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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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mitteilen, wann das sein wird. Jeweils zu Beginn meines Landaufenthaltes hier werden Sie mit mir alle aktuellen Fälle durchgehen. Ich möchte wissen, wo, was, auf Grund welchen Verdachtes unternommen wird. Ich werde mir dann zwei bis drei Fälle rauspicken, um mit dem betreuenden Mitarbeiter – gerne in Ihrer Gegenwart – ein vertiefendes Gespräch zu führen. Ich denke, durch dieses Vorgehen werde ich sehr rasch einen guten Überblick über das Tätigkeitsfeld dieser Abteilung bekommen .« Das Schlucken Fittkaus verursachte Schallwellen, die sich sichtbar im dichten Qualm des Raumes manifestierten. Dann presste er hervor:
    »Und wann wird das zum Beispiel nächste Woche sein ?« Dr. Anton Glock lächelte ihn entwaffnend an:
    »Gar nicht. Wir beginnen bereits morgen damit. Ich werde morgens zwar kurz in der Zentrale vorbeifahren müssen, dann aber direkt zu Ihnen nach Keferloh kommen. Bereiten Sie bitte gleich eine Übersicht aller aktuellen Fälle vor. Lückenlos.«

     
    Draußen war es bereits fast dunkel, als Glock den umgebauten Gutshof verließ. Er hatte unbändige Lust auf einen Schluck Bier. Also lenkte er seine Schritte in das benachbarte Wirtshaus und betrat die gediegen mit altem, dunklem Holz getäfelte Wirtsstube. Die in ein grünes Dirndl gezwängte Bedienung, trotz ihrer gut fünfzig Jahre appetitlich anzuschauen, brachte ihm ein dunkles Bier in einem Steinkrug, dem so genannten Keferloher. Glock nahm einen tüchtigen Schluck und stützte den Kopf auf die Hände, während er die anderen Gäste betrachtete, ohne sie wahrzunehmen. Seine Gedanken waren bei dem Wollknäuel der Ereignisse der letzten Tage und er beschloss, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Am besten schriftlich. Er sah es so: Sture Systematik war schon immer das probate Mittel gegen Chaos gewesen. Seine Aktentasche hatte er leider im Auto gelassen, also fragte er die Bedirndelte nach einem Bedienungsblock und einem Kugelschreiber. Den recht dicken Block teilte er in drei Teile mit jeweils gleich vielen Seiten. Beim ersten Stapel schrieb er auf die Vorderseite Tatsachen, auf den zweiten Teilblock Vermutungen und auf den dritten Hausaufgaben. Dann sammelte er alle bisherigen Erkenntnisse, Ahnungen und Ideen, indem er sie, sobald sie ihm einfielen, einer der drei Kategorien zuordnete und auf den jeweiligen Block schrieb. Er merkte, dass es in der verworrenen Situation, in der er sich befand, gar nicht so leicht war, zwischen Tatsachen und Vermutungen zu unterscheiden. Auf den Tatsachen-Block schrieb er Pakt unterwandert bewusst Schuegraf. Darunter:
Sechs Mitglieder, alle zwischen Anfang und Mitte 40, Renate Polster ist Mitglied, Pakt hat bereits gemordet oder hat es vor.
    An viele der Details aus Renates Erzählung konnte er sich ob der berauschenden Rahmenbedingungen nicht mehr erinnern, war sich aber sicher, dass sie keinerlei Namen genannt hatte und auch sonst wenig Nützliches zur Identifizierung der Pakt-Mitglieder von sich gegeben hatte. Bis auf einen Punkt. Auf den Hausaufgaben-Block schrieb er: Alle Schuegraf-Mitarbeiter ermitteln, die früher bei der Beratung St. Servatius angestellt waren. Immerhin ein Anhaltspunkt. Auf ein neues Blatt des Tatsachen-Blocks notierte er: Röckl wurde abgehört, mit seiner Homosexualität erpresst und ermordet. Ihm war klar, dass alle drei Punkte keineswegs wirklich sicher waren, aber irgendwo musste er die Grenze ziehen. Nagelschneider zufolge hatte man die Homosexualität benutzt, um Röckl zum gefügigen Werkzeug (von wem? vom Renate- Pakt? von den Manchester-Kapitalisten um von Weizenbeck?) zu machen. Dann mussten dieselben Leute dahinterstecken, die auch ihn einschüchterten und Babettes Finger verstümmelt hatten. Diese Erkenntnis verbuchte er als Tatsache und fügte sie dem entsprechenden Block hinzu.
    Dann waren da noch die verschwundenen Akten. Da er bisher noch keine Gelegenheit gehabt hatte, die Unterlagen bei Röckls Witwe zu suchen (er vermerkte dies als Hausaufgabe ) schafften es die beseitigten Akten nur auf den Vermutungs-Block. Derselbe Block erhielt kurz darauf noch die erschreckende Anmerkung: Ehemaliger CEO Beckendorf bei vorgetäuschtem Tauchunfall beseitigt . Und sofort ergab sich als neue Hausaufgabe das Recherchieren aller verfügbaren Informationen über den für die neuen Eigner der Firma so praktischen Tauchunfall.
    Was war mit Nagelschneider, der ihn gerade heute in seine eigenen Gedanken und den Machtkampf im Vorstand eingeweiht hatte? Hier ließ Glock seiner

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