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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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einem Ruck wandte er sich um, sein Blick war finster.
    »Ich … ich habe zweimal geklopft …« Valerie war bereits wieder auf dem Rückzug, doch dann sah sie, wie seine Züge sich bei ihrem Anblick aufhellten.
    »Ich habe Sie nicht gehört«, sagte er, während er auf sie zukam. »Ich war in Gedanken, entschuldigen Sie.«
    »Ich kann wieder gehen.«
    »Nein, bitte, bleiben Sie.« Er betrachtete sie eingehend. »Sie sehen besser aus. Konnten Sie schlafen?«
    »Ja, danke.«
    »Das freut mich.« Er war wieder der Alte, rasiert und tadellos gekleidet. Sie bedauerte es fast.
    »Haben Sie schon etwas gegessen?«, wollte er wissen.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie Hunger?«
    »Ich glaube schon.«
    Schweigend sahen sie sich einen Moment an, und sie begriff, dass sich der Mann, den sie in den vergangenen zwei Tagen kennengelernt hatte, nur verborgen hatte hinter der geglätteten Fassade. Er war noch da, und sie war vielleicht einer der wenigen Menschen, denen er einen Blick darauf erlaubt hatte. Er griff zum Telefonhörer und bestellte das Silvestermenü. »Die Mitarbeiter der Hotelküche werden Sie dafür hassen«, bemerkte Valerie, als er aufgelegt hatte.
    »Es ist ihr Job.«
    »So wie es Ihrer war, mich aus Rumänien rauszuholen.«
    »Ich habe Sie dafür nicht gehasst«, sagte er mit jener ihm eigenen Ruhe.
    »Ich weiß.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu, nahm seine Hand und spürte, wie sich seine Finger um die ihren schlossen. »Was ist passiert?«
    Wieder trafen sich ihre Blicke. Hielten sich. Es lag etwas in der Luft. Sie fühlte es. »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte er.
     
    »Sie hätten mich nicht davon abhalten sollen, Burroughs zu erschießen«, sagte sie und legte ihre Serviette beiseite. Das Essen war in der Zwischenzeit gekommen. Sie hatten ihm nicht die Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen, die es vielleicht verdient hätte, hatten es nebenbei heruntergeschlungen, ausgehungert und unkonzentriert.
    »Sie hätten es wirklich getan«, stellte er fest.
    Er hatte ihr von den Gerüchten erzählt, die Burroughs gestreut hatte.
    »Ja, ich hätte es getan, und ich hätte es nicht bereut.« Sie hörte selbst die Verbitterung in ihrer Stimme. »Und ich würde es nach wie vor tun, wenn ich die Gelegenheit dazu bekommen würde.« Einen Atemzug lang war sie wieder in jenem Haus und hielt Burroughs’ Waffe in der Hand, spürte, wie der Hahn sich bewegte, als sie auf seinen Hinterkopf zielte in diesem Moment absoluter Macht über ein anderes Leben. Ja, sie hätte es tun sollen, egal, was Mayer gesagt hatte. »Es ist so erniedrigend«, fuhr sie fort. »Burroughs weiß genau, dass nichts zwischen uns war, er kennt mit Sicherheit alle Verhörprotokolle, die Martinez …« Sie brach ab, biss sich auf die Lippe.
    Mayer starrte sie an. »Haben Sie gerade
Martinez
gesagt?«, fragte er.
    Sie antwortete nicht, aber ihr Herz begann zu rasen.
    »Don Martinez ist einer der besten Verhörspezialisten der CIA «, sagte Mayer, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    Valerie schluckte. »Sie … kennen ihn.«
    Mayer bestätigte das. »Wir haben eine Zeit lang eng zusammengearbeitet, als ich noch beim KSK war.« Er sah sie scharf an. »War er es, der sie hat gehen lassen?«
    Valerie presste die Lippen zusammen. Die Welt war klein. Zu klein. »Was … was haben Sie beim KSK gemacht?«
    »Spezialaufklärung.« Er warf es dahin, mit den Gedanken längst weiter. »Valerie, welche Rolle hat Martinez gespielt? Wenn es sich so verhält, wie ich denke …«
    Valerie schluckte. Mayer hoffte auf Martinez’ Unterstützung gegen Burroughs. Und sie steckte mittendrin. Ich kann das nicht, wollte sie sagen. Sie wollte fort, raus. Und sie wollte vor allem eins: vergessen. Sie spürte Mayers abwartenden Blick auf sich. Er hatte ihr das Leben gerettet. Hatte
sein
Leben für sie aufs Spiel gesetzt.
Ich brauche Ihre Hilfe.
    »
Martinez … hat mich …verhört«, brachte sie stockend hervor. Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten. Schluckte nervös. Vier Worte. Ahnte er, was sie bedeuteten?
    Seine Miene verriet nichts.
    Wir haben eine Zeit lang eng zusammengearbeitet.
    Sie atmete gegen ihr viel zu schnell klopfendes Herz an.
    »War Martinez derjenige, der Sie hat gehen lassen, Valerie?«, wiederholte er seine Frage und betonte dabei jedes Wort.
    Sie nickte.
    »Warum haben Sie mir nicht bereits in Rumänien davon erzählt? Auf der Autofahrt. Ich dachte …«
    »Ich konnte es nicht«, fiel sie ihm ins Wort, den Tränen nahe. »Ich konnte nicht

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