MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
schickte ... aber das war eine Möglichkeit, an die sie nicht einmal zu denken wagte.
Bevor sie noch weiter darüber nachsinnen konnte, zerriss das Donnern eisenbeschlagener Hufe auf dem vom Tau noch feuchten, steinigen Untergrund die Luft. Den Geräuschen nach schien es sich um eine große Anzahl von Pferden zu handeln. Der böige Wind brachte auch das Scheppern von Zaumzeug wie das rhythmische Knarren von Sattelleder mit.
Das Erfreulichste von allem jedoch war ein undeutliches Summen ... die gedämpften Geräusche aufgeregter Männerstimmen.
Der MacNabs.
Es wurde Zeit.
Nur Madeline war noch nicht bereit, vor allem nicht, wenn sie in einer muffigen, halb verfallenen alten Schmiede warten musste. Schon jetzt stockte ihr der Atem, allerdings keimte eine leise Hoffnung in ihr auf, als die Geräusche der herangaloppierenden Reiter lauter wurden.
Im Grunde machte es ihr nämlich gar nicht so viel aus, fortgeschickt zu werden, um den Ausgang des Kampfes abzuwarten. Und was das betraf, so hegte sie auch keine wirklich ernsten Zweifel. Tief im Innersten wusste sie, dass Iain MacLean unverletzt aus diesem Kampf hervorgehen würde, egal, was auch geschah.
Denn Schattenmänner lebten in den Träumen weiter, und Herren der Highlands waren viel zu tapfer, um von anderen besiegt zu werden.
Nein, es war das Schicksal ihres Vaters, was ihr Sorge bereitete.
Denn gebrechliche alte Männer starben.
Und sich ein zweites Mal mit der Endgültigkeit seines Todes abfinden zu müssen, gerade jetzt, da in ihrem Herzen wieder ein winziger Hoffnungsschimmer aufgeflackert war, würde ihr unerträglichen Kummer bereiten.
Nein, sie wollte Iain MacLean glauben und darauf vertrauen, dass ihr Vater vielleicht tatsächlich noch lebte. Etwas anderes zu erfahren würde ihr die Seele aus dem Leib reißen.
Und dann wandte Iain sich ihr wieder zu, und ihr Herz begann wie wild zu pochen. Mit ihm war eindeutig eine Veränderung vorgegangen. Eine bestürzendere Veränderung, als sie geglaubt hatte, obwohl sie nicht einmal erkennen konnte, welche geringfügige Nuance den Unterschied ausmachte.
Seine dunklen Augen wurden weicher, als er seine Hände auf ihre Arme legte und sie an sich zog. »Ich dachte, du hättest Vertrauen zu mir?« Seine tiefe Stimme, warm und ruhig, durchflutete sie mit der schon vertrauten goldenen Wärme und vertrieb ein wenig von der Kälte, die ihr Blut gefrieren ließ.
»Habe ich da etwas missverstanden? Du siehst so skeptisch aus.« Er legte den Kopf ein bisschen schief und musterte sie prüfend. »Setzt du so wenig Vertrauen in meine Geschicklichkeit im Schwertkampf?«
Madeline hob das Kinn und zwang sich ihn anzulächeln. »Natürlich habe ich Vertrauen zu dir«, sagte sie mit bemüht fester Stimme, da sie auf keinen Fall den Eindruck vermitteln wollte, an ihm zu zweifeln. »Es ist das Schicksal meines Vaters, das mir Sorgen macht.«
»Auch er wird noch am Leben sein, wenn wir die Burg einnehmen. Etwas hier drinnen sagt mir, dass es so ist«, bekräftigte er und nahm ihre Hand, um sie auf sein Herz zu legen.
Dann ließ er sie wieder los, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und presste seinen Mund zu einem tiefen, leidenschaftlichen Kuss auf ihren - nur um sich viel zu schnell wieder von ihr zurückzuziehen.
Madeline schnappte nach Luft und schwankte sogar ein bisschen. Sie zitterte am ganzen Kö rp er und versuchte, sich an ihn zu klammern, doch bevor sie auch nur blinzeln konnte, hatte er sie schon auf ihre schwarze Stute gehoben.
Das Gleiche tat er auch mit Nella ... nur ohne den Kuss, und dann versetzte er ihren Pferden einen harten Schlag aufs Hinterteil. »Jetzt aber ab mit euch! Und fasst euch ein Herz, ihr beiden. Es wird alles gut.«
Madeline wusste nicht, ob es an dem harten Schlag oder dem schallenden Befehl lag, aber die beiden Pferde preschten los und galoppierten auf den Schatten der umliegenden Birkenwäldchen und Adlerfarne zu.
»Gott schütze euch!«, glaubte Madeline Iain - oder jemand anderen mit einer tiefen, angenehmen Stimme - ihnen nachrufen zu hören. Aber erst eine ganze Weile später, als sie und Nella ihre Pferde vor der halb verfallenen, verlassenen S c hmiede zum Stehen brachten, wurde ihr klar, was so verblüffend anders an Iain MacLean gewesen war.
Seine Augen. Selbst der letzte Schatten war daraus verschwunden.
Der MacNab hatte sich selbst übertroffen.
Immer mehr Krieger, eine ganze Armee verwegener, heißblütiger Highlander kam in halsbrecherischem Tempo auf sie
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