Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
Naturell zumindest vorübergehend die strenge und penible Nummer zwei spielen können. In solch eine Rolle wächst man auch hinein und sie verleiht oft mehr Macht und Einfluss, als viele glauben. Denn Sie brauchen sich weniger darum zu kümmern, wie Ihre Entscheidung bei den anderen ankommt. Sie müssen nur dafür sorgen, dassIhr Leitwolf mitzieht. Unter Umständen setzt er seine Popularität ein, um Sie zu unterstützen. Denn man muss es unterstreichen: Sie sind aufeinander angewiesen; auch und gerade ein charismatischer Boss lebt davon, dass ein Erbsenzähler im Hintergrund ihm den Rücken freihält.
In andern Fällen kann es aber auch nötig sein, dass Sie sich von der Beta-Rolle distanzieren. Als Sündenbock sowieso, aber auch wenn Sie feststellen, dass Ihnen diese Position gar nicht behagt. Zwar werden Sie die unangenehmen Pflichten, die Ihr Chef Ihnen aufbürdet, erfüllen müssen, doch gibt es da einen gewissen Gestaltungsspielraum. Und den sollten Sie für sich nutzen. Zumal es der "Vorderbühnen-Charismatiker" häufig gar nicht so genau wissen will, wie Sie seine großmütigen Zusagen wieder rückgängig machen, den zuvor umschmeichelten Geschäftspartner herunterhandeln oder seine visionären Einlassungen im wahrsten Sinne des Wortes herunterbrechen. Sie müssen nicht immer den humorlosen Spielverderber geben, wenn Sie das nicht sind. Selbstverständlich dürfen Sie Ihren Charme einsetzen. Nur eines dürfen Sie auf keinen Fall: Ihren Chef in die Pfanne hauen und erklären, dass er hinter dieser ganzen Komödie steckt. Das wird sich ein aufmerksamer Gesprächspartner ohnehin selbst zusammenreimen.
Ist Ihr Chef allerdings schwach, können Sie ihn mit seiner Charme-Offensive auch auflaufen lassen, die ja immerhin auf Ihre Kosten geht. Spielen Sie nicht das humorlose Betamännchen, sondern tun Sie so, als hätte Ihr Chef auch Sie begeistert. Nehmen Sie seine Versprechungen und sein hohles Getöse ernst. Und wenn sich Ihr Chef darüber beklagt, dann stellen Sie sich dumm und fordern ihn auf, doch einfach zu sagen, was er meint.
Mitarbeiterspiele
"Die unfähigsten Mitarbeiter werden dahin befördert, wo sie den geringsten Schaden anrichten können – ins Management."
Scott Adams: Das Dilbert-Prinzip
Wenn von Machtspielen die Rede ist, dann kommen sie häufig zu kurz, die Spiele, die "von unten nach oben" betrieben werden, mit denen also die Mitarbeiter Einfluss auf ihre Vorgesetzten nehmen oder sich deren Einfluss entziehen. Dabei sind die Machtspiele "von unten" gewiss nicht weniger wichtig und nicht weniger häufig als die "von oben". Aber sie funktionieren eben anders, und das führt uns dazu, sie zu unterschätzen. Denn es sind die Führenden, die sichtbar Macht ausüben und Macht demonstrieren. Während die Mitarbeiter im Wesentlichen das umsetzen, was die Führenden ihnen auftragen – so meinen wir. Und das meinen auch viele Führungskräfte in ihrer Kontrollillusion (→ Seite 22).
Für die Mitarbeiter stellt sich die Sache selbstverständlich anders dar. Es gibt zahlreiche Mittel und Wege, von den Vorgaben abzuweichen und den eigenen Willen ins Spiel zu bringen, oft ohne dass der Vorgesetzte etwas davon merkt. Oder aber so, dass er es nur allzu deutlich merkt – und nichts dagegen unternehmen kann. Auch entwickeln manche Mitarbeiter großes Geschick darin, ihren Vorgesetzten in ihrem Sinne entscheiden zu lassen, also das zu tun, was sie selbst wollen. Dazu gehört, dass der Vorgesetzte ihren Vorschlägen folgt, ihnen interessante Aufgaben überträgt, Fortbildungen genehmigt und sich sogar dazu bewegen lässt, einer Gehaltserhöhung zuzustimmen.
Damit soll nicht der Eindruck erweckt werden, als seien die Mitarbeiter die eigentlich Mächtigen in einer Organisation. Sie sind es eben nicht. Die Machtspiele der Mitarbeiter, von denen hier die Rede ist, sollen ja einen Ausgleich dafür schaffen, dass die Führungsspitze die Entscheidungen trifft und die eigenen Einflussmöglichkeiten so gering erscheinen. Man betreibt ein Spiel, weil man auf dem geraden Weg nicht weit kommt, aber eben doch mitmischen möchte. Vor allem aber erlauben viele Mitarbeiterspiele nur einen sehr begrenzten Zugriff auf die Macht. Hauptsächlich geht es darum, die eigenen Interessen zu wahren und nicht das Ruder zu übernehmen. Die Vorstellung, dass die Mitarbeiter ihren Chef "lenken", ist mindestens so irrig wie die, dass der Chef seine Mitarbeiter steuert.
Dabei sollte nicht übersehen werden, dass Mitarbeiterspiele für
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