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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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Ihnen dieses Gerücht eine Art Respekt, den Sie in der Anfangszeit ganz gut brauchen können .«
    Glock hatte nicht wirklich verstanden, nickte jedoch.
    »Schauen Sie Glock, ich werde Ihnen jetzt einmal etwas über Ihre neue Tätigkeit erzählen, denn ich konnte Ihnen letzte Woche ja nur Andeutungen machen .« Er nahm ein weißes Blatt Papier zur Hand und zog aus der Innentasche seines karierten Kaschmirsakkos einen silbernen Druckbleistift.
    »Neben den Ihnen wohlbekannten Aufgaben der zentralen Abteilung für Unternehmensstrategie gibt es noch die so genannte ›Abteilung für Unternehmenssicherheit‹ , kurz AfU genannt. Diese Abteilung taucht auf keinem Organisationsplan auf .« Er zeichnete einen kleinen Kasten oben auf das Blatt und schrieb »AfU« hinein.
    »Die AfU«, fuhr er fort, »untersteht ab sofort Ihnen, Glock. Sie besteht aus drei Unterabteilungen …«, er zeichnete drei Kästchen unter das »AfU-Kästchen« und verband die drei neuen Kästen jeweils mit dem oberen Kasten, »…, die sich um unterschiedliche Themen kümmern. Die erste Unterabteilung nennt sich ›Interne Angelegenheiten‹, kurz ›IA‹ ,« er schrieb ›IA‹ in das linke der unteren Kästchen, »und hier werden alle Informationen gesammelt und Untersuchungen angestellt, um die Schuegraf AG gegen Feinde aus dem Inneren zu schützen. Der Einkaufschef in Griechenland lässt sich von Lieferanten bestechen? Ein unzufriedener Mitarbeiter erpresst den Konzern mit Geschäftsgeheimnissen? Ein Ingenieur mit Spielschulden verkauft Konstruktionsunterlagen an den Wettbewerb? Alles Routinefälle für die IA, die dann effizient und ohne viel Aufhebens diskret untersucht werden. Die Abteilung wird von einem Mann namens Fittkau geleitet, der offiziell auf der Lohnliste der Revision steht. Ein alter und verdienter Haudegen.« Nagelschneider nahm einen Schluck Kaffee. Sein Gegenüber lauschte gespannt, kommentierte aber das Gehörte nicht.
    »Die zweite Unterabteilung, ›EA‹ oder › Externe Angelegenheiten‹,   macht das gleiche, nur in Bezug auf externe Bedrohungen .« Das mittlere Kästchen wurde sorgsam mit ›EA‹ beschriftet.
    »Ein Journalist, der versucht, sich ins Unternehmen einzuschmuggeln, um einen tendenziösen Enthüllungsbericht über die Arbeitsverhältnisse in unserem Werk in Kambodscha zu schreiben. Ein arabischer Headhunter, der unsere besten Materialwissenschaftler an ihrem Arbeitsplatz anruft und ihnen Gehaltsverdopplung anbietet, wenn sie zu einer dubiosen Firma in Damaskus wechseln. Kunden, die betrügerische Insolvenzen vortäuschen, um ihre Rechnungen nicht bezahlen zu müssen. In all diesen Fällen ist eine Untersuchung durch staatliche Behörden vor Ort langwierig, meist ergebnislos und mühsam, oder sie schadet sogar Schue-graf, weil dann plötzlich Dinge öffentlich breitgetreten würden, die wir lieber intern regeln. Die EA wird von Frau Frühwein geleitet, die offiziell auf der Payroll unseres Lobbybüros in Berlin steht. Vorsicht, die Dame hat Haare auf den Zähnen !« Nagelschneider kippte die restliche Tasse Kaffee runter und schrieb, seinem Vortrag vorgreifend, den Glock voller Spannung verfolgte, ein ›AE‹ in den dritten und letzten Kasten. Dann holte er tief Luft und sagte:
    »Jetzt werden Sie sich fragen, was nach den internen und externen Angelegenheiten noch übrig bleibt … Nun, Sie müssen sich das so vorstellen: In den beiden ersten Abteilungen wird recherchiert, untersucht, ausgewertet und dokumentiert. Im Prinzip sind die meisten Mitarbeiter dort reine Schreibtischtäter. Vom Schreibtisch aus kann man aber keinen Krieg gewinnen! Irgendwann wird es Ernst, und dann müssen die Jungs und Mädels aus der AE ran. AE steht für ›Aktive Eingreiftruppe‹. Wenn feststeht, was das Problem ist, lösen sie es. Verstehen Sie ?« Glock glaubte zu verstehen und fragte deshalb:
    »Diese AE-Truppe bewegt sich also am Rande der Legalität! ?«
    »Wenn Sie es so wollen, ja. Mal auf der einen Seite des Randes, mal auf der anderen. Kommt auch immer drauf an, wie schnell sich die Gegner des Konzerns davon überzeugen lassen, sich nicht mit uns anzulegen. Da werden die Samthandschuhe auch mal ausgezogen. Aber wie gesagt: Ohne solche Schutzmechanismen kann eine Firma nicht groß und alt werden. Meinen Sie denn im Ernst, andere Konzerne hätten solche Abteilungen nicht ?«
    »Doch, doch, ich möchte nur – schließlich soll ich diese Aufgaben übernehmen und verantworten – ein möglichst genaues Bild davon

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