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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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stört Sie daran? Venus
selbst wäre noch verdammt viel älter gewesen, oder etwa nicht?«
    »Ah, aber Venus war doch unsterblich«,
sagte Cousin Brooks mit einem schmachtenden Blick auf Mrs. Sorpende.
    »War unsterblich ist ja wohl ein
Widerspruch in sich.« Als vereidigter Buchhalter mochte es Mr. Porter-Smith
ganz und gar nicht, wenn man ihn bei einem arithmetischen Fehler erwischte.
    »Ich habe Ihnen die Frage deswegen
gestellt, Mrs. Tawne«, sagte Bittersohn laut genug, um von allen deutlich
gehört zu werden, »weil jemand, dessen Urteil ich sehr schätze, mir gegenüber
angedeutet hat, daß der Romney in Madam Wilkins’ Palazzo möglicherweise nur
eine Kopie ist. Was halten Sie davon?«
    »Ich dachte, Sie sind hier der
Kunstexperte«, sagte Miss LaValliere, die auf Mr. Bittersohn sehr viel Mühe
verschwendet hatte, aber abgeblitzt war und ihm daher gern bei jeder
Gelegenheit eins auswischte.
    »Ach, sind Sie das?« Mrs. Tawne zog
eine ihrer sandfarbenen Augenbrauen bis in die Falten ihrer sommersprossigen
Stirn hoch. »Wenn sogar ein Kenner wie Sie den Unterschied nicht feststellen
kann, dann ist es doch wohl ziemlich egal, oder?«
    Miss LaValliere ließ ein höchst
ungehöriges Kichern vernehmen, und Mr. Porter-Smith beschloß, den Mund zu
halten und eine überlegene Miene zur Schau zu stellen. Sarah entschied, daß es
höchste Zeit sei, das Thema Romney wieder zu verlassen.
    »Wo befindet sich eigentlich Ihr
Atelier, Mrs. Tawne?« fragte sie. »Arbeiten Sie direkt im Museum?«
    »Nein, ich lebe seit fast 40 Jahren in
den Fenway-Studios. Da werde ich wohl auch bis zu meinem Tod bleiben, es sei
denn, sie werden vorher abgerissen.«
    »Wissen Sie, daß ich so etwas wie eine
professionelle Illustratorin bin? Aber ich habe noch nie in meinem Leben ein
richtiges Künstleratelier betreten«, sprudelte Sarah hervor, »ich würde
schrecklich gern einmal Ihr Atelier sehen!«
    Darauf blieb Mrs. Tawne natürlich nicht
viel anderes übrig, als höflich »Ich würde mich jederzeit sehr über Ihren
Besuch freuen« zu erwidern.
    »Könnte ich denn nicht vielleicht schon
morgen vorbeischauen, oder dränge ich Sie jetzt zu sehr? Ich muß nur zufällig
in Ihrer Gegend etwas erledigen, und es ist immer so schwierig, das Haus zu
verlassen, daß ich jedesmal versuche, möglichst viel auf einmal zu erledigen.
Wenn Sie nicht gerade im Museum zu tun haben, könnte ich doch auf einen Sprung
zu Ihnen hereinschauen.«
    »Wann würden Sie denn kommen wollen?«
    »Irgendwann zwischen zehn und vier.
Wann es Ihnen am besten paßt.«
    Sie vereinbarten, daß Sarah um drei Uhr
zum Tee kommen sollte. Mr. Bittersohn überraschte Sarah außerordentlich, indem
er ihr im Schutz der Stühle einen verstohlenen Klaps auf ihr hübsches kleines
Hinterteil verabreichte und dann ihren Cousin fragte: »Na, Kelling, haben Sie
inzwischen noch etwas mehr über die Witherspoon-Sache herausbekommen?«
    »Bloß, daß man Mr. Fitzroy inzwischen
erreicht und benachrichtigt hat und er die ganze Angelegenheit sehr merkwürdig
findet.«
    »Fitzroy ist ein altes Weib«, schnaubte
Dolores Tawne, die ein Zuckerstückchen nach dem anderen in ihre dritte Tasse
Kaffee warf.
    »Nun mal langsam, Dolores«, sagte
Brooks, »sei nicht unfair, bloß weil du nicht immer einer Meinung mit ihm bist.
Mr. Fitzroy ist ein äußerst fähiger Verwalter.«
    »Ach, tatsächlich?« Sie nippte an ihrem
sirupartigen Muntermacher und verkündete sibyllinisch: »Da könnte ich aber ganz
andere Sachen erzählen.«
    »Was denn zum Beispiel, Mrs. Tawne?«
fragte Bittersohn interessiert.
    »Bloß interne Angelegenheiten. Einen
Experten wie Sie würde das gar nicht interessieren.«
    »Also gut.« Cousin Brooks plusterte
seine Federn auf wie ein munterer alter Zaunkönig. »Sehr bald werde ich selbst
in der Lage sein, Ihnen diese Informationen zu übermitteln, Mr. Bittersohn. Mr.
Fitzroy hat mich nämlich gebeten, Joes Stelle zu übernehmen, bis der
Treuhandausschuß einen neuen Wächter eingestellt hat.«
    Das ohnehin schon rote Gesicht von
Dolores Tawne verfärbte sich noch einige Nuancen dunkler. »Das hat er
tatsächlich getan? Er hätte wenigstens den Anstand haben können, mit mir
darüber vorher zu reden.«
    »Aber du selbst warst es doch, die mich
schon mehrfach als Ersatz für deinen Bruder engagiert hat«, wies Brooks sie
zurecht. »Sonst wäre Mr. Fitzroy nie im Leben auf mich gekommen, da bin ich mir
ganz sicher.«
    »Ich will damit ja auch nicht sagen,
daß du deine Arbeit nicht gut

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