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Madame Bovary

Madame Bovary

Titel: Madame Bovary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Samtbarett und
Hausschuhe aus blauem Plüsch. Und über dem Kamin sollten zwei
gekreuzte Floretts hängen, ein Totenschädel darüber und die Gitarre
darunter. Wundervoll!
    Das Schwierige war nur, die Einwilligung seiner Mutter zu
bekommen. Aber im Grunde war sein Plan doch der allervernünftigste!
Sogar sein Chef redete ihm zu, sich in einer andern Kanzlei weiter
auszubilden. So entschied sich Leo zunächst zu einem Mittelding. Er
bewarb sich um einen Adjunktenposten in Rouen. Als ihm dies
mißlang, schrieb er schließlich seiner Mutter einen langen Brief,
in dem er ihr ausführlich auseinandersetzte, warum er ohne weiteres
nach Paris übersiedeln wollte. Sie war damit einverstanden.
    Trotz alledem beeilte er sich keineswegs. Volle vier Wochen lang
gingen von Yonville nach Rouen und von Rouen nach Yonville Koffer,
Rucksäcke und Pakete für ihn hin und her. Er vervollständigte seine
Garderobe, ließ seine drei Lehnstühle aufpolstern, schaffte sich einen Vorrat von seidnen Halstüchern
an, kurz und gut, er traf Vorbereitungen, als wolle er eine Reise
um die Welt antreten. So verstrich Woche auf Woche, bis ein zweiter
mütterlicher Brief seine Abreise beschleunigte. Er hätte doch die
Absicht, ein Examen nach einem Semester zu machen.
    Als der Augenblick des Abschieds gekommen war, da weinte Frau
Homais, Justin heulte, und Homais verbarg seine Rührung, wie sich
das für einen ernsten Mann schickt. Er ließ es sich jedoch nicht
nehmen, den Mantel seines Freundes eigenhändig bis zur Gartenpforte
des Notars zu tragen, wo des letzteren Kutsche wartete, die den
Scheidenden nach Rouen fahren sollte.
    Im letzten Viertelstündchen machte Leo seinen Abschiedsbesuch im
Hause des Arztes.
    Als er die Treppe hinaufgestiegen war, blieb er stehen, um Atem
zu schöpfen. Bei seinem Eintritt kam ihm Frau Bovary lebhaft
entgegen.
    »Da bin ich noch einmal!« sagte Leo.
    »Ich hab es erwartet!«
    Emma biß sich auf die Unterlippe. Eine Blutwelle schoß unter der
Haut ihres Gesichts hin und färbte es über und über rot, vom
Halskragen an bis hinauf zu den Haarwurzeln. Sie blieb stehen und
lehnte die Schulter gegen die Holztäfelung.
    »Ihr Herr Gemahl ist wohl nicht zu Hause?«
    »Er ist fort.«
    Dann trat Schweigen ein. Sie sahen sich beide an, und ihre
Gedanken, von gleichem Bangen durchwoben, schmiegten sich
aneinander wie zwei klopfende Herzen.
    »Ich möchte Berta gern einen Abschiedskuß geben«, sagte Leo.
    Emma ging hinaus, ein paar Stufen hinunter, und rief Felicie.
Leo warf schnell einen heißen Blick auf die Wände, die Möbel, den
Kamin, als wollte er alles umfassen, alles mit sich
nehmen. Aber da war sie auch schon wieder
im Zimmer. Das Mädchen brachte die kleine Berta, die einen
Hampelmann an einem Faden in der Hand hielt, verkehrt, den Kopf
nach unten.
    Leo küßte die Kleine ein paarmal auf die Stirn.
    »Lebwohl, armes Kind! Lebwohl, liebes Bertchen! Lebwohl!«
    Er gab das Kind der Mutter zurück.
    »Bring sie weg!« befahl Emma.
    Sie waren wiederum allein.
    Frau Bovary wandte Leo den Rücken zu und preßte ihr Gesicht
gegen eine Fensterscheibe. Er hielt seine Reisemütze in der Hand
und schlug damit leise gegen seinen Schenkel.
    »Es wird wohl regnen«, bemerkte Emma.
    »Ich habe einen Mantel«, antwortete er.
    »So!«
    Sie wandte sich wieder um, das Kinn gesenkt. Das Licht glitt
über ihre vorgebeugte Stirn wie über glatten Marmor bis hinab in
die Augenbrauen. Man konnte nicht sehen, was in ihren Augen
geschrieben stand, noch was die Gedanken dahinter sannen.
    »Also adieu!« seufzte Leo.
    Sie hob den Kopf mit einer jähen Bewegung.
    »Ja, adieu! Sie müssen gehen!«
    Sie kamen aufeinander zu. Er reichte ihr die Hand hin. Sie
zögerte.
    «Sozusagen ein französischer Abschied!« meinte sie, indem sie
ihm die Hand überließ. Dabei lächelte sie gezwungen.
    Leo fühlte ihre Finger in den seinen. Es kam ihm vor, als ströme
ihr ganzes Ich in seine Haut. Als er seine Hand wieder öffnete,
begegneten sich beider Augen noch einmal. Dann ging er.
    Als er unter den Hallen war, blieb er stehen, wobei er sich
hinter einem Pfeiler verbarg. Er wollte ein letztes Mal ihr weißes
Haus mit seinen vier grünen Fensterläden sehen. Da vermeinte
er, ihren Schatten hinter der Gardine
ihres Zimmers zu erblicken. Aber der Vorhang hatte sich wohl von
selbst gebauscht und fiel nun wieder langsam in seine langen
senkrechten Falten zurück, in denen er dann regungslos stehen blieb
wie eine Mauer von Gips. Leo eilte von dannen.
    Von

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