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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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die Organisation auch ihr Gutes haben können: Viele dieser Spiele machen die Abteilung, das Unternehmen, die Verwaltung erst geschmeidig und sie verschaffen den Beteiligten eine gehörige Portion Vergnügen. Daher ist es für einen Vorgesetzten gar nicht immer ratsam, die Spiele seiner Mitarbeiter zu durchkreuzen. Manchmal ist er besser beraten, wenn er intelligent mitspielt.
Was Mitarbeiter mächtig macht
    Um die Mitarbeiterspiele besser zu begreifen, wollen wir kurz auf die besondere Natur der Mitarbeitermacht zu sprechen kommen. Sie unterscheidet sich grundlegend von der Macht ihrer Vorgesetzten. Ihre Machtbasis besteht gerade darin, "Untergebene" zu sein, wie Niklas Luhmann festgestellt hat. Ihr Part ist eben gerade nicht, anderen Anweisungen zu erteilen, sondern sie können den Umstand, dass ein anderer der Bestimmer sein muss , für sich ausnutzen. Ihre Macht läuft also genau entgegen der Statusmacht. Offiziell verfügen sie über geringe Machtmittel, offiziell haben sie "niemandem etwas zu sagen". Ihr Vorgesetzter steht hingegen unter Zugzwang. Er muss Entscheidungen treffen, auch wenn er damit überfordert ist. Er muss verschiedene Mitarbeiter zusammenspannen und für ein stimmiges Gesamtergebnis sorgen. Eben dieses "Müssen" lässt sich ausnutzen von jemandem, der nicht muss , sondern kann.
    Es ist das bereits erwähnte Spiel um Verantwortung (wer Macht sucht, muss Verantwortung loswerden, vgl. Seite 19), aus dem die Mitarbeiter ihre Macht schöpfen. Sie können den Ablauf der Dinge beeinflussen, aber die Verantwortung trägt zunächst einmal ihr Chef, der sie erst durch "Schuld schieben" (→ Seite 57) mühsam wieder loswerden muss. Die Mitarbeiter müssen sich nur an seine Anweisungen halten und eigene Fehler vermeiden – oder vertuschen. Auf dieser Grundlage speist sich ihre Macht aus vier Quellen:
Sie sind diejenigen, die die Anweisungen umsetzen müssen. Schon das gibt ihnen eine gewisse Macht und einen Gestaltungsspielraum, erst recht in Situationen, die sich nicht vorausplanen lassen. Dann können sie sogar eigenmächtig von den Vorgaben abweichen, Regeln brechen und dennoch im Sinne ihres Vorgesetzten handeln. Oder sie halten sich penibel an die Vorgaben und bringen gerade dadurch die Sache zum Scheitern, was dann ihrem Vorgesetzten angelastet wird.
Sie wissen etwas, das ihr Chef nicht weiß. Und sie können etwas, das ihr Chef nicht kann. Sie haben mit Kunden und Zulieferern zu tun, die ihr Chef nicht kennt. Oder sie wenden Fachwissen an, über das ihr Chef nicht verfügt. Je weniger ihr Chef davon versteht, was sie tun, desto mehr Einfluss können sie nehmen – nicht unbedingt zum Schaden ihres Chefs.
Häufig sind sie auch die wichtigste Informationsquelle für ihren Chef. Sie können ihm sagen, wie ihre Arbeit gelaufen ist, was sich an der Kundenfront tut und wie die Stimmung an der Basis ist. Ein Vorgesetzter, der diese Quelle nicht anzapft, führt geradezu im Blindflug. Kennzahlen, Kontrollen oder Kundenbefragungen können die Auskunft eines Mitarbeiters ergänzen, aber niemals ersetzen.
Sie können ihrem Chef gegenüber Sympathie, Anerkennung und Bewunderung zeigen – oder vorenthalten. Auch wenn sich das viele Vorgesetzte nicht eingestehen wollen, so sind diese Gefühle doch ein sehr wirksames Druckmittel. Wir alle suchen Anerkennung. Und wer sich seinen Mitarbeitern gegenüber besonders verantwortlich fühlt, ist an diesem Nerv besonders leicht zu treffen.
    An allen vier Punkten lässt sich ablesen: Die Macht der Mitarbeiter und die Macht ihres Vorgesetzten sind aufeinander bezogen, sie sind ineinander verschränkt. Das bedeutet gerade nicht, dass hier ein Gleichgewicht herrscht, vielmehr passen die Macht der Mitarbeiter und ihres Vorgesetzten zusammen wie die Teile eines Puzzlespiels. Sie greifen ineinander, weil sie so unterschiedlich sind.

Vollbeschäftigung
    Eines der wichtigsten Spiele, die ein Mitarbeiter nach Eintritt in eine Organisation lernt, ist das Vollbeschäftigungsspiel. Wer es nicht beherrscht, droht gnadenlos unterzugehen. Man wird ihn mit Arbeit überhäufen, ihn für faul und bequem halten oder gleich wieder vor die Tür setzen. Ein versierter Vollbeschäftigungsspieler wird hingegen geschätzt, gelobt und in manchen Fällen sogar längere Zeit in Ruhe gelassen, weil er so viel zu tun hat. Es ist für Mitarbeiter also sehr lohnend, sich eingehend mit diesem Spiel zu befassen und die eigene Taktik ständig zu verfeinern. Denn auch die Gegenseite lernt dazu und lässt

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