmuts Verstimmung und bat um Verständnis. »Ich kann momentan auch noch nicht abschätzen, ob das eine mit dem anderen was zu tun hat.«
    »Kann ich mir kaum vorstellen«, brummte Wissmut, der sich auf einen unbequemen Holzstuhl gesetzt hatte.
    Linkohr saß mit verschränkten Armen lässig auf der Schreibtischkante. »Als Außenstehender tut man sich schwer, die Konflikte und Beziehungskisten in diesem Dorf zu durchschauen.«
    Häberle war mit der ganzen Fülle seines Körpers in den ächzenden Schreibtischstuhl gesunken und wandte sich an Wissmut: »Was genau wird denn deinem Pfarrer vorgeworfen?«
    Wissmut, der mit Klauber am Besprechungstisch Platz genommen hatte, spielte nervös mit einem Kugelschreiber. »So wie es aussieht, kommt der Pfarrer aus dieser Nummer nicht ungeschoren raus. Der Bub – es ist dieser sechsjährige Manuel – hat bei der Vernehmung mit dem Doktor alles noch mal wiederholt, was seine Mutter bereits zu Protokoll gegeben hat. Der Doc will sich zwar noch nicht festlegen, weil er erst noch eine ausgiebige Exploration in der psychiatrischen Klinik abwarten möchte – aber was er so andeutet, lässt darauf schließen, dass er dem Buben glaubt.«
    Häberle versuchte sich vorzustellen, was dies für den Theologen bedeutete. »Da möchte ich kein Richter sein.«
    »Zeugen gibt es aber keine?«, hakte Klauber nach.
    »Nein. Das soll sich nach einer Religionsstunde abgespielt haben. Die anderen Kinder hatten das Klassenzimmer schon verlassen. Ich bin natürlich gespannt, was mir die Schulleiterin nachher erzählt. Jedenfalls soll er den Buben in ein Gespräch verwickelt, ihn auf seinen Schoß hochgehoben und ihm in die kurze Hose gefasst haben.«
    »Und dann?«, fragte Linkohr. »Hat sich der Bub gewehrt?«
    »Ja, natürlich. Daraufhin hat ihn der Pfarrer wieder losgelassen.«
    Klauber stellte fest: »Eine Sache von ein, zwei Minuten also.«
    »Höchstens«, bestätigte Wissmut. »Aber der Tatbestand voll erfüllt.«
    »Wie lässt sich der Pfarrer dazu ein?«
    »Bestreitet vehement. Da sei nichts gewesen. Außerdem stellt er natürlich durchaus zu Recht die Frage, was es für einen Sinn gemacht hätte, so etwas in dieser Umgebung zu tun.«
    Häberle nickte. »Diese Frage stellt sich in der Tat.« Er sah seinen Kollegen Wissmut stirnrunzelnd an. »Und was liegt sonst gegen den Gottesmann vor?«
    »Nichts. Zumindest nichts, was strafrechtlich relevant ist. Sonderlich beliebt scheint er allerdings bei einem Teil seiner Schäfchen nicht zu sein. Es gab wohl ziemlichen Widerstand gegen seine Einsetzung als Pfarrer. Manchem dort oben sind seine Ansichten offenbar etwas suspekt. Er gilt als Revoluzzer.«
    »Revoluzzer?«, echote Häberle. »Ein alter Achtundsechziger oder was?« Er rechnete kurz zurück. Es konnte durchaus sein, dass Kugler zu Zeiten der studentischen Rebellion damals eine tragende Rolle gespielt hatte.
    »Ein Kämpfer für die kleinen Bauern. Ein Sozi halt, wie viele protestantische Pfarrer.«
    Kurzes Schweigen. »Und was ist mit der Mutter von diesem Buben?«, wollte Häberle wissen.
    »Armes Schwein«, erklärte Wissmut. »Geschieden. Alleinerziehend. Ihr Ex treibt sich im Dorf rum, hat Schulden und musste viele seiner Äcker verkaufen. Sie jobbt wohl im Hochsträßhof.«
    »Okay«, wollte Häberle zum eigentlichen Thema kommen. »Das alles interessiert uns hier nur, wenn es einen Zusammenhang mit dem Hartmann gibt.«
    »Und genau an diesen Zusammenhang glaube ich nicht«, konterte Wissmut entschieden. »Ich bin mir absolut sicher, dass das eine andere Baustelle ist.«
    Klauber wollte es genau wissen: »Was macht Sie so sicher?«
    Wissmut überlegte. »Naja, auf der einen Seite der kleine Bub, auf der anderen dieser angeblich große Geschäftsmann Hartmann, der

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