Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
gesagt, daß er selbst für die Instandhaltung der
Sicherheitsanlage aufkommt.«
    »Kaum zu glauben.«
    »Aber die reine Wahrheit. Und es ist
bestimmt nicht billig, mit all den Luftfeuchtigkeits- und Temperaturreglern,
der hermetischen Abriegelung, ganz zu schweigen von den ursprünglichen Kosten
für den Bau der Anlage.«
    »Was?« unterbrach Brooks. »Wovon redest
du überhaupt?«
    »Aber er muß euch doch von unserer
Sicherheitsanlage erzählt haben! Darauf basiert doch schließlich unser gesamtes
Projekt. Das ist ja«, Dolores wurde wieder feierlich, »die enorme
Verantwortung, die Mr. Palmerston auf sich genommen hat, als er damals
Vorsitzender des Treuhandausschusses wurde. Madam Wilkins’ Originalsammlung ist
geschützt vor den Unbilden der Zeit, vor Umweltverschmutzung und klimatischen
Veränderungen, und das unter wissenschaftlich kontrollierten Bedingungen in einer
staubfreien, bombensicheren, strahlensicheren, mottensicheren
Sicherheitsanlage, während im Museum die identischen Kopien der Bilder hängen.
Es wäre selbstverständlich alles andere als ratsam«, sagte sie in einem etwas
sachlicheren Ton, »die Öffentlichkeit so ohne weiteres darüber zu unterrichten,
daß die Bilder Kopien sind, also haben wir sie heimlich alle der Reihe nach
ersetzt, sobald ich die Kopien angefertigt hatte, und niemand hat etwas
bemerkt. Kein einziges Mal in den ganzen 32 Jahren hat auch nur ein Mensch
etwas gemerkt.«
    Ein Schatten huschte über ihr breites
Gesicht. »Das heißt, so lange nicht, bis dieser alte Dummkopf Witherspoon
angefangen hat zu jammern, daß sich seine Liebste verändert hätte. Das war zwar
direkt, nachdem wir die Bilder ausgetauscht hatten, aber Joe kann unmöglich
etwas gemerkt haben. Diesen Tizian halte ich nämlich für mein Meisterwerk. Ich
wette, daß ich härter an der Kopie gearbeitet habe als Tizian an dem Original,
und wenn mir jemand auch nur einen Fehler daran nachweisen kann, fresse ich
meine Palette.«
    »Der Tizian ist das wertvollste Gemälde
der ganzen Sammlung, nicht?« fragte Bittersohn.
    »Allerdings. Das unbestrittene
Glanzstück. Wir haben es uns bis zum Schluß aufgehoben, weil wir uns, ehrlich
gesagt, beinahe nicht getraut hätten, es in Angriff zu nehmen. Es ist so groß,
und es ist ein Bild, das sich die Leute wirklich genau ansehen, wenn Sie
wissen, was ich meine. Mr. Palmerston war furchtbar nervös. ›Diesmal müssen Sie
sich selbst übertreffen‹, hat er mir immer wieder gesagt.«
    »Und das ist Ihnen auch wirklich
gelungen, Mrs. Tawne. Erstaunlich, daß Witherspoon trotzdem den Unterschied
gemerkt hat.«
    »Das ist absolut unmöglich! Er war
einfach nur ein bißchen verkalkt, weil er schon so alt war, das ist alles.«
    »Wußte Mr. Palmerston, daß Joe den
anderen Wächtern erzählte, daß das Bild sich verändert hatte?«
    »Es gibt nur sehr wenig im Palazzo,
worüber Mr. Palmerston nicht informiert ist. Selbstverständlich hat er davon
gewußt. Ich selbst habe es ihm erzählt.«
    »Dann muß es doch für Sie beide beinah
eine Erleichterung gewesen sein, wenn man einmal so sagen darf, als Witherspoon
einen Kopfsprung vom Balkon machte.«
    »Ich muß offen zugeben, daß ich ihm
nicht viele Tränen nachgeweint habe, als ich davon erfuhr, obwohl ich nicht gerade
begeistert über die negativen Schlagzeilen für das Museum war. Und als ich
erfuhr, daß dieser verdammte Dummkopf Brown die Situation noch verschlimmert
hatte, indem er sich mit seiner Geschichte von dem angeblichen Raubüberfall
völlig lächerlich gemacht hat, bin ich fast verrückt geworden. Ausgerechnet an
einem solchen Tag! Wenn ich da gewesen wäre, weiß ich wirklich nicht, was ich
getan hätte. Möglicherweise wäre ich versucht gewesen, ihn dem alten Joe
hinterherzustoßen, und damit wären wir sie beide los gewesen.«
    »Sie waren also zu dem Zeitpunkt, als
es passierte, gar nicht im Palazzo?«
    »Nein. Wenn Sie es genau wissen wollen,
ich war bei Jimmy und habe ihm den Kopf mit Eis gekühlt, damit er wenigstens am
folgenden Montag wieder einigermaßen in der Lage war zu arbeiten. Leider ist es
kein Geheimnis, daß mein Bruder sich ab und zu ein wenig zuviel zumutet.
Sonntag nacht hat er irgendwo ein paar Dollars aufgetrieben und ohne mein
Wissen eine Sauftour veranstaltet. Wenn ich rechtzeitig herausgefunden hätte,
daß er Geld hatte — «
    »Woher hatte er denn das Geld?«
    »Mr. Palmerston hat es ihm
versehentlich gegeben. Jimmy erledigt ab und zu kleinere Arbeiten für ihn, und
Mr. Palmerston

Weitere Kostenlose Bücher