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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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um Hilfe zu bitten. Ausgerechnet ihm, der als Theologe allen Grund hätte, zu beten und an das Gute zu glauben, an die Wahrheit und an den Schöpfer. Und an Gerechtigkeit. Stattdessen drohten die Zweifel ihn jetzt zu übermannen. Mein Gott, was hast du mir angetan?, dachte er plötzlich.
    Als er die Schuhe gegen Filzpantoffeln getauscht und seine Jacke an die Garderobe gehängt hatte, war plötzlich Franziska, seine Frau, an seine Seite getreten. Seit am Vormittag dieser Kriminalist angerufen und ihren Mann zu einer Vernehmung gebeten hatte, wusste auch sie, welche Anschuldigungen gegen ihn im Raum standen. Stundenlang waren sie anschließend noch zusammengesessen. Ihr Mann hatte von einer Sekunde auf die andere die Lebensfreude verloren, war zwischen Zorn und tiefer Traurigkeit geschwankt und von einer panischen Angst vor einer Gefängnisstrafe gepackt worden. Sie verzog ihr Gesicht zu einem krampfhaften Lächeln, um die triste Stimmung etwas zu lockern. Kugler strich ihr schweigend übers Haar, sah ihr für einen Moment in die Augen und ging dann ins Wohnzimmer, um sich in einen der Ledersessel fallen zu lassen.
    »Soll ich uns einen Kaffee machen?«, hörte er hinter sich Franziskas Stimme.
    »Bitte nicht«, erwiderte er und wischte sich Schweiß von der Stirn. »Mein Magen rebelliert. Ein Glas Wasser und eine Aspirin wären mir lieber.«
    Wenig später erschien Franziska mit beidem. Sie sah, wie seine Hand zitterte, als er zu der Tablette griff, sie in den Mund nahm und mit Mineralwasser schluckte. Dann versuchte er, so gut es in seinem Zustand ging, das Gespräch mit dem Kriminalisten wiederzugeben. »Die Kowick hat angegeben, ihr sechsjähriger Manuel habe behauptet, ich hätte ihn vor vier Wochen nach der zweiten Religionsstunde auf meinen Schoß gehoben und ihn unter der kurzen Hose an den Schenkeln gestreichelt«, sagte Kugler heiser. Seine Augen waren glasig geworden. Aber jetzt war es wenigstens raus. Jetzt hatte er es in aller Deutlichkeit gesagt. »Das kannst du alles nachlesen. Hier«, er deutete auf das Kuvert, das vor ihnen auf dem Couchtisch lag. Franziska wagte nicht, es anzurühren, so als sei es mit bösen Viren behaftet.
    »Und was sagt das Kind bei der Polizei?«, fragte sie.
    Kugler zuckte mit den breiten Schultern. »Sie wollen erst noch einen Kinderpsychologen einschalten.«
    »Aber der Bub ist doch gerade erst im September eingeschult worden und viel zu schüchtern, um über so etwas zu reden.« Franziska kannte die meisten Kinder im Ort.
    »Was soll ich dazu sagen?« Er befüllte sein Glas noch einmal und trank es sofort leer. »Kinder neigen manchmal dazu, Fantasie und Wirklichkeit zu vermischen – vor allem, wenn sie den ganzen Tag über nur vor der Glotze sitzen.«
    »Ich bin mir sicher, dass sich dies alles sehr schnell aufklärt«, versuchte Franziska zu trösten. Wieder huschte ein Lächeln über ihr gepflegtes Gesicht, in dem die 57 Jahre kaum Spuren hinterlassen hatten.
    Gemeinsam hatten sie viele Höhen und Tiefen überstanden. Und seit Sohn und Tochter außer Haus waren, versuchten sie, sich das Leben geruhsamer zu gestalten. Deshalb hatte sich Dieter Kugler auch voriges Jahr für die vakant gewordene Pfarrstelle in diesem kleinen Dorf beworben. Zwar hätte diese aufgrund der Sparmaßnahmen gar nicht mehr besetzt werden sollen, doch nachdem sich Kugler mit einer 50-Prozent-Stelle zufrieden gegeben hatte, war ihm das Amt anvertraut worden.
    Anfänglich allerdings gegen den erbitterten Widerstand eines Großteils des örtlichen Kirchengemeinderats. Obwohl das Gremium nur aus sechs Personen bestand, hatte es hitzige Diskussionen gegeben, denen Kugler nur teilweise selbst beiwohnen konnte. Er sei zu alt, hatte es geheißen, lieber wolle man einen jungen Theologen haben, der auch die Jugend wieder für die Kirche begeistern könne. Außerdem war einem der Gremiumsmitglieder sein Vorstellungsgespräch viel zu konservativ erschienen. Und ein anderer hatte gar herauszuhören geglaubt, er würde einen autoritären Erziehungsstil vertreten und die Kinder im Religionsunterricht eher verängstigen als mit den Botschaften des christlichen Glaubens vertraut machen. Schließlich entschied sich das Gremium mit vier zu zwei Stimmen trotzdem für ihn. Zum Leidwesen des Vorsitzenden, der bis zuletzt versucht hatte, die Abstimmung zu Kuglers Ungunsten zu beeinflussen.
    »Das hier stand doch von Anfang an unter keinem guten Stern«, resümierte er nach einigen Sekunden des Schweigens.
    »Du hast

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