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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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stimmte nicht. Françoise war wirklich sehr nahe daran, in Ungnade zu fallen. Nach dem Erscheinen eines weiteren gewichtigen Bandes von Bossuet hatte Ludwig tatsächlich erwähnt, daß er sie zur Herzogin machen könne wie Louise de la Vallière in ihrem eisigen Kloster und Angélique de Fontanges in ihrem Grab. Aus ihrem Flirt mit einem unglaublich einfachen Weg zur Erlösung und ihrer Vernarrtheit in Fénélon war ungewollt ein aufrührerischer Versuch geworden, die Fundamente des Königreichs zu untergraben – nicht, daß Ludwig ihr etwas so Schwerwiegendes vorgeworfen hätte, aber sein Vertrauen in ihren gesunden Menschenverstand, in ihre Verläßlichkeit und ihre Ehrlichkeit ihm gegenüber war ernstlich erschüttert. Im Sommer 1698 kam es öfter vor, daß er tagelang nicht ein Wort an sie richtete. Sie gewöhnte sich daran, die Nacht in Saint-Cyr zu verbringen, und wenn sie in Versailles war, versteckte sie sich, so daß unter den Höflingen schließlich das Gerücht aufkam, Madame de Maintenon sei an Krebs erkrankt und liege im Sterben. »Beten Sie für mich
848 «, schrieb sie an Noailles, »aber nicht für meine Gesundheit, sondern für das, was ich wirklich brauche.« Françoises Tränen waren echt und ihr Gerede vom Tod – sie war zweiundsechzig – Ausdruck eines ängstlichen Wunsches nach einem Ausweg.
    Nun, da Fénélon verbannt war und Bossuet noch immer schimpfte, war es der beständige, unauffällige Père Godet des Marais, der an sie dachte. Im Frühherbst 1698 nahm er es auf sich, dem König zu schreiben und ihn an Françoises »Zuneigung und Loyalität« ihm gegenüber und an ihre stetige Sorge um sein Ansehen bei »all den eigennützigen und heuchlerischen« Cliquen am Hof zu erinnern. Der Brief verfehlte seine Wirkung nicht. Françoise mochte naiv und töricht gewesen sein; sie mochte sich mit unerwünschten Menschen eingelassen haben – vielleicht sogar, wie Père de la Chaise angedeutet hatte, mit ehrgeizigen Leuten, die sie für ihre eigenen Zwecke zu manipulieren suchten; aber Ludwig kannte sie zu gut, um daran zu zweifeln, daß sie ihm je etwas anderes als sein Bestes gewünscht hatte.
    »Madame«, sagte er
849 viele traurige Abende später zu ihr, »Sie werden doch nicht wegen dieser Affäre sterben!« Er hatte ihr vergeben, und möglicherweise hatte er auch sich selbst dafür zur Rechenschaft gezogen, daß er sie als seine Frau und dennoch nicht seine Königin in einer unmöglichen Position gelassen hatte. Mit einem offiziellen Status, anerkannt als seine königliche Gemahlin, mit eigenen öffentlichen Pflichten und einem unangefochtenen Vorrang am Hof hätte sie es wohl nicht nötig gehabt, sich um Einfluß zu bemühen und sich hinter seinem Rücken mit zweifelhaften Leuten und potentiell gefährlichen Ideen einzulassen. Doch er hatte seine stolze und tüchtige Frau an einer goldenen Leine gehalten, und nach fünfzehn Jahren eines demütigenden Doppellebens war »Ihre Zuverlässigkeit« am Ende ins Straucheln geraten.
    * *
    Der Herzog von Burgund war sechzehn Jahre alt, und zu seinen Ehren hatte Ludwig ausgedehnte Manöver im Feldlager von Compiègne nördlich von Paris angeordnet. Sie fanden Mitte September 1698 statt, nur wenige Tage nach der Ver
söhnung des Königs mit Françoise, und die beiden fuhren in getrennten Kutschen vor, um sich zu den 60 000 Soldaten und Hunderten von Höflingen und ausländischen Diplomaten zu gesellen, die dem jungen übernächsten Anwärter auf den Bourbonenthron huldigen wollten. »Es waren so viele Männer
850 «, schrieb der Herzog von Saint-Simon, »daß die Herzöge zum ersten Mal in Compiègne ein Zimmer teilen mußten.« Unter den Botschaftern gab es einen großen Wirbel, weil nicht jedem das wichtige Wort »für« auf der Tür zu seinem Zimmer zuteil geworden war. »Niemand weiß, wie es zu dieser für -Auszeichnung kam«, fuhr Saint-Simon fort, »und im Grunde ist es idiotisch. Es bedeutet lediglich, daß auf der Tür des eigenen Zimmers für Soundso steht und nicht nur Soundso . Prinzen von Geblüt, Kardinäle und ausländische Prinzen bekommen alle ein für , und auch einige Herzöge und Herzoginnen haben es bekommen, aber das bedeutet nicht, daß das eigene Zimmer um einen Deut besser ist als das von anderen, und deshalb halte ich das Ganze für idiotisch«, schloß der Herzog, der dafür bekannt war, in Protokollfragen pingelig zu sein und zufällig für-los geblieben war. Der Glanz der Manöver kannte keine Grenzen, wie er im folgenden

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