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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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nichts. In dießer sach bin ich so gelehrt hit in Franckreich worden, daß ich bücher davon schreiben könnte …«
    Nach dem Tode seiner Frau hatte der Dauphin seine Mätresse geheiratet, wie sein Vater morganatisch. Die neue heimliche königliche Gemahlin war Marie-Émilie de Chouin, die der Prinzessin von Conti mehrere Liebhaber weggeschnappt hatte. Sie war »ein dickes Mädchen
859 , plump, eine Brünette, häßlich, mit einer platten Nase«, so jedenfalls der Herzog von Saint-Simon. Er gestand ihr zu, intelligent zu sein, um sie gleich darauf wegen ihres »intriganten und manipulierenden Wesens« zu verurteilen. Auch Françoises Nichte Marthe-Marguerite beschrieb La Choin als »ein Mädchen von bemerkenswerter Häßlichkeit
860 «. Aber sie war eine leidenschaftliche Jägerin und besaß offenbar einen gesunden Appetit, zwei Merkmale, die vermutlich hinreichten, um ihr die Zuneigung des Dauphins zu gewinnen.
    Françoises Nichte, Charles' vierzehnjährige Tochter Françoise-Charlotte-Amable, hatte mit dem illustren jungen Herzog von Noailles, dem Neffen des Erzbischofs, eine glänzende Partie gemacht, wobei der König persönlich ihr eine Mitgift von 800 000 Livres aussetzte. Mignon war ebenfalls verheiratet, mit seiner Cousine zweiten Grades, der temperamentvollen Enkelin des Grand Condé , die bereits erkennen ließ, daß sie die notorische Neigung ihrer Familie zum Aufrührertum geerbt hatte.
    Der junge Herzog von Burgund, Ludwigs Enkel und Erbe, hatte ebenfalls seine Cousine geheiratet, die ausgesprochen reizende elfjährige Prinzessin Maria Adelaide von Savoyen. Ludwig war sogleich vernarrt in diese Enkelin seiner unerlaubten Jugendliebe – der ersten Frau seines Bruders, der englischen Prinzessin Henrietta Stuart, die für ihre Schönheit berühmt war. Die kleine Maria Adelaide wurde zu Françoises größtem Entzücken ihrer Obhut anvertraut, bis die Ehe nach ihrem vierzehnten Geburtstag vollzogen werden sollte: »Sie ist in jeder Hinsicht vollkommen
861 «, schwärmte sie in einem Brief an die Eltern des Mädchens. »Madame [Liselotte] wird Ihnen das alles sagen, aber ich kann es mir nicht verwehren, es selbst auszusprechen. Sie ist ein Wunderkind. Sie wird der Glanz der Epoche sein.« Doch Madame hatte über Maria Adelaide etwas anderes zu sagen: »Sie macht wenig Werks aus ihrem Großvater
862 , und mich sieht sie kaum an«, bemerkte sie schmollend, »aber sobald sie Mad. de Maintenon erblickt, lacht sie sie an … Dies Mächen ist recht italienisch und politisch, als wenn sie 30 Jahr alt wäre. Sie hat ein recht österreichisch Maul und Kinn« – eine Anspielung auf das bekanntermaßen ausladende Kinn der Habsburger.
    Liselottes bitterste Klage galt jedoch ihrem eigenen Sohn Philippe, Herzog von Chartres, der mit der vierzehnjährigen Françoise-Marie, Herzogin von Blois, der jüngsten Tochter von Ludwig und Athénaïs und natürlich illegitim, in Liselottes Augen die verachtete Frucht eines schändlichen doppelten Ehebruchs heiratete. Selbst eine sagenhafte Mitgift von zwei Millionen Livres, die der König bereitstellte, hatte sie nicht aufheitern können. »Ob ich zwar die Augen so dick verschwollen
863 habe, daß ich kaum draus sehen kann, indem ich … die Torheit getan, die ganze Nacht zu flennen«, schrieb sie ihrer Tante. »Monsieur kam heute um halb vier herein und sagte zu mir: Madame, ich habe einen Auftrag vom König für Sie, der Ihnen nicht sehr angenehm sein wird .« Die
sonst so streitbare Liselotte hatte, ohne zu murren, eingewilligt, ein Zeichen des Respekts, den Ludwig selbst seiner freimütigen Schwägerin einzuflößen vermochte. »Abends nach acht ließ mich der König in sein Kabinett holen und fragte mich, was ich dazu sagte«, fuhr sie fort. »Ich sagte: Wenn Eure Majestät und Monsieur mir als Herr befehlen, wie sie tun, so kann ich nichts tun als gehorchen … der König und der ganze hof seind heute herkommen in mein Kammer, um mich über diese schöne Sach zu complimentiren … Der Kopf tut mir so wehe.« Liselotte war mit hämmerndem Kopfschmerz heimgegangen, um eine weitere traurige Nacht zu verbringen, getröstet nur von dem Gedanken, daß »der hinkende Bastard« (Mignon) nicht ihrer Tochter angehängt worden war, wie sie befürchtet hatte, und der Befriedigung, ihrem Sohn vor dem versammelten Hof eine schallende Ohrfeige versetzt zu haben.
    Jenseits des Ärmelkanals hatte es einen besonders wichtigen Anfang gegeben. Im Juli 1694 hatte die Regierung in London von dem

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