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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hervorragender Menschenkenner sein.«
    Cousin Brooks schob sich noch näher an
die Wogen aus malvenfarbenem Georgette. Jetzt endlich erkannte auch Dolores
Tawne, was die Stunde geschlagen hatte.
    »So, ich muß jetzt nach Hause«, fuhr
sie ihn an. »Wir berufstätigen Frauen gehen früh zu Bett. Vielen Dank für das
Abendessen, Mrs. Kelling. Kommst du, Brooks?«
    Brooks fiel die Entscheidung
offensichtlich sehr schwer, doch der Ehrenkodex der Kellings siegte
schließlich. Sarah belohnte Brooks für sein nobles Verhalten, indem sie mit
aller Herzlichkeit zum Ausdruck brachte, er möge doch in Zukunft öfter
vorbeischauen. Mrs. Sorpende ließ anklingen, sie sei abends immer zu Hause.
Brooks gab sein heiliges Ehrenwort, von nun an wirklich öfter zu kommen, und
keiner der Anwesenden bezweifelte auch nur im geringsten, daß es ihm damit
ernst war.
    »Es war wirklich sehr nett von Ihnen,
uns zu besuchen, Mrs. Tawne«, sagte Sarah. »Wir sehen uns dann also morgen um
drei.«
    »Wie bitte? Ach ja, morgen um drei.«
    Dolores und Brooks sahen beide recht
niedergeschlagen aus, als sie fortgingen, wenn auch zweifellos aus
unterschiedlichen Gründen.
     
     

Kapitel
5
     
     
     
     
     
     
     
    »I ch persönlich«, sagte Sarah, »finde das
Salz der Erde eine Spur zu gepfeffert.«
    Sie war mit dem Abwasch beschäftigt,
nachdem sie Mrs. Sorpende mit Komplimenten für das äußerst gelungene Abendessen
überhäuft und sie zu Professor Ormsby in die Bibliothek geschickt hatte, um ihn
zu unterhalten. Mariposa war noch nicht zurück von ihrem Familientreffen, und
Charles hielt sich unten im Souterrain auf und hörte eine Platte von Bach, denn
er war ein junger Mann von anspruchsvollem Geschmack. Max Bittersohn befand
sich offiziell ebenfalls in seinem Zimmer im Souterrain, stand in Wirklichkeit
jedoch neben Sarah in der Küche und half ihr beim Abtrocknen.
    »Eine höchst jähzornige Dame«, stimmte
er ihr zu. »Ich möchte gern wissen, warum sie sich derart aufgeregt hat, als
ich ihr von der Sache mit Brown erzählt habe.«
    »Vielleicht ist sie der Auffassung, daß
ein richtiger Einbrecher oder Räuber sie erst um Erlaubnis fragen sollte, bevor
er einen Wächter überfällt, obwohl ich den Eindruck hatte, daß sie seine
Lügengeschichte ebensowenig glaubt wie Sie.«
    »Ganz richtig. Wahrscheinlich kennt sie
ihren lieben Brown besser als ihre Romneys. Es sei denn, sie weiß genau, daß es
sich bei dem Bild um eine Fälschung handelt, und will es bloß nicht zugeben,
weil es dem Ruf des Museums schaden könnte. Wie kommt es eigentlich, daß Ihre
Familie diese kleine Unstimmigkeit nicht schon vor Jahren geklärt hat?«
    »Die Kellings und Madam haben sich
nicht besonders gut verstanden.« Sarah berichtete ihm von dem Fiasko bei der
Eröffnung. »Wenn also irgend jemand nach dem Vorfall etwas über das Bild gesagt
hätte, wäre es bloß wieder als Bosheit ausgelegt worden. Jedenfalls ist keiner
von uns je wieder dort gewesen. Mit Ausnahme von Brooks war ich bestimmt die
erste Kelling, die seit der Eröffnung erneut einen Fuß in den Palazzo gesetzt
hat. Und Brooks kann eigentlich von dem Romney nichts wissen, weil seine Mutter
1928 mit Tante Emma Krach wegen Rudy Vallee, dem berühmten Sänger, hatte, und
sie danach kein Wort mehr miteinander gesprochen haben. Deshalb hat er
natürlich Tante Emma nie besucht. Sie hätte ihn aber sicher auch sonst nicht
eingeladen, denn Brooks gilt in der Familie als eine Art Abtrünniger.«
    »Ich habe mich auch schon gefragt, was
denn ein Kelling auf einem Kindergeburtstag als Vogelstimmenimitator macht.«
    »Bestimmt bringt er sie alle dazu, daß
sie sich vor Lachen kugeln. Brooks kann ungeheuer lustig sein, vor allem, wenn
er mit Kindern zusammen ist. Er ist wirklich ein rastloser Geist. Rollende
Steine setzen zwar bekannterweise kein Moos an, aber ich nehme an, daß dies
wenigstens in finanzieller Hinsicht bei ihm nicht zutrifft. Als er sich nach
dem College geweigert hat, in das Familienunternehmen, eine Wollspinnerei,
einzusteigen, hat ihn sein Vater enterbt, und er stand ohne einen einzigen
Penny da. Aber Brooks hatte von irgendeiner Großtante oder sonst jemandem Geld
geerbt. Die Kellings erben ständig hier und da eine Kleinigkeit. Jedenfalls
starb Brooks’ Vater an dem Tag, an dem Roosevelt für die vierte Amtsperiode
nominiert wurde, an einem Schlaganfall, und Brooks’ Mutter beschloß, ein
weiblicher Tycoon zu werden. Sie hat dann die Firma innerhalb von sechs Monaten
völlig zugrunde

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