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Madame Bovary

Madame Bovary

Titel: Madame Bovary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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noch bei Tisch. Der große
Saal des Restaurants leerte sich. Sie saßen am Ofen, der die Form
eines hochragenden Palmenstammes hatte, dessen innen vergoldete
Fächer sich unter der weißen Decke ausbreiteten. Neben ihnen, im
hellen Sonnenlichte, hinter Glaswänden, sprudelte ein kleiner
Springbrunnen über einem Marmorbecken. An seinem Rande hockten
zwischen Brunnenkresse und Spargel drei schläfrige Hummern; daneben
lagen Wachteln, zu einem Haufen aufgeschichtet.«
    Der Apotheker tat sich sozusagen eine Güte. Wenngleich ihn die
Pracht noch mehr entzückte als das vortreffliche Mahl, so tat der
Burgunder doch seine Wirkung. Und als das Omelett mit Rum
aufgetragen ward, da offenbarte er unmoralische Theorien ȟber die
Weiber«. Am meisten rege ihn eine »schicke« Frau auf, und nichts
ginge über eine elegante Robe in einem vornehm eingerichteten Raume. Was die körperlichen Reize
anbelange, da sei viel Fleisch »nicht ohne«.
    Leo sah verzweifelt auf die Uhr. Der Apotheker trank, aß und
schmatzte weiter.
    »Sie müssen sich übrigens ziemlich einsam fühlen hier in Rouen«,
sagte er plötzlich. »Aber schließlich wohnt ja Ihr Liebchen nicht
allzuweit.« Da Leo errötete, setzte er hinzu: »Na, gestehen Sie
nur! Wollen Sie leugnen, daß Sie in Yonville….«
    Der junge Mann stammelte etwas Unverständliches.
    »… im Hause Bovary jemanden poussieren….«
    »Aber wen denn?«
    »Na, das Dienstmädel!«
    Es war sein Ernst. Aber Leos Eitelkeit war stärker als alle
Vorsicht. Ohne sichs zu überlegen, widersprach er. Er liebe nur
brünette Frauen.
    »Da haben Sie nicht unrecht«, meinte der Apotheker. »Die haben
mehr Temperament!«
    Homais begann zu flüstern und verriet seinem Freunde die
Symptome, an denen man erkennen könne, ob eine Frau Feuer habe. Er
geriet sogar auf eine ethnographische Abschweifung. Die Deutschen
seien schwärmerisch, die Französinnen wollüstig, die Italienerinnen
leidenschaftlich.
    »Und die Negerinnen?« fragte der Adjunkt.
    »Das ist etwas für Kenner! Kellner! Zwei Tassen Kaffee!«
    »Gehen wir?« fragte Leo ungeduldig.
    » 
Yes!
«
    Aber zuvor wollte er den Besitzer des Restaurants sprechen und
ihm seine Zufriedenheit aussprechen.
    Des weiteren schützte der junge Mann einen geschäftlichen Gang
vor. Er wollte nun endlich allein sein.
    »Ich begleite Sie natürlich!« sagte Homais.
    Unterwegs erzählte er unaufhörlich von
seiner Frau, von seinen Kindern, von ihrem Gedeihen, von seiner
Apotheke, vom verwahrlosten Zustand, in dem er sie übernommen, und
wie er sie in die Höhe gebracht habe.
    Vor dem Boulogner Hofe verabschiedete sich Leo kurzerhand von
ihm, eilte die Treppe hinan und fand seine Geliebte in der größten
Erregung. Bei der Erwähnung des Apothekers geriet sie in Wut. Leo
versuchte, sie durch allerlei vernünftige Gründe zu beruhigen. Es
sei wirklich nicht seine Schuld gewesen. Sie kenne Homais doch. Wie
habe sie nur glauben können, daß er lieber mit ihm statt mit ihr
zusammen sei? Aber sie wollte gar nichts hören und schickte sich
an, fortzugehen. Er hielt sie zurück, sank vor ihr auf die Knie,
umschlang sie mit beiden Armen und sah sie mit einem rührenden
Blick voller Begehrlichkeit und Unterwürfigkeit an.
    Sie stand aufrecht vor ihm. Mit großen flammenden Augen sah sie
ihn ernst, fast drohend an. Dann aber verschwamm dieser Ausdruck in
Tränen. Ihre geröteten Lider schlossen sich, sie überließ ihm ihre
Hände, die er an seine Lippen zog. Da erschien der Hausdiener. Ein
Herr wünsche ihn dringend zu sprechen.
    »Du kommst doch wieder?« fragte Emma.
    »Gewiß!«
    »Aber wann?«
    »Sofort!«
    Es war der Apotheker.
    »Ein feiner Trick, nicht?« schmunzelte er, als er Leo
erblickte.
    »Ich wollte Ihnen Ihre Unterredung verkürzen. Sie war Ihnen doch
offensichtlich unangenehm. So! Jetzt gehen wir zu meinem Freund
Bridoux, einen Bittern genehmigen!«
    Leo beteuerte, er müsse in seine Kanzlei. Aber der Apotheker
lachte ihn aus und machte seine Witze über die Juristerei.
    »Lassen Sie doch den Aktenkram Aktenkram
sein! Zum Teufel, warum nur nicht? Seien Sie kein Frosch! Kommen
Sie, wir gehn zu Bridoux! Seinen Terrier müssen Sie mal sehen! Der
ist zu spaßig!« Und da der Adjunkt immer noch widerstrebte, fuhr er
fort: »Na, da begleite ich Sie wenigstens! Werde in Ihrem Laden
eine Zeitung lesen oder in irgendeinem alten Schmöker
blättern.«
    Leo war wie betäubt durch Emmas Unwillen, durch des Apothekers
Geschwätz und vielleicht auch durch die Nachwirkung

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