Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
seiner Mitarbeiter einfach mal eine Zigarette ansteckt. Hat er auch dieses Lausbubenstadium hinter sich gelassen, dann befinden wir uns tief im Terrain der "Foulspiele", von denen im letzten Kapitel die Rede sein wird.
Gefahren
Das Flegelspiel hat die bedenkliche Tendenz auszuufern. Trifft der Spieler auf keinen nennenswerten Widerstand (oder kann er ihn brechen), so werden seine Rücksichtslosigkeiten immer schlimmer. Er ist auf dem besten Weg, sich in ein Scheusal zu verwandeln. Und das ist, auch aus machtstrategischer Sicht, keine günstige Entwicklung. Jeder, der es sich irgendwie erlauben kann, wird sich seinem Einfluss entziehen und/oder ihn bekämpfen. Doch auch wer von ihm abhängig bleibt und sich offenen Widerstand nicht leisten kann, wird gegen ihn arbeiten, wo immer es geht. Aber vielleicht liegt in solchen Aussichten für den einen oder anderen Flegelspieler auch eine besondere Herausforderung.
Gegenstrategien
Manche Flegeleien können Sie ganz einfach dadurch stoppen, dass Sie erklären, dass Sie damit nicht einverstanden sind: "Sie haben mir meinen Kuchen weggegessen. Ich möchte, dass Sie das unterlassen. Danke!", lautet die magische Formel. Oder der schlichte Hinweis: "Wir wollten doch im Büro nicht rauchen." Auch als kleiner Mitarbeiter müssen Sie nicht alles schlucken. Im Gegenteil, oft erwerben Sie sich Respekt, indem Sie sich gerade als vermeintlich kleines Licht trauen, den Mund aufzumachen.
Bei fortgeschrittenen Flegeln werden Sie mit dieser Methode jedoch wenig ausrichten können. Denn das Flegelspiel ist ja Ausdruck eines Machtgefälles. Wenn sich Ihr Gegenüber also über Ihre berechtigte Bitte hinwegsetzt, dann vergrößert er nicht nur die Flegelei. Da Sie nichts weiter ausrichten können, demonstriert er mehr Macht in dem Sinne: Mir kann keiner was. In solchen Fällen heißt es taktisch klug agieren und sich mit anderen zusammenschließen, die ebenfalls unter dem üblen Verhalten zu leiden haben. Im Laufe der Zeit ergeben sich noch Gelegenheiten, dem Flegel einen Denkzettel zu verpassen. Mehr darüber im letzten Kapitel.
Davon abgesehen werden Sie manche kleineren Flegeleien als Teil des Spiels einfach hinnehmen müssen. Die Füße auf dem Schreibtisch sind gewiss kein angenehmer Anblick und auch kein Ausdruck besonderer Wertschätzung für Ihre Person. Aber wenn Ihr Boss so etwas braucht – geschenkt. Auch die vertrackten Zeremonien beim Betreten des Chefbüros (manche Chefs scheinen nur Besucher zu empfangen, wenn sie gleichzeitig telefonieren) sollten Sie mitspielen. Solange Sie keinen Schaden erleiden oder gedemütigt werden, ist das in Ordnung. Denken Sie sich einfach Ihren Teil.
Der Leitwolf und sein Betamännchen
Das Flegelspiel ist natürlich nicht die einzige Wahrheit. Viele Führungskräfte und sogar einige "Bosse" sind ausgesprochen höflich und zuvorkommend. Die überwiegende Mehrzahl will von ihren Mitarbeitern Respekt und Anerkennung – was einige nicht daran hindert, dann und wann doch ein kleines Flegelspiel einzuschalten. Und doch wollen sie alles andere als ein Flegel sein, sondern jemand, den die Mitarbeiter mögen, dessen menschliche Qualitäten sie schätzen, ja, zu dem sie aufschauen. Im harten Alltagsgeschäft ist dieser Anspruch nicht immer ganz einfach zu erfüllen. Doch gibt es ein Boss-Spiel, das die Sache entschieden erleichtert: das Spiel vom Leitwolf und seinem Betamännchen.
Unter Wölfen
Im Wolfsrudel herrscht eine strenge Hierarchie. An der Spitze stehen der Leitwolf und die Leitwölfin, darauf folgt das Betamännchen und mit deutlichem Abstand der Rest des Rudels. Leitwolf und Betamännchen praktizieren eine bemerkenswerte Arbeitsteilung, wie der Verhaltensforscher Erich Klinghammer bei Feldstudien in Kanada beobachtet hat: Das Betamännchen kümmert sich darum, dass die Gruppenregeln eingehalten werden. Es sorgt für Disziplin, knurrt Abweichler an und beißt auch mal zu. Der eigentliche Leitwolf verhält sich völlig anders, nämlich freundlich, anerkennend, konstruktiv. Er ist es, der den Laden zusammenhält und der von allen Rudelmitgliedern respektiert wird. Allerdings kann er seine Rolle nur spielen, weil er ein Betamännchen hinter sich weiß, die Nummer zwei, die für alle unangenehmen Dinge zuständig ist und die bei den übrigen Rudelmitgliedern ziemlich unbeliebt ist. Doch niemand traut sich, das Betamännchen anzugreifen, denn der Leitwolf hält seine schützende Pfote über die Nummer zwei.
Wer spielt das Betamännchen?
Ein
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